(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 1/2, 1954

weißen Rand" oder „mit weißem Hintergrund", „mit Draperie", „mit Spiegelgrund" oder „Werkstätte mit Spiegelrahmen" und erwähnt noch mehrere „anonyme Ateliers" an Orten, die nur in irgendeinem Brief oder dergleichen unsicheren Gellen mit Hinterglasmalerei in Beziehung gebracht wurden. Dieser Autor vergaß dabei völlig, daß die Hinterglasmalerei reine reproduktive Kunstübung war, die nach Vorlagen gearbeitet hat, wie B. Hozschnitten, Kupferstichen und dergleichen, die an vielen Orten zur selben Zeit dieselben Merkmale des jeweiligen Stiles aufwiesen und überall verbreitet wa ­ ren. Kennzeichen, wie die von ihm erwähnten, finden sich an Hinterglasbildern aller Erzeugungsgebiete, also auch bei den Sandlbildern. Sie können daher niemals zur Lokalisierung auf einen Ort oder gar eine bestimmte Werkstatt dienen. Bei dem überragenden Niveau des Werkes von Pros. G. Staffelbach h soweit sich der Autor auf seinem engeren Gebiet der bürgerlichen luzernischen Hinterglasmalerei bewegt, darf angenommen werden, daß aus unsicheren (Quellen, wie den oben herangezogenen, von weniger gewissenhaften Mitarbeitern seiner Arbeitsgemeinschaft die bedauerlichen Mißverständnisse eingeschleppt wurden. An der älteren Literatur können als sachliche und ge ­ wissenhafte Arbeiten in Bezug auf unseren Raun: nur die Dissertation von Dr. Heinrich Büchner 2 und das Werk von H. w. Keiser gewertet werden. Erge b n i s s e derF 0 rschung Als gesicherte Ergebnisse der Forschung können folgende Tatsachen festgehalten werden: Hinterglasbilder der städtisch-bürgerlichen Hochkunst hat es seit dein Mittel- alter in allen Stilperioden, vermutlich schon in der Antike gegeben. Die leichte Zerstörbarkeit der Farben auf dem Glas und die Zerbrechlichkeit dieses Malgrundes verschul ­ den den Verlust des größten Teiles der Erzeugung aller Perioden. Die Übernahme der Technik der Hinterglasmalerei durch die Volkskunst geschah nahezu gleichzeitig in geologisch und kunstgeographisch verschiedenen Räumen auf ver ­ schiedene Art und durch verschiedene personenkreise. An den mittelalterlichen Kolonisationsräuinen auf Ur ­ gesteinsboden der böhmischen Masse, der Tatra usw. haben Facharbeiter der Glashütten ihre Kenntnisse der Glas- veredelung umgestaltet und kamen auf diesem woge zum Bild hinter Glas. Sie übten ihr Hausgewerbe in ganzen Familien, Weilern oder Dorfgemeinschaften in Arbeits ­ teilung; hierher, zur sogenannten h ü t t e n g e w erb ­ lichen Hinterglasmalerei gehören unsere Sandlbilder. Auf den anderen Bodenformationen des Nordalpen- randes, des Schwarzwaldes usw., meist in Einzelhof ­ siedlungen, haben zunftgerechte städtische Malerhandwer ­ ker das Malen hinter Glas aus einem städtischen Kunst- handwerk zur Massenproduktion, später gleichfalls zum ländlichen Hausgewerbe entwickelt. Sie waren voin Bil ­ dermalen ausgegangen und beim Tafelglas als Malgrund angelangt. Deshalb wird ihr Zweig die malerhand ­ er e r k I i ch e Hinterglasmalerei genannt. Sie wurde ursprünglich wohl nur in Einzelarbeit — jedes Bild aus einer Hand — ausgeübt. (Querverbindungen durch Heirat, Zuwanderung von Ge ­ sellen, Bedienung durch dieselben Hausierer zum Vertrieb usw. brachten im 10. Iabrhundert eine Annäherung beider Techniken und Austausch der Motive, so daß in ihren letz ­ ten Jahrzehnten um die Mitte des vorigen Jahrhunderts eine weitgehende Vereinheitlichung dieser Volkskunst ein ­ getreten war, die dein Laien das Feststellen von Herkunft und Alter der Bilder sehr erschwert. Büchner 2 wies die Abhängigkeit der Sandler Maler von ihren nordböhmisch-schlesischen Vorfahren, Pros. Josef Heß in seinem vorzüglichen Werk über die Hinter ­ glasbilder in Luxemburg die Herkunft der meisten Bilder im Westen aus Schwaben, Bayern und Böhmen nach, und Tau/e Ornö'/r, um / Lamm/rmF /.eöen Orz-iö//, um / Lumm/rm^ 69

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