(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 1/2, 1954

^Zafr'ä, um /ö^o/Fo / Lrmm/uuF ^uar^ lvieder mit dem gedankenlosen wiederholen aus älteren Veröffentlichungen begnügt, bann hätte auch die fast kitschige Vorstellung von den „harten Bauernhänden, die im Sommer grobe Zäune anstreichen und im Winter zarte Glasbilder malen" nicht in jedem Jahr neue Auferstehung feiern können. Mit den oben Wiedergegebenen nüchternen Zahlen hoffe ich, endlich ein für allemal mit diesem Fehlurteil über dre Hinterglasmalerei aufgeräumt zu haben. Die Geschichte der volkstümlichen Hinterglasmalerei ist nicht die eines bäuerlichen Nebenerwerbs, sondern die eines ländlichen Handwerks-, bzw. Gewerbezwcigcs und kann nur unter dieser Voraussetzung richtig gesehen und erkannt werden. Der Name „bäuerliche Hinterglasbilder" ist deshalb nur so weit zutreffend, als damit Bilder für bäuerliche Ab ­ nehmer und deren Geschmack verstanden werden. „Bürgerliche" oder städtische Hinterglasbilder Wenn auch Linckenheld^ und Haug" in ihren Veröffent ­ lichungen behaupten, in Österreich gäbe es mehr bürger ­ liche Hinterglasbilder mit Portrait- und anderen profanen Darstellungen als in Elsaß-Lothringen, so muß ich ihnen leider widersprechen, wie auch Pros. Jean palgen'", der diese unbegründete Behauptung ungeprüft übernahm. Die Zahl bürgerlicher, insbesondere profaner Hinterglas ­ bilder ist vielmehr in Österreich weit geringer als in den westlichen Ländern. Man kann nahezu von einem west- östlichen Gefälle bezüglich des Hundertsatzes dieser Bilder in Mitteleuropa sprechen. Am Österreichischen Museum für Volkskunde zu Wien entdeckte ich an dein Bild Anv. Nr. 517 eine Signatur „Buhler, Johann Friedericheit" (Zeit Ende )S. Ih.)> An privatbesitz in Oberösterreich findet sich ein Bilderpaar mit Signatur und Datierung „I. Tendier 1797" (viel ­ leicht aus der bekannten steirischen Malerfamilie?), dessen zweites Exemplar Pros. Staffelbach' dem Johann Cres ­ cenz Meyer (geb. 1735 in Großwangen, Schweiz) zu- schreibt. Konventionell gemalte Landschaftsdarstellungen mit Hirschen nach Riedinger-Stichen sah ich in Aschl im Kunsthandel, datiert „Kindermann, 1S04", welcher mit dem Hinterglasradierer Johann Kindermann aus Wal ­ lern (Südböhmen) identisch oder verwandt sein dürfte. Jeder Besucher der wiener, Grazer, bzw. Annsbrucker Museen, des Oberösterveichischen Landesmuseums und der meisten Heimathäuser kann sich leicht überzeugen, daß das Vorkommen von profanen und Portrait-Hinterglas ­ malereien in Österreich kaum 5 v. Hdt. des Bestandes der religiösen Hinterglasbilder erreicht. H i n te r g l as r a d i e r u n g e n Ähnlich der Hinterglasmalerei wurde die Hinterglas- radierung in einer bürgerlich-städtischen und einer volks ­ tümlich-ländlichen Schicht betrieben. Auch in unserem Ge ­ biet von Sandl, Buchers und Umgebung traten Erzeuger sogenannter „gravierter Bildl" auf. Schon Josef Blau'"," nannte als Hersteller Joh. Schräm! in Wallern (um )Sir), Franz Jellinek in Wossek ( — Ossek), Hs. Krumau (um 1 S44), Josef Fink in Neumark, Jakob Beil- mann in Haidl und andere. Seither gelang mir die Feststel ­ lung einiger weiterer Namen: Der Öl- und Portraitmaler Igna; Ruß, später in Trautcnau und Prag, signierte Hin- terglasradierungen um iSoö, der Schulgehilfe Josef Schwarzer von Heldenstamm um 1 S32 in Jägerndorf, ein gewisser Kerr signierte die feine Wiedergabe des Gnaden- bildes von Mariabrunn Ende des 18. Jahrhunderts. An der Art des Josef Fink Hat das Oberösterreichische Lan- desmuseum eine große Kruzifixdarstellung, signiert „F. Letzwitz, Krems, feoit". Ein Marienbild in privatbesitz zu Freistadt, Oberösterreich, ist signiert „will). Demoscr, I S61". Ein großes Bild im O.-Ö. Landesmuseum in Kom ­ binationstechnik (Farbbild mit Silhouetten in Hinter- glasradierung, teils mit Seide unterlegt) zeigt das „griene Pirgercorps" beim Musizieren, signiert „Geyrl, Glaser- meister in Urfahr, 1797"; ein ähnliches Stück der gleichen Hand hängt im Heimatmuseum Steyr. Ein Portrait- Medaillonbild meiner Sammlung, das den Freiherrn Alexander von Seckendorff darstellt, ist signiert und datiert „I. Schellenberger fecit 1S05". Die Bildt h e in en der Hinterglas m a l e r Aus dem vorvorigen Abschnitt geht hervor, daß unser Bestand an Hinterglasbildern überwiegend religiösen An ­ halts ist. Auch die Bildermaler von Sandl und Umgebung, bzw. ihre bäuerlichen Abnehmer, bevorzugten weitaus religiöse Themen. Daneben malten sie auch Motive mit Vögeln oder Blumensträußen, seltener Allegorien oder dergleichen. Da die hüttengewerbliche Hinterglasmalerei keine selbständig neuschöpferische Kunstgattung war, son ­ dern wie Holzschnitt, Kupferstich, Stahlstich usw. oder die gleichzeitige pergaiirentbiidermalerei und die anderen Verfahren zur Herstellung religiöser Andachtsbilder sich meist auf die Wiedergabe herkömmlicher Darstellungen beschränkt hat, finden wir alle Bildmotive wieder, die wir von den anderen obengenannten Bildgattungen kennen. Nur in der ornamentalen Ausschmückung leerer Flächen, in der Zusammenstellung verschiedener Motive zu Bild- kompositionen und in der Farbenwahl hatte die volks- künstlerische Phantasie Spielraum zu eigener Entfaltung. Auf diesem engen Spielraum jedoch gelang ihr in den Höhepunkten der Entwicklung die Umwandlung des Vor- lagengutes zu einem Neuen, Nichtdagewesenen. Andere Zweige der Volkskunst zeigen dazu parallelen. Am Gegensatz zu Pros. Gtaffelbach " finden wir neben Szenen aus dem Leben Christi und dem Marienleben sowie den zahllosen Namenspatronen Nachbildungen der Gnadenbilder aus zahlreichen in- und ausländischen Wall ­ fahrtsorten. Für die aus bayerischen Erzeugungsgebieten vielfach gefundenen Votiv-Hinterglasbilder sind bisher aus Sandl nur zwei Gegenstücke bekannt. Eines, datiert 1 §47 (Freistadt), stellt ein Votiv zu Maria-Taferl dar mit 72

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