(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 1/2, 1954

1!(/fl,; WALTER. LUOER-_ ut,H !,,., • 11111" Jll/11H 1111" III ,l/1 1111111 • • , , ,, ,l1\l11 I I\Jll/11 \ \ , 1,,,1!\\I ,f/✓ , ,\11111 / 1 r.i... 11111111 ''"• i olil lo~H l l 1111,, . In der Barockzeit standen dem Kloster Lambach mehrere bedeutende Äbte vor. Wohl der genialste war Maximilian Pagl (1705-1725). Unter ihm entstanden nicht nur im Kloster schöne Barockschöpfungen, er ließ auch um den Markt herum kleinere und größere Bauwerke errichten, um so gewissermaßen dem Orte einen barocken Rahmen zu geben. Eine dieser ent- zückenden Barockschöpfungen ist die Kalvarienbergkirche nördlich des Marktes. Bereits der Vorgänger Maximilian Pagls, Abt Severin Blaß, hatte mit dem Bau einer Kapelle auf dem Pfisterberg, wie der Kalvarienberg früher · hieß, begonnen. Am 16. Februar 1707 suchte Abt Maximilian Pagl um eine Meßlizenz für die Kal- varienbergkirche beimBischofvon Passau, Grafen von Lamberg, an, und erhielt diese Bewilligung am 21. Juli 1707 . Im Jahre 1717 ging Abt Maximilian Pagl daran, die neue Kalvarienbergkirche zu errichten, so wie sie uns heute ent- gegensc.haut. Den Grund auf dem Pfisterberg bekam er von Lo- renz Horninger, einem Untertan des Klosters. Unter anderem erhielt Horninger dafür Befreiung vom Vorspann, da er seine „Rößl verkauft vnd sich mit Oexlen versprochen hatte", wie er in dem Schreiben vom 17. August dem Abte berichtete (Schuberband 205/E/I/5a. Sämtliches Material, das in dieser Arbeit benützt wurde, befindet sich, wenn nicht anders er- wähnt, in diesem Schuberband des Klosterarchives Lambach), auch wurde er von der Viehauftreibung befreit, und der Zehent auf Stroh wurde ihm erlassen. Der Grundstein zur Kirche wurde am 26.Juli 171 7 gelegt. Abt Pagl schrieb in seinem Tage- buch: ,,26. Juli habe ich zu der neuen Calvariebergkirchen den ersten Stain gelegt. " Beim Bau der Kirche wurde Maximilian Pagl vom Lam- bacher Pater Felix Etzinger unterstützt. Der Bau dauerte vom Juli 17 17 bis August 1722. Am 16. September 1719 wurden die Maurer mit dem Bau fertig, und Pagl schrieb in seinem Tage- buch: ,, 16. September sind die Maurer mit der Höhe des Berg- Calvarigebäu förtig worden und den 18. darauf haben die Zimmerleut angefangen den Dachstuhl aufzusetzen." 1 720 waren die Türme fertig, und Pagl schrieb in seinem Tagebuch: ,,24. Juni sind die Maurer mit den zwei Thürmen in Berg Calvari fertig worden und haben die Zimmerleith an- gefangen die Kuppl aufzusetzen." 22 Die Fresken in der Kalvarienbergkirche, die sämtliche Ge- wölbe- und einen großen Teil der Wandflächen bedecken, schuf der Weiser Maler Wolfgang Andreas Heindl. In der Haupt- kuppel wird die Leidensgeschichte Christi bis zum Erlösungs- beschluß dargestellt. In den Flügelarmen sind die Grablegung Christi, Christus in der Vorhölle, die Auferstehung Christi und die Frauen am leeren Grabe dargestellt; an den Pendentif- wänden Christus vor Kaiphas, Annas, Pilatus und Herodes . In den Zwickelfeldern des Kuppeltambours befinden sich in Me- daillons die eherne Schlange, Isaaks Opferung, J onas und Samson. Eine warme Wirkung geht von diesen Fresken Heindls aus, die eine bedeutende Schöpfung unseres heimischen Künstlers sind. Im Kuppelfresko ist die Scheinarchitektur, die wir bei vielen Bildern Heindls finden, stark zurückgedrängt. Wir blicken hinein in den freien Himmel, in dessen Mittelpunkt die Heiligste Dreifaltigkeit schwebt, umgeben von zahlreichen Engeln. Die Decke ist nichts Trennendes, sie verbindet den Kirchenraum mit dem Himmel. Mit kühngezogenem, sicherem Pinselstrich malt Heindl seine Motive. Dabei erreicht er oft mit einfachsten Mitteln perspektivische Wirkungen von erstaun- licher Lebendigkeit, z.B. bei Blumengirlanden durch Verwen- dung von Weiß, wobei die Girlanden direkt in den Raum hineinzuhängen scheinen. Über diese Ausmalung befindet sich im Lambacher Kloster- archiv der Vertrag zwischen Abt Maximilian Pagl und Heindl, datiert vom 2. Mai 1724. Der Künstler unterschrieb sich als „Wolfgang Andreas Heindl, Mahler vndt Hausmeister des Crembsmünsterischen Freihaußes in Welß. " Heindl verpflich- tete sich danach, ,,in gedachter Berg Calvariae-Kirchen nach angebenen Concept vnnd Rüß, die völlige Berg Kupl sambt dennen 4 khleinen Capellen-Anhängen, auch Capitelln vnnd 4 Vorstöllungen Christi, als Caiphae, Ana, Herodi vnnd Pilato in Fresco seiner Kunst gemäß, sauber vnnd zu hochgedacht Ihro Hochwürden vnnd Gnaden etc. gnädigen Contento aus- zumahlen, auch alle hierzu benöthigte Farben selbsten zuuer- schaffen." Hingegen verpflichtete sich Abt Maximilian Pagl, ,,vor solche Fresco Mahlerey, falls dise zu dero gnädigen Con- tento verferthiget sein wierdet, gemelten Herrn Heindl paar fünf hundert Gulden auszuzahlen." Das Stift verpflichtete sich ferner, Heindl während seiner Arbeiten „Kost vnnd Trunckh

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