(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 1. Jahrgang, Heft 4, 1951

-:-- - . - . ttJ ·tt Geburt Christi, ,111 .< einer Cars tener Handschri ft , / 437, Studi enbibliothek Lim: . Phot o : 0. Kaiser. lJ u 1 ·... , hte rur~ 11J a galw i uth.'ttm mnfiltettt bau ~-- t6 . · - fmu . 1 schwillt die Anzahl ihrer Namen zu solcher Fülle an, daß es in diesem Rahmen weitaus nicht möglich ist , sie auch nur aufzuzählen. Gerade aus diesem Zeitraum sind es nicht mehr nur Bücherlisten, sondern viele von den Büchern selbst, die durch Stiftungen an Klosterbibliotheken in diesen eine Heimat gefunden haben und bewahrt geblieben sind. Aus ihrer Zahl nennen wir den Albert E 1 send o r f er, später Kanoniker von Spital a. P., dessen früheste datierte Handschrift 1402 in Wels geschrieben ist. Ein etwas jünge1 er Zeitgenosse war Wenzel Kranecke r aus Wels, MessE- leser in St. Stephan zu Wien, dessen Vermächtnis ebenfalls in die Bibliothek S pi t a 1 a. P. gelang t ist. Diese, ein Schatz von seltener heimatkundlicher Bedeutung, wird seit 1806 in St. Paul im Lavanttal in Kärnten aufbewahrt. Die Bücher des Konrad L ö h e r und des Johann E g e 1 au e r aus Schwanenstadt sind nach Lambach gelangt , die des Thomas K r e n Pfarrer von Münzkirchen, über Suben in die Stu- dienbibiiothek in Linz. Wertvolle Bücher des Sixtus M e m c h i n d und Wolfgang H e y f e 1 d e r ,. d\e b~ide in Kremsmünster Profeß ablegten, sind damit m diese Bibliothek o-ekommen. Dortselbst befinden sich auch meh- rere schöne 0 Bände des Thomas H ä n d 1, Kaplan in Enns , und des Wolfgang E y s n g e r i n g e r aus Sc!iärdii:ig, Kapla!1 zu Wels, der in Lambach eintrat, wo auch em weiterer Teil seiner Bücher aufbewahrt wird. Größere Bedeutung hatte auch die Bücherei des Pfarrers von Thalheim bei Wels, Petrus G r o ß v o n T r o c k a u , durch den ein Teil der Spitaler Bibliothek schon im 16. Jahrhundert 1:ach K~ems- münster o- elano- te und dem Lande erhalten blieb. Nimmt man das '.<lles z:1sammen, so sieht man alle Teile des Landes mit einzelnen Personen vertreten, und wir können mit Recht auf ein lebhaftes ge istiges Leben in der Vorrefor- mationszeit schließen. Die meisten der eben genannten Geistlichen haben nicht nur Handschriften, sondern auch gedruckt e Bücher be- sessen. Soviel wir bis jetzt wissen, sind die ersten I n - k u n ab e 1 n (Wiegendrucke) - das sind jene Bücher, die vor Ende des Jahres 1500 gedruch worden sind - um das Jahr 1470 ins Land gekommen. Das früheste gedruckte Buch, ein Straßburger Druck des Stiftes Schlägl vom Jahre 1463, steht mit diesem Datum noch sehr vereinzelt. Ab 146911470 werden die Druckjahre schon recht häufig, T ahreszahlcn für Kauf oder Besitz mehren sich freilich erst ;nit dem Fortschreiten dieses Jahrzehnts. Die Kostbarkeit eines solchen Buches, dessen Preis bei weitem den eines Ochsen übertraf, beweist auch die Tatsache, daß mehrere Handschriften erhalten sind, die gedruckte Bücher au s diesem Jahrzehnt zur Vorlage hatten. Als Druckorte steh~n zunächst Straßburg und Nürnberg, erst später Venedig, nach der Anzahl ihrer Erzeugnisse an der Spitze. Der Buch- handel der vordem nur zögernd und tropfenweis e ge- flossen' ist wird nun ein o-anzer Strom und er scheint den neuen Ma~·kt mit großem 0 Schwung erobert zu haben. Heute besitzt das Land gegen fünftausend Inkunabeln . Die größte Sammlung besitzt die Studien b i b 1 i o t h e k i n L i n z , wo bedeutende Reste der alten Bestände von Mondsee, Garsten, Gleink, Suben und Baumgartenberg zu- sammengeflossen sind, dann folgt Kre.msmünster, unüber- troffen auch durch die geschlossene Erhaltung seines fast 900 Nummern zählenden Inkunabelschatzes, St. Flonan, Lambach wo leider viele Verluste aufzuzeichnen sind, Wil- hering, Schlägl und Schlierbach, dessen Bestände ~rst . in jüngerer Zeit in den Besitz des Stiftes kamen, sowie eme Anzahl kleinerer Linzer Sammlungen. Ein unvergleichlicher Reiz haftet den Inkunabeln an. Die Schönheit des Satzbildes, die Güte der verwendeten Typen, das unersetzbar Handwerkliche in allen Einzel- heiten, dies alles bildet den Zauber, der von den oft ge- waltigen Folianten ausgeht. überaus interessant i?t di_e Ent- wicklung in dem kurzen Ablauf der Inkunabelze1t, die von den alten Gewohnheiten des Handschriftenwesens ausgeht und am Ende des Jahrhunderts in jene abgeschliffene Druckkunst mündet, deren Bräuche und Handhabungen von da an lange unverändert geblieben sind. Leider besitzt das Land keinen einzigen Druck, der auf Gutenberg selbst zurückginge. Doch zählen die zuvor ge- nannten Sammlungen eine ganze Reihe von Drucken ihr eigen, die zu den Seltenheiten der Inkunabelkunde zählen, manche davon sind das e i n z i g e und l e t z t e E x e m - p 1 a r, das sich von einer ehedem verbreiteten Auflage er- halten hat. Das Bürgertum in den Stäaten hat für die Bücherpflege in jener Zeit eine geringe Rolle gespielt. Den schon früher bekannten Beispielen aus Linz und Steyr soll der Name des reichen W elser Bürgers Pangraz S c h e i b l angefü_gt werden, der außerdem auch als Kunstmäzen bekannt 1st und aus dessen Besitz etliche Bände in Lambach erhalten sind. Wahrscheinlich hat das Buchgewerbe in E n n s einen gewissen Mittelpunkt gehabt. Die spärlichen, verstreuten Nachrichten, die darauf hindeuten, harren aber noch der Veröffentlichung. Mit den Zwanzigerjahren des 16. Jahrhunderts erfuhr der Bücherstrom aus dem Westen eine sehr deutliche Ver- änderung, keineswegs aber eine Verminderung. Sta~t der mittelalterlichen Texte, die noch den Frühdruck, die In- kunabelzeit beherrscht hatten, und deren Verfasser seit wenigstens ~weihundert Jahren der Geschichte ange~ört~n , treten nun die Lebenden in den Vordergrund. Te1lwe1se sind es die Reformatoren mit ihrem Anhang, Luther, Melanchthon und viele andere in zahlreichen Leipziger und Wittenberger Drucken, teilweise der~n ~egner, wi~ Johann Eck und Erasmus von Rotterdam, te1lwe1se auch die \V/ erke der Humanisten nördlich und südlich der Alpen. In dieser Zeit versinken die Klosterbibliotheken in einen Dämmerschlaf. Was wir an Büchern jener Jahre be- sitzen stammt fast durchwegs aus dem Besitz von Adeligen und v~n Pfarrherren, unter denen viele dem Geistesgut der Reformation zuneigten. Daß viel mehr, als heute. erh~_lten, im Lande war, sieht man aus den recht zahlreich uber- 23

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