(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 1/2, 1954

raichen vnnd genießen zulassen, nicht weniger die benöthigte Handtarbeither, ohne desselben entgelt, gnädig über sich zu- nemben." Bereits am 15. November erhielt Heindl als Abschlag 4J5 Gulden. In der Sakristei ist an der Decke die Legende gemalt, nach der die Muttergottes dem hl. Bischof Ildephons ein Meß- gewand überreicht. Benediktinermönche, die um den Bischof geschart sind, bestaunen dieses Wunder. Dieses Fresko ist kaum eine Arbeit Heindls. Die beiden Kreuzwegstationen an der Ost- und Westwand sind Arbeiten des Linzer Malers Strickner (1915/ 1916. Die Kreuznagelung an der Westwand wurde aller- dings beim Bombenangriff im März 1945 zerstört). Die Ecce homo-Gruppe über dem Eingangsportal ist eine heimische Töpferarbeit. Die ersten 10 Kreuzwegstationen auf den Kalvarienberg waren ursprünglich kleine Kapellen mit beinahe lebensgroßen Figuren. Diese wurden jedoch abgebrochen und entfernt. Nach einzelnen Figuren, die sich noch während des Zweiten Welt- krieges im Stift Lambach befanden, zu schließen, müssen diese Kreuzwegstationen sehr eindrucksvoll gewesen sein. 1876 wur- den an Stelle der alten Kreuzwegstationen neue mit kleinen Reliefs errichtet. Eine Merkwürdigkeit bei diesen Reliefs ist, daß die Figuren nicht den Berg hinauf, sondern hinunter gehen. Diese Anordnung ist nur so zu erklären, daß die Reliefs für Stationen rechts vom Wege bestimmt_waren. Da nun der Weg auf den Lambacher Kalvarienberg rechts steil abfällt, konnten die Stationen hier nicht aufgestell t werden. Somit kamen sie links vomWege zur Aufstellung und die Figuren gehen deshalb bergab. Zur selben Zeit, eben 1876, wurde die heilige Stiege, die zur Kirche führt, dem gewöhnlichen Verkehr übergeben; vorher durfte man diese Stiege nur kniend passieren. Bei Restaurierungsarbeiten im Jahre 1952 kam auf der öst- lichen Wand beim Hochaltar das Wappen des Abtes Gotthard Haslinger zum Vorschein. Es ist sicher anzunehmen, daß die Innenausstattung der Kalvarienbergkirche uriter Maximilian Pagl noch nicht fertig geworden ist und daher unter Gotthard Haslinger fortgesetzt wurde. Möglicherweise sind die Bilder auf den senkrechten Wänden, die alle nicht von Heindl stammen, in dieser Zeit entstanden. Abt Gottfried Haslinger suchte erneut um die Erlaubnis an , in der Kalvarienbergkirche die hl. Messe lesen zu dürfen. Am 20. August 1725 erhielt er in einem Schrei- ben vom Bischof von Passau diese Bewilligung sowohl für „werkh- als Feurtagen, iedoch an löstrern ohne praejudiz der pharrlichen Gottsdiensten." Diese Meßlizenz mußte alle drei Jahre erneuert werden. Die Kalvarienbergkirche erfreute sich bald großer Beliebt- heit bei der Bevölkerung, die eine Reihe von Meßstiftungen machte. Schon 1726 finden wir eine Meßstiftung von 100 Gul- den, die „Frau Barbara Christina Aignerin verwittibte Bürger- liche Färberin von Linz" machte. Es sollte für sie und ihre Verwandten jährlich im Monat Mai eine Messe gelesen werden und „sofern es seyn kan, den l 9ten dito" . Das Kapital der Kirche wuchs dadurch ständig. Bei der Abrechnung vom 31. Dezember 1758 betrug es bereits 609 Gulden und 29 Kreuzer. Da 1728 die auf drei Jahre bewilligte Meßlizenz ablief, suchte Abt Gotthard Haslinger am 20. August 1728 erneut darum an, ,,auf beständig die allergnädigste Bewilligung zur- thaillen' '. Aus dem Testament des Fraters Ignatius Kräuter vom 28 . Oktober 1769 erfahren wir, daß er bei der Kalvarienberg- kirche als Einsiedler lebte. Er wohnte in der heutigen Mesner- wohnung, starb aber bereits nach einem Jahr, da die Todfall- abhandlung, in der sein Vermögen von 435 Gulden und 16 Kreuzer entsprechend seinem Testament verteilt wurde, vom 28. November 1770 datiert ist. Unter Abt Maximilian Pagl be- stand die Einsiedelei noch nicht. In einem Schreiben an Kar- dinal Kollonitsch von Wien vom 26. Dezember 1705 schreibt Pagl, daß er den von Kollonitsch gesandten Konvertiten nicht als Einsiedler aufgenommen hätte, weil er gar nicht daran denke, bei der Kalvarienbergkirche eine Einsiedelei zu er- richten. 1772 finden wir aber zwei Bewerbungsschreiben um die freigewordene Einsiedelei auf dem Kalvarienberg. Es be- warben sich der Linzer Laurenz Franz Moshamer und der Weiser Michael Ehrmann. Nach einem Brief von Thomas Moshamer vom 2. März 1777 erhielt sein Bruder Laurenz die Einsiedelei. Doch hielt sich Laurenz Franz Moshamer nicht an den mit dem Stifte abgeschlossenen Vertrag und führte auch nicht das Leben eines Einsiedlers. Abt Amand Schickmayr schloß daher am 16. Februar 1779 mit Dominicus Litaurr aus Schwanenstadt einen neuen Vertrag. Dieser dürfte auch der letzte Einsiedler gewesen sein, da unter Kaiser Joseph II. (1780- 1790) alle Einsiedeleien aufgelassen wurden. Zu umfangreichen Restaurierungsarbeiten in der Kalvarien- bergkirche kam es 1783, wie aus einem Verzeichnis vom 7. De- zember dieses Jahres ersichtlich ist. Die Arbeiten leitete Gott- fridt Kräll, Maler in Lambach, und er bekam dafür 90 Gulden und 38 Kreuzer. (Es sei hier erwähnt, daß dieser Maler die Kreuzabnahme im Kreuzgang des Stiftes malte, eine Kopie nach einem OriginaI;von Joachim v. Sandrart; das Original kam I 780 in die kaiserliche Galerie nach Wien .) Da diese Rech- nung wertvolle Hinweise über die Inneneinrichtung der Kirche gib t, sollen die wichtigsten Punkte hier wiedergegeben werden. Gleich zu Beginn schreibt Kräll: ,,Den ganzen Hochaltar reno- viert, nemlich Christum am Kreuz, die 2 Schächer, die heil. Maria, Johannes, und Magdalena. Wie auch die 2 reitende Figuren Pontium Pilatum und den Hauptmann nicht münder die 2 Wächter judem abgewaschen ..... Auf dem ~Seiten Altar, der die Annaglung vorstelt alle 5 Figuren fast durchaus neu Gefaßt, und mit guten Firniß überzogen .... . Auf den 2ten Seiten Altar, worauf die schmerzhafte Mutter Gottes ge- stelt ist, das Bild, und die Ram gepuzt, mit Firniß überzogen, die 2 das Bild haltende Engel gepuzt und renoviert ..... Wolfgang Andreas _Heindl : Christus vor Pilatus / Fresko Photo Lotte Huber

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