(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 1. Jahrgang, Heft 4, 1951

er rechtzeitig kauft - SCHENKT DOPPELT! In den Vereinigten Staaten J iegt ein Ort namens Santa Claus. Da dieses „Santa Claus" den Weihnachtsmann verkörpert, sind 1m Monat Dezember alle seine Einwohner voll und ganz damit beschäftigt, die Weih- nachtswünsche der Millionen Bewohner der anderen Orte in den Vereinigten Staaten zu erfüllen, denn jedes Kind in den USA freue sich doppelt, we nn das Weihnachtspaket, das unter dem Weihnachtsbaum liegt, den Post- stempel „Santa Claus" trägt. Aus diesem Grund feiern die Einwohner von Santa Claus ihr „Privat-Weihnachten" schon im Sommer und besd1ränken sich am Heili gen Abend auf offizielle Feiern, weil sie ja tagsüber »Hod1- saison" und zuviel Arbeit haben. Wir in Oberösterreid1 haben auch so einen Ort. Er heiß t „Chri stki ndl" bei Steyr und hat vor Weihnachten ebenfalls größeren Be- SPIRITUOSEN- UND LIKORFABRIK LINZ-URFAHR ~.::}-anota KIRCHENGASSE NR. 4 - TELEFON 49 Groß- und Kleinverkauf von Spi rituosen, Z uckerwaren, Essig, Fruchtsäften, Tee und Brennspiritus G EGRONDET 1845 <J< inderbekCeidung, 'trstCingswäsche HILDE CAESAR LINZ, Bismarckstraße 2 - BAD ISCHL, Pfarrgasse 4 los berät, was er der alten Tante mit dem schlech ten Gebiß in Minnesota schenken soll trieb, aber dieser beschränkt sid1 auf das Post- amt. Ganz abgesehen davon, daß Osterreich wen iger Einwohner hat al s Amerika, ist auch und wo man die Puppe bekommt, die wie die Brieftasd1e des österreichischen Christ- reiteten Basteleien, mit Schnitzwerk und Laubsägearbeit, mit Handgemaltem, Selbstge- sticktem und Gestricluem, vie lleicht sogar mit se lbst Gedichtetem und Gesd1riebenem unsere Liebsten in den tiefsten Fa lten ihrer Her- zenskammern zu erfreuen. Bing Crosby aussieht und Boggie-Woggie kindls meist nicht so gespickt, daß die Ge- schenketransakcion so gigan tische Ausmaße tanzt. anzunehmen drohte wie in Amerika. Desha lb fehlt bei uns auch ein typisches Charakteristikum des industrialisierten ame- rikanischen Weihnachtsmarktes. Das ist der ,, Geschenkberater" , den jedes größere ame- rikanische Warenhaus vor den Feiertagen anstellt und der jeden Besud1er kos ten- 66 So viel organisierte und mechanisierte Au f- merksamkeit wollen wir zu \Veihnachten auch gar nicht haben. Unser schmaler Geldbeutel und die vorfes tliche Geruhsamkeit der Win- tertage, die besonders aus unseren bäuer- lichen Kreisen noch nicht ganz geschwunden ist, erlauben es uns, mit wochenlang vorbe- ß;f TEPPICHE MDBELSIOFFE VORHANGSTOFFE WOLLDECKEN STEPPDECKEN MATRATZEN LINOLEUM REGENMJ(NTEL LINZ, LANDSTRASSE 15 T elelon 2 31 56 Bei uns ist es - go ttlob - noch nicht Mode gewo rden, zwei Tage vor Weihnachten im Auto die Läden abzurasen und nach einem hastig zusammengestellten Zettel sämtliche weibliche Personen mit je einer Packung Nylonstrümpfe und einer Parfümgarnitur zu erfreuen, während die männlichen die in Dutzend gekaufte n Selbstbinder und Tabaks- pfeifen oder Zigarettenspitzen erhalten. Nein, das bißchen Individualismus hat jeder von uns in den Fingerspitzen, daß er merkt, ob etwas lieb- und gedankenlos zusammengekauft oder sorgfäl ti g und mit Bedacht ausgewählt worden ist, immer die Vorfreude vor Augen, wie sid1 der Betreffende freuen wird, wenn man ihm gerade jenes Weihnachtsgeschenk auf den Gabenti sch legt, das er sich erwartet, und zwar gerade von uns erwartet hat. Darum schenke doppelt, wer sorgfältig und liebevoll das Geschenk auswählt. Dazu muß man aber Zeit haben und rechtzeiti g kaufen gehen. Man soll deshalb nicht mir allen Einkäufen auf die Auszahlung der Weih- nachtsremuneration warten, sondern sich das Geld ein bißchen anders einteilen. Man soll wenigstens rechtzeitig gustieren, die Auslagen studieren, eventuell den Laden betreten und sich noch vor dem Weihnachtsrummel mit

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