(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 1. Jahrgang, Heft 4, 1951

64 Zu Ostern 1952 ersch.eJni: Wilhelm von Tegetthoff, Ein großer Österreicher, Biograph ie von P eter H andel -Mazzett i und Hans Hugo Soko!. Di e historische Biographie bedarf in Osterreich einer sta rk en Belebun g und Vertiefung. Viel e Gesta lten der ös terreichischen Gesd1ichte erfuh- ren bi s heut e nicht di e richti ge und eingehende litera rische \Würdi gung. Vor all em fe hlt viel- fach noch den ös terreich ischen Gesch ichtsschrei- bern der Espr it und ges unde Nationalstolz, wie ihn die Biographen des \'v'est ens besitzen, wie er deren \'v'erke so spa)111end und lebens- nah macht. Mit besonderer Freude kü nd igt des halb der 0.-0. Landesve rlag die Tegetthoff-Biographie von P ete r H and el-Mazzetti und H ans Hu go Soko! an. Es ist sicher zu erwarten, daß dieses Buch in kürzes ter Ze it zu den Standard-Wer- ken der österreichi schen Biographie gezählt we rden wird . Egon Cäsa r Conte Corti schrieb über das Manuskript: ,, Mit dem Erscheinen der vorliegenden Lebens- beschreibung des öste rreichischen Seehelden Admirals Freiherrn von T egetthoff ist eine empfindlich fühlbare Lücke in der Geschichte des Vaterlandes ausgefüllt worden. Von zwei hervorragenden Fachleuten , verdienten See- offizieren der einstigen k. u. k . Kriegsmarine verfaßt, bietet diese Arbeit die Gewähr sowohl fach licher, wie historischer Tr eue. Dabei ist sie au.eh mit warmen H erzen so geschrieben, daß jedermann die Darstellung mit Ve rgniigen 1md Int eresse auf sich wirken lassen kann . Man wi rd daraus el'kennen, daß Tegetthoff nicht nttr ein tapferer So ldat und Schlachtengewin- ner war, sondern daß ihm darüber hinaus vor allen anderen das Schicksal seines Va terlandes überhaupt am H erzen lag. Er stellte sich, ohne nach oben zu dienen, ungeachtet jedes W ider- standes und jeder fernliegenden Rücksicht, ste t s in die Bresche, wenn es galt, wider, wenn au.eh vorherrschende, so doch irrige Strömungen und Meinungen welcher hohen Persönlichkeit immer, n1ff das W oh/ Österreichs so zu vert reten, wie es ihm vorschwebte . . . Ich kann dem Buche, da s nicht nur di e H eldentaten des berühmten Admirals erzählt, sondern auch in in timen Briefen an ihn 11nd von ihm tief in sein H erz blicken läßt, nur allen Erfolg wünschen, den di e Arbeit verdient." OB EROSTERRJ ICHISCHER LANDESVERLA(j zum Ausdruck käme, die zu- nächst mehr wirtschaftlich als kulturell greifbar zu sein scheint. Stellt man die Zahlen der Geburtsorte daneben, so zeigt sich die längst bekannte Tatsache der Anziehungskraft von Wien, da von der ange- führten Zahl von Wienern nicht viel mehr als die Hälfte dort auch geboren ist. Diese Anziehung macht sich vor al- lem in Niederösterreich (rund 65 wohnhaft) und im Burgen- land bemerkbar, deren Bega- bungen von Wien geradezu aufgesaugt werden, und dann m den Ländern der alten Monarchie, die in ihren ehe- maligen Angehörigen, em Menschenalter nach ihrem Ende, erstaunlich lebendig zur Wirkung kommt. Die Ab- wanderung ist viel geringer in der Steiermark und in Tirol, die in den Universitätsstädten Graz und Innsbruck starke selbständige Kristallisations- punkte besitzen. Das Land O b e r ö s t e r - r e i c h erweist seine alte, .im- i11er wieder zu beobachtende Mittelstellung. Seine Intelli- genz tendiert nur zur Hälfte nach Wien, zur anderen nach Westen, nach Deutschland und in alle Welt. Dort leben min- des tens ebenso viele Univer- si tätsprofessoren aus Ober,- österreich wie in Wien. Ober- österreich ist ein ausgesproche- nes überschußgebiet, das seine Kräfte nicht an sich binden kann. Obwohl nicht wenige von auswärts kommende Per- sönlichkeiten etwa im Salz- kammergut oder sonstwo auf dem Lande ihren Lebensabend verbringen und auch die Nach- kriegsjahre e1111ge Zuwande- rungen gebracht haben, ist die Zahl der gebürtigen Ober- österreicher um ein Viertel größer als die der hier wohn- haften. Damit ist die Abwan- derung etwa der Hälfte der bedeutendsten Begabungen sta- tistisch nachweisbar. Wir glau- ben nicht, daß sich diese Zah- lenverhältnisse wesentlich ve r- schieben würden, auch wenn man die in dem Lexikon er- faßten Namen um die nicht unbeträchtliche Menge derer vermehren würde, die wir gerne noch darin gefunden hätten. Bei der Bearbeitung haben sich die außerordentlichen Schwierigkeiten eines derarti- gen Unternehmens erwiesen, die der Grund dafür sind, daß gelegentlich Wünsche offen bleiben. Trotz der Mitarbeit der wichtigsten kulturellen Zentralstellen der Bundes- hauptstadt wie auch der ein- zelnen Länder war es nicht möglich, eine gleichmäßige, er- schöpfende Liste zusammenzu- stellen. Immer wieder blieben bedeutende Namen unerfaßt, die dann, manchmal erst nach- träglich, durch den Bearbeiter eruiert wurden, wie etwa W. Bauer, F. Dinghofer, L. Kefer oder H. übersberger. Eine wei tere Schwierigkeit be- stand darin, daß vielfach die Mitteilung der wichtigs ten Le- bensdaten abgelehnt wurde, so daß eine Bearbei tung der be- treffenden Artikel unterbleiben mußte. Besonders die Bühnen- künstler haben dem Bearbeiter hier etliche Nüsse zu knacken gegeben. Es wä re daher ver- fehlt, wegen einzelner Namen, die man noch vermißt, z. B. 0. Höfler, F. Hamburger und Prälat F. Oberchristi, sowie etlicher Kräfte der jüngeren Generation Oberösterreichs in Publizistik und Forschung den Wert des ganzen Werkes an- zuzweifeln. Denn gegenüber diesen Lücken, von denen weiterhin, auch nicht durch die Schuld des Bearbeiters, die oberösterreichische Künstler- schaft betroffen wurde, gibt es eine ganz große Reihe von führenden österreichischen Per- sönlichkeiten, über die in die- sem Lexikon zum erstenmal genaue Daten zu finden sind. Wir nennen dafür etwa Bai- ser, Eigenberger, Hörbiger , Karajan, Clemens Krauß, Schneiderhan, Wührer. Wir nehmen daher das jetzt vor- gelegte reichhaltige Material dankbar entgegen und erwar- ten zur Ergänzung die zweite, schon in der Vorred~ angekün- digte Ausgabe. Es is t im Grunde eine sehr erfreuliche Erscheinung, daß das Osterreich-Institut mit sei- ner Auswahl von rund 2600 Namen schöpferischer Men- schen in Osterreich nicht ganz befriedigen kann. Zeigt sie doch, welche Lebenskraft, wel- che Fülle von Begabung hier zu Hause ist. Der überblick über ein größeres Ganzes, wie ihn dieses Lexikon ermöglicht, erweist schließlich, wie sehr die kulturelle Blüte emer Landschaft von ihren geistigen Institutionen abhängig ist, und wie groß damit die Verant- wortung der dafür Maßgeben- den wird. Kurt Holter.

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