(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 1/2, 1954

·wenn der Frühling in die Berge steigt und der Sommer im Tale sein Lied summt, wenn keine Lawine mehr nieder- donnert und die Sennerin mit ihrem Vieh auf die Alm zieht, dann ist die Zeit für den Sommerskiläufer gekommen. Mit seinen kurzen Brettern am Rucksack steigt er hinauf in die Welt seiner Träume, den lockenden Dreitausendern entgegen. Seit die Alpenvereins-Sektion Gmunden auf der herrlich gelegenen Simony-Hü tte am Hallstätter Gletscher eine Leihstelle für Sommerski eingerichtet hat, sieht man die Freunde dieses herrlichen Sportes vom April bis in den Juli hinein über die Gletscher wandern und mit lachenden Herzen über Hänge und steile Rinnen stieben. Aber nicht nur die Gletscherwelt König Dachsteins eignet sich für unvergeßliche Fahrten mit dem Sommerski , auch das Tote Gebirge mit dem Schönberg, der von Ebensee über die Hochkogel-Hütte erreichbar ist, und der höchsten Erhebung dieses gewaltigen Gebirgsstockes, dem Großen Priel , den man entweder durch das Almtal oder von Hinterstoder erreicht, bieten dem Freunde der kurzen Latten großartige Gelegen- heiten zur hochalpinen Betätigung und lustiger Brettelfahrt bis in den Sommer hinein. Die Anstiege auf die Hütten des Toten Gebirges erfordern freilich, besonders wenn man einen schweren Rucksack und die Ski tragen muß, Ausdauer und "Training. 14 Selbst im steilsten GipfelallStieg is t der Sommerski nicht hinderlich, denn beide Arme sind frei zum Klettem. Über steile, .fast senkrechte Felsen gelzt es dem Gipfel entgegen, dessen stolz , , lockende Höhe alle Jvlühen tausenqfac!t lohnt . Herrlich ist der Blick von diesem Gratanstieg auf den z u. h:y]en liegenden Hallstätter Gletscher. Von den höchsten Zungen knapp unter dem Gipfelanstieg zum Hohen Dach- stein beginnt die herrliche Abfahrt, die der skilose Berg- steiger im mühevollen Schreiten durch tiefen, aefgeweichten Fim bewältigen nu,ß, während der Sommerski das j auch- z ende Glück einer mühelosen Talfahrt schenkt. -1> Rechts unten : Im Hochwinter donnerten hier mächtige Lawinen, alles mit sich reißend, in die Tiefe. A1if ihren Resten gleitet der Sommerskilä11fer über oft schmale Rinnen in lustiger Fah,t talwärts. 3 A,ifnahmen vom Verfasser HANNES LODERBAU ER Wesentlich anders liegen die Verhältnisse, will man dem Dach- stein von Hallstatt aus einen Besuch abstatten. Durch die Ma- terialbahn der Naturfreunde zum Wiesberghaus wurde die Möglichkeit geschaffen, die gesamte Ausrüstung hinauffahren zu lassen, und ohne Rucksack wandert es sich fast mühelos auf tadellosen Wegen bergwärts. Helle Farne, jung und zart, leuch- ten im Sonnenlicht, und zwischen den frischen Blättern der Buchen schimmert der Gischt vom mächtig rauschenden Was- serfall des Waldbachstrubs . Tosend stürzen d ie Schmelzwasser in die dunkle Schlucht und kühlender Wasserstaub wirbelt über den Weg. In stetem Anstieg liegt das Tosen der Wasser bald hinter uns. Längst hat uns der Hochwald aufgenommen. Zwischen dem Gezweig hängt zeitweilig das muntere Morgen- lied eines gefiederten Sängers, es ist uns liebliche Begleitmusik bis hinauf zu den ersten Schneeresten. Hier aber beginnt unser Revier, das Traumland des „Sommerski -Läufers". Im Wies- berghaus, bei dem die Station der Materialseilba hn liegt, kehren wir auf eine kurze Jause ein, nehmen dann unsere Bretter und steigen gemütlich, den Übergang in die Hochgebirgswelt voll auskostend, hinauf zur Simony-Hütte. Der späte Nachmittag sieht uns schon hoch oben im Anstieg zum „ Hohen Dachstein" (3004 m) . Unsere kurzen Bretter haben auf den Rucksäcken mühelos Platz gefunden, und unbehindert gewinnen wir rasch

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