(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 1/2, 1954

berg" , ausgestellt am 25. August 1815 vom Zimmermeister Simon Fraunhofer aus Lambach. Die Schäden waren sehr um- fangreich, so daß der Kostenvoranschlag für Material 802 Gul- den 45 Kreuzer und für Arbeit 544 Gulden 10 Kreuzer aus- machte. 1823 wurden für die Eindeckung des Turmes 225 Gul- den und 28 Kreuzer ausgegeben (Hs. Nr. 181, Kalvari-Gottes- haus 1777-1809) . Aus einem Rechnungsextrakt vom 31. De- zember 1852 ist ersichtlich, daß in diesem Jahre 72 Gulden und 46 Kreuzer für Reparaturen ausgegeben wurden. 1853 suchte die Stiftsvorstehung bei der k. k. Bezirkshauptmannschaft Wels um Bewilligung der Dacheindeckung der Kalvarienbergkirche an. Mit Schreiben vom 25. September 1853 wurde dem Stifte die Bewilligung erteilt, die Dachreparatur an der Kalvarien- bergkirche und den Nebenkapellen in eigener Regie des Stiftes zu machen, wobei die Rückzahlung aus dem jährlichen Über- schuß des Vermögens der Kalvarienbergkirche erfolgen sollte. Beim Bau der \i\festbahn mußte die Kreuzwegkapelle beim Haus Nr. 131 feuersicher gedeckt werden. Mit Schreiben vom 1. Juli 1862 erklärte sich das Stift bereit, ,,jene Capelle, wenn dies nicht zu bald geschehen muß und dafür bis zum nächsten Jahre wenigstens Zeit gelassen wird, niederzubrechen, an einer andern nahe gelegenen Stelle neu aufzubauen und sodann Feuersicher einzudecken". Das Stift bekam dafür von der k. u.k. privilegierten Kaiserin-Elisabeth-Bahn 60 Gulden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es in der Kalvarienbergkirche nur zu kleineren Ausbesserungsarbeiten. Sehr starke Schäden erlitt die Kalvarienbergkirche am Ende des Zweiten Weltkrieges. Im März 1945 wurde sie durch einen Bombenangriff schwer beschädigt. Fast die gesamte West- wand sowie Teile der Decke des westlichen Kreuzarmes stürzten ein. Das Dach wurde ebenfalls schwer beschädigt. Die Grab- legung, ein Fres~o von Heindl, wurde fast ganz zerstört. Die Hauptkuppel durchzogen Sprünge, von denen besonders einer die Kuppel arg in Mitleidenschaft zog. Im Herbst 1947 wurde der gegen Westen hin offene Teil durch eine Bretterwand provisorisch geschützt und die Kuppel im Innern verstrebt. Mit Unterstützung des Bundesdenkmal~ amtes, der oberösterreichischen Landesregierung, des Vereines für Denkmalpflege in Oberösterreich sowie der gesamten Lam- bacher Bevölkerung konnte das Stift an die Erneuerung und Restaurierung der schwer beschädigten Kirche gehen. In den Jahren 1948- 1950 erhielt das Stift allein für die Restaurierung der Kalvarienbergkirche eine Bundessubvention von insgesamt 23.500 Schilling und eine Landessubvention von 35.000 Schil- ling. Der am 30. März 1948 vom Baumeister Johann Schrems, Lambach, gestellte Kostenvoranschlag für die Aufmauerung betrug 59.177.06 Schilling. Bis Herbst dieses Jahres wurde die eingestürzte Westwand aufgemauert. Dies war bereits höchste Zeit, da durch das Fehlen dieser Stützmauer der Sprung der Kuppel merklich größer geworden war. Nachdem nun die eingestürzten Mauerteile wieder aufge- baut waren, konnte im Jahre 1949 mit der Neueindeckung be- gonnen werden. Der Kostenvoranschlag der Firma J. Groß- egger, Linz, betrug für 100 m 2 6583 .50 Schilling. Dabei war eine Gesamtfläche von 486 m 2 neu einzudecken. Am 26. No- vember 1949 war die Eindeckung vollendet. Am 17. Aug.1949 stürzte ein Arbeiter vom Dach. Er hatte sich aber nur den Fuß verstaucht und war nach einem Tag bereits wieder arbeitsfähig. Da das Dach so lange nicht ausgebessert worden und die Kup- pel dadurch den Witterungseinflüssen ausgesetzt war, traten neue Schäden auf. Vermutlich durch die starken Erschütte- rungen beim Bombenangriff und die Feuchtigkeitseinflüsse hatten sich beim Sprunge in der Kuppel Ziegel gelockert. Als ich daher im November 1949 diese Stelle untersuchte, war be- reits ein Spalt in einer Länge von sechs Ziegeln entstanden, die in die Kirche gestürzt waren. Durch diesen Spalt konnte man in die Kirche sehen. och im Dezember wurde im Ein- vernehmen mit dem Bundesdenkmalamt angeordnet, daß dieser Schaden behoben würde. 1950 wurden die Türme der Kal- varienbergkirche neu angestrichen . Im Frühjahr 1951 wurde das schwer beschädigte Dach der Sakristei mit Blech neu ein- gedeckt. Im selben Jahr konnten auch die zum Teil ganz zer- störten Fenster vollständig erneuert werden. Sobald nun Mauern, Dach und Fenster wiederherge- stellt waren, konnte an die Restaurierung des Inneren der Kirche, vor allem der zum Teil schwer beschädigten Fresken von Wolfgang Andreas Heindl, geschritten werden. Das Bundes- denkmalamt beauftragte mit diesen Arbeiten akademischen Maler Fritz Fröhlich und Restaurator Ludwig Peyscha. Bereits 1951 hatte Fröhlich mit der Restaurierung und Er- gänzung begonnen. Diese Arbeiten mußten während der Win- termonate unterbrochen werden. Am 24. April 1952 wurde von beiden mit den Restaurierungsarbeiten im Innern der Kirche wieder begonnen. Es wurden zuerst die Architekturteile der Kuppelausmalung vom Sinter und Bakterienbefall befreit. Dann wurden Fehlstellen geschlossen, die rosafarbene Fensterleibung gestrichen und die restlichen Verkittungen ausgeführt. Peyscha unterbrach mit 10. Mai 1952 seine Tätigkeit, um im Sommer wieder weiterzuarbeiten. Von Fröhlich wurden die beschädig- ten Fresken, die Auferstehung und die Frauen am leeren Grab darstellend, ergänzt. Fast ganz erneuert mußte die Grablegung Christi im Gewölbe über dem westlichen Kreuzarm werden. Hier waren zum Teil nur mehr Spuren des Fresko zu sehen. Nach Photographien und durch Vergleiche mit den anderen Bildern ergänzte, bzw. erneuerte Fröhlich dieses Fresko in sehr guter Weise, so daß es sich der Art Heindls ausgezeichnet ein- ordnet. Es galt nun für die Westwand dieses Kreuzarmes, dessen Bild, die Kreuznagelung von Strickner, ganz zerstört worden war, sowie für die anschließende Wand im Norden, auf der einst Soldaten dargestellt waren, entsprechende Darstellungen zu malen. Bereits 1949 hatte Fritz Fröhlich vom Bundesdenk- malamt den Auftrag erhalten, Entwürfe für diese beiden Wände zu machen. Diese fanden mit einigen Abänderungen auch die Zustimmung der maßgebenden Stellen. Dabei ergaben sich ver- schiedene Probleme, mit denen sich der Künstler auseinander- setzen mußte. Ein Künstler schafft immer aus der Zeit, in der er lebt. Alle Werke, seien es romanische, gotische oder barocke, geben uns auch Bilder der entsprechenden Zeit. Daher ist ·es folgerichtig, daß ein moderner Künstler einen derartigen Auf- trag in dem der heutigen Zeit entsprechenden Sinn löst. Dies muß bei der Betrachtung der Fresken Fröhlichs berucksichtigt werden. Der Auftrag an ihn lautete, zwei Freskobilder-Kreuz- nagelung und Soldaten - zu malen. Beide Bilder wmden im Juli 1952 fertiggestellt. Bei der Kreuznagelung an der West- seite ergab sich bereits in der Komposition ein schwieriges Problem. Die Wand, die zur Verfügung stand, ist schmal und hoch; das Motiv, die Kreuznagelung, drängt aber in die Breite. In ausgezeichneter Weise löste Fröhlich dieses Problem. Im Vordergrund sieht man die Gruppe von Johannes, Maria und Magdalena, Johannes etwas überdimensional, gleichsam als Halt für die trauernde Gottesmutter und die Magdalenenge- stalt. Alle drei in Ergebung in das unabänderliche Geschehen. Die Mitte des Bildes ist ausgefüllt mit der Kreuznagelung. Der Himmel darüber ist von dunklen Wolken bedeckt, die in der Mitte, von wo sich fahles Licht ausbreitet, auseinandergerissen werden . In diesem hellen Teil sieht man einen Reiter mit Lanze, zum Himmel emporblickend, den Berg herabkommen. Das Pferd, also die Kreatur, und die Natur erschauern unter dem Geschehen, während der Reiter, wohl den römischen Haupt- mann darstellend, Zeugnis für die Gottheit Christi ablegt. In derselben erzählenden Art ist dem Künstler die Darstellung der beiden Soldaten gelungen, ein Bild, das bereits zu vielen Für und Wider Anlaß gab. Zwei Landsknechtnaturen sind dar- gestellt. Der eine ist der Typ rohester Soldateska, der, den Würfel in der Hand, hämisch darauf hinweist, daß er sich mit diesem den Rock Christi erspielt habe. Verschiedene Anachro- nismen wurden an den Bildern beanstandet. Derartigen Bei- spielen begegnet man aber an Kunstwerken in den verschieden- sten Zeitepochen. Am 1. August 1952 nahm Ludwig Peyscha zusammen mit seiner Frau die Restaurierungsarbeiten wieder auf. Zum Teil wurden die Fresken gereinigt und renoviert, zum Teil mußten sie auch ergänzt werden Wir können abschließend sagen, daß dank der Zusammen- arbeit und Unterstützung aller maßgebenden Stellen diese schöne und künstlerisch wertvolle Kirche vor dem Verfall be- wahrt worden ist. 25

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