(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 1. Jahrgang, Heft 4, 1951
60 Ginzkey-Ehrung des Oö. LANDESVERLAGES Künscler darben in dieser armen Zeit nach dem Ruf der Anerkennung, nach den treuen Anhän- ge rn, di e ihnen Verehrung spenden und Liebe entgegenbringen. Di e Materi e steht immer noch über dem Geist. Es muß in dieser Zeit- Situation eine besondere Aufgabe der Verla&s- anscaltcn se in, den h e im i s c h e n Dichtern zu helfen. Wenn di e Buchdrucker- und Verlege r- zu nft den Dichter gerin gschätzt, ist es um die Literatur im Lande geschehen. PHOTO: QROLL Dem Oberösterreichischen Landesverlag in Lin z muß Dank gezollt werden, daß er di esen not- wendigen Kampf für die heimischen Dichter aufgenommen hat. Klangvolle Namen wie Friedrich Sacher und August Karl Stöger zäh- len zu den Mitarbeitern des Verlages . Vor a ll em erschien es aber dem Verlag wesenclich, den greisen Nestor der Österreichischen Gegen- wartsdichtung, Dr. h. c. Franz Karl Ginzkey, der seit 30 Jahren in Seewalchen am Attersee lebt, in Oberösterreich heimisch zu machen . In gemeinsamer Überlegung von Dichter und Ver- lag wurde der köscliche satirische Roman „Der Wundervogel" zur Neuauflage gebracht, und als der 80. Geburtstag Franz Karl Ginzkeys heranrückte, wurde keine Mühe gescheut, um diesen Tag des Dichters besonders fes clich zu begehen. OBER OSTER RE ICHISCH ER LANDESVERLACi Bücher zur Volkskunde Hanns Koren. Pflug und Arl, ein Beitrag zur Volkskunde der Ackergeräte. Otto-Mül- ler-Verlag, Salzburg, 275 Seiten, 1950. In vielen, insbesondere den osteuropäischen Ländern, 1st Gerätekunde identisd, mit Volkskunde. Um so mehr nimmt es Wunder, daß ein so k lassisches Gebiet der Volks- kunde im deutsd,en Sprad1- raum, wie das Gerät im Ge- samtgefüge seiner Wissen- schaft, einen red1t bescheidenen Platz einnimmt. Wenn man sich vor Augen hält, daß Kul- tur von colere = pflügen kommt und daß andererseits das Wort „Pflege" mit Pflug zusammenhängt, so kann man ermessen, was der Pflug auch im geistigen Bereid, bedeutet. Korens „Pflug und Arl"- arbeit - die Arl ist, laienhaft ausgedrückt, eine primitive Pflugform - eröffnet der mo- dernen, mit jeglid1em Rüst- zeug ausgestatteten Volks- kunde den Zugang zum we- scntlid,en Gerät. Wenn er die Steiermark als Forschungsgebiet wählt, so ist damit zugleid, eines der be- deutendsten Beharrungsgebiete Europas aufgesd1lossen, ein ideales Versudisfeld für volks- kundliche Fragestellungen. Ko- ren unterscheidet in der Steier- mark fünf Arten von „Bau- zeug": die einfad1e Haue, den einfachen Beetpflug, den Dop- pelpflug, die Arl und den Riß. In einer bestechend klaren Sy- stematik behandelt er nun der Reihe nach diese fünf T ypen, die sid, ihrerseits wieder in Unterformen gliedern. So methodisch aufsd,luß- reid1 diese Untersuchung an sich aud, für die nid1tsteirische Volkskunde ist, so gewinn- bringend wird die kultur- gesd1iditlid1e Einordnung und Zusammenfassung des Schluß- wortes. N ad, der Feststellung, daß sid, reine Arl- und reine Pfluggebiete in Steiermark sd1wer feststellen lassen, sud1 t Koren die Herkunft der Bau- zeugformen zu klären. Es be- deutet eine weitere Stützung .der Theorie von der ostger- manisd1en Bedingtheit der Baiern, wenn die Arl, die nad1weislid, nid1t nur von den Slawen, sondern auch von den Baiern ins Land gebrad1t wurde, in skandinavisd1er Ent- spredrnng nadigewiesen wird. Zwischen der karolingisd,en und ottonisd1en Zeit setzte sid, der Pflug in Bayern sel- ber durch und kommt von da, die Arl teilwei se übersd1id1- tend, in die Steiermark. Das sorgfältige und klare, stoffgetreue Werk Hans Ko- rens rundet die Lebensarbeit emes auf der Höhe semer Mannesjahre stehenden For- schers ab. Die Gerätekunde in Osterreid, ersd1eint dadurch neu begründet. - ,,Die Kennt- nis dieser Kulturgeschid1te der Ad(ergeräte wird sid, für die "Wissenschaft und für die mo- derne landwirtsd1aftlid,e Ted1- nik gleich we rtvoll erweisen." Die Wallfahrten nad, Adlwang in Oberösterreich im Lichte der Mirakelbüd,er (1620- 1746). Eine volkskundlid1- kulturhistorische Studie von Edmund Frieß und Gustav Gugitz. Bud1reihe der Oster- reichisdien Zeitschrift für Volkskunde. Neue Serie, Band I, 80 Seiten, 4 Abbil- dungen, Preis S 12.-, Oster- reidiischer Bundesverlag, Wien. Längst ist dem Bewußtsein des oberösterreichisd1en Vol- kes die Tatsad,e entsd1wun- den, daß Adlwang, in der lieb- lid1en Landsd1aft zwisd1en Krems- und Stey rfluß gelegen, in der Zeit des Barock das größte Wallfahrtszentrum des 1.andes ob der Enns gewesen war, ja, daß es im 17. Jahr- hundert sogar als das „ober- österreichisd1e Mariazell" be- zeichnet wurde. Die Legende weiß sogar zu erzählen, daß am Goldenen Sonntag sid, die Mariazeller Muttergottes m Adlwang im Bad befinde. Diese ursprünglid1e Bedeu- tung Adlwangs der Vergessen- heit entrissen und darüber hinaus die kultdynamisd,e Strahlungskraft der Gnaden- bilder (es handelt sid, um ein Vesperbi ld und um eine seg- nende Christushand) aufgezeigt zu haben, ist das Verdienst der beiden in der Volkskunde ri.ihmlid1 bekannten Autoren Edmund Frieß und Gustav Gu- gitz. Mit der Monographie über Adlwang liegt überhaupt die erste wissensd1aftlid, und volkskundlid1 kritisd,e Unter- sudrnng eines oberösterreid,i- sdien Wallfahrtsortes vor. F.rleid1tert wurde den Autoren ihre Arbeit durch das Vorlie-
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2