(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 1/2, 1954
Früher: Flqßer und Paddler auf dem Wildwasser der Enns Vom Jahre 1948 an wurde - unter Überwindung außer- gewöhnlicher finanzieller und sonstig,er Schwi,erigkeiten - der Ausbau der bereits begonnenen Anla,gen betrieben, der Bau neuer Werke g roßzügig in Angriff genommen und teilweise abgeschlossen. Drei baureife Projekte kamen bis zum April 1954 zur Inbetriebnahme. Heute deck,en M ü h 1- r a d in g und S t a n in g unterhalb von Steyr und R o s e n a u , T •e r n b e r g und G r o ß r a m i n g ober- halb Steyrs mit 800 Millionen Kilowattstunden rund 10 Prozent des österreichischen Stromverbrauches, der mit einem derzeitigen Erfordernis von über 8 Milliarden Kilo- wattstunden aiber erst 20 Prozent einer möglichen öster- reichischen Erzeugungskapazität von rund 40 Milliarden kWh erreicht. Osterreich ist übrigens das einzige Alpen- land, das noch über solche Kraftreserven verfügt. Die in zwei, bis ,drei Generationen zu erwartende Erschöpfung der vorhandenen Vorrät,e an Kohle und 01 zeigt die eminente Wichtigkeit dieser vorerst noch brach liegenden Alpen- w.ass-erkräfte. Bei einem Gesamtausbau aller österreichischen Wasser- kräfte und dem Vollausbau der Enns mit den geplanten Werken St. Pantaleon, St. Ulrich, Lahrndorf, Losenstein, Kleinreifling, Schönau und Altenmarkt würde die Enns mit rund 4 Milliarden Kilowattstunden - also dem Fünffachen der heutigen Leistung - wieder mit 10 Prozent an der österreichischen Wasserkraftleistung beteiligt sein. Der weit,ere Ausbau gerade dieses Flusses erscheint daher aus mehrfach-en Gründen als eine voiksw.it:tschaftlich·e Not- wendigkeit. Die wesentlichsten Punkte der Überlegungen, Planungen und Berechnungen seien hier nun der neuesten Darstdlung der Ennskraftwerke, mit einigen eigenen Ge- danken, entnommen: Die Enns hat gegenüber den anderen österreichischen Flüssen eine gewisse Sonderstellung. Als drittgrößter Fluß 58 liegt sie einerseits als einziger mit ihrem ganzen Einzugs- gebiet auf österreichischem Bundesgebiet, der Ausbau er- fordert daher keinerlei internationale Abmachung, anderer- seits wurde der Fluß bisher an keiner Stelle energi,ewirt- schaftlich genützt, d. h . die Ausbauplanung mußt,e keine Rücksicht .auf ält•ere Rechte un.d deren eventuelle Entschä- digung nehmen, wie di,es z. B. bei der Trnun der Fall ist. Der bis zu 80 m Tiefe in die eiszeitlichen Schotter- terrassen eingeschnittene Fluß ergibt die Möglichkeit der Anlage von Staukraftweriken mit natürlicher, dicht,er Stau- raumbegrenzung; da der Großteil der Kulturflächen auf den Hochterrassen liegt und die Steilufer landwirtschaftlich wenig produktiv sind, ist die Anlage von Stauräumen 1bei geringster Inanspruchnahme landwirtschaftlich genutzen Bodens möglich. Durch Aufstau des Flusses werden Sta,useen gehildet , die bis zur jeweils nächsten Staustufe (Kraftwerk) reichen. Dadurch wird die restlose Ausnützung der zur Verfügung st-eihenden Fallhöhe erreicht. Die Enns ist der östlichste der großen Energieträger des Bundesgebietes, dessen Hauptindustriegebiete im Wie- ner Becken, der Obersteiermark und Oberösterreich liegen. Die Enns liegt daher fast im Schwerpunkt dies-er drei V.er- brauchszentr•en, also in der idealen Lage für ein Energie- v~rsorgungsunternehmen. Kurz·e ühertragungsleitungen mit geringsten Ubertragungsverlusten ermöglichen daher den Energietransport zu den einzelnen Verbrauchszentren. Keine westlich gelegene Kraftwerksgruppe kann ihre Energie mit so geringen Verlusten an die industriellen Ver- brauchsschwerpunkte heranbringen. Die Enns wurde daher mit Recht das Rückgrat oder die „Nordostbastion der österreichischen Energiewirtschaft" g,enannt. Der Ausbau der Enns erfolgt nach dem bestehenden Aus- bauplan durch Einzelwerke, die in s·ich geschlossene und
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