(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 1. Jahrgang, 1951 , Heft 2

waren, schlich ,ich in das Arbeitszimmer meines Vaters. Ich wußte, daß dort Gewehre an den Wänden hingen und auch, daß in einem Kästchen Munition dazu verwahrt war. Ich hatte dem Vater oft genug zugesehen, wenn er, der Jagdliebhaber, ,die Gewehre geputzt und probeweise ge– laden hatte, hatte auch zu Weihnachten manchmal einen Schuß daraus abgeben dürfen und konnte so zur Not da– mit umgehen. Ich nahm eines der Gewehre von der Wand, lud es und schlich damit zurück in mein Zimmer, von dort aus aber über den Gang zum Haustor und durch das Seiten– pförtchen in den Garten. Hier stand ein kleines Lusthaus am Wege, welcher von der Straße zu unserem Hause führte; da wollte ich Dr. Majus erwarten und ihn er– schießen, sobald er durch die Gartenpforte, die niemals versperrt war, eintreten würde. Ich machte mir keine Ge– danken, was die weiteren Folgen wären, nur an das Fenster sollte er nicht kommen, nicht klopfen können, die Mutter nicht erschrecken dürfen. Ich saß zuerst auf den Stufen, die vom Wege zu dem Lusthaus emporführten, zog mich aber, als es später und unheimlicher wurde, in das Lusthaus selber zurück und drückte mich dort an die Wand; das Gewehr trug ich unter der Schulter, bereit, jeden Augenblick zu feuern. Es blieb lange ganz still, kein Lüftchen regte sich, auch der Glocken– schlag der Kirche war nicht zu hören. Ich kann es heute nicht mehr sagen, wieviel Stunden wohl vergangen waren und ob ich nicht manchmal ein wenig eingeschlummert bin, aber mit einem Male hörte ich draußen vor der Garten– pforte, wo der Weg mit Sand bestreut war, ein ganz, ganz leises Knistern, das sich in re~ßlmäßigen Abständen wieder– holte und, wenn es auch fast unhörbar blieb, dennoch näherkam. Dann gab es einen Ton am Holze der Ff orte, so, als ob · jemand unversehens daranstieße, im selben Augenblicke aber drückte ich aib. Ich sah noch den Feuer– schein, der für einen Augenblick den Weg erhellte, fühlte noch den Rückstoß des Gewehres, aber dann wußte ich nichts mehr von mir. Als ich wieder erwachte, war es heller Tag und die Mutter saß an meinem Bette. Sie trug das Klei,d aus dunkel– grünem Samt, das sie getragen hatte, als ich sie zum ersten Male sah. Ich begann zu weinen, unaufhalt•sam und voll Erregung, aber sie strich mit ihrer weißen Hand über meinen Kopf und sagte: ,Weine nur, Peter, es ist ja alles wieder gut. Weine nur, daß auch dir leichter wird.' Sie erzählte mir dann, daß ich einen Tag und zwei Nächte im Fieber gelegen sei, in meinen Träumen und Phantasien aber soviel gesprochen habe, ,daß es ihr möglich gewesen wäre, ein Bild des Vorgegangenen zu gewinnen. Sie wies mir die Ohrringe und den Siegelring und erzählte, daß Dr. Majus unter Polizeiaufsicht ·stehe und die Klage wegen Erpressung gegen ihn erhoben würde; die Polizei habe ihn noch recht– zeitig in Gewahrsam genommen, er sei schon zur Abreise bereit gewes•en., Sie neigtet sich· dann über mein Lager, nahm meinen Kopf in beide Hände und sagte: ,Peterle, mein lieber, guter Peterle, ich habe •dich so lieb wie niemand mehr sonst auf der Welt.' Dann küßte sie mich auf den Mund." Der Mann sagte nach einer Weile: ,,Die Mutter ist wieder gesund geworden. Mag sein, daß jenes Erlebnis ihr dazu half, indem es ihr sagte, sie dürfe mich nicht allein lassen." Die Gesellschaft war durch die Erzählung von ihrem ursprünglichen Streite abgekommen und dachte nicht mehr daran, ihn fortzusetzen. Eine Stimme fragte: ,,Und was w,ar es, was Sie in jener Nacht gehört haben?" Der Mann antwortete: ,,Es war sicher eine Katze. Ich habe jenes leise Knistern von Sand seither oft gehört und es war immer • eine Katze. Sie wird dann versucht haben, über das Tor zu springen und ist wohl zu kurz gesprungen." Eine andere Stimme fragte: ,,Und lebt Ihre Mutter noch?" Der Mann senkte .den Kopf; er antwortete: ,,Sie ist vor einem Jahre gestorben. Es jährt sich heute ihr Todestag." ROHRBACH ER LEDERFABRIK 1 GERBEREI BETRIEB SEIT 16831 Erzeugungsprogramm: SOHL - LEDER RIEMEN-LEDER BLANK-LEDER TECHN. LEDER TREIBRIEMEN TECHN. LEDERARTIKEL WIEN II - ROHRBACH, 0.-0. &F ALFRED WAGNER EISEN G RO SSHAN D LU N G RIED IM INNKREIS STAB- U. FORMEISEN BLECHE ROHRE U. FITTINGS HAUS- U. KlJCHENGERiHE OFEN U. HERDE WERKZEUGE U. BAU BESCHLAGE Telefon 28, 521, 522, 523, 524 Fernschreiber 02261 55

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