(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 1. Jahrgang, 1951 , Heft 2

CZln6e6dn~ie11zn~~~~ ilbaa91mUffer~ AVS DEM SALZl<AMMERQVT Die künstlerische Entdeckungsgeschichte des Salz– kammergutes, die um das Jahr 1800 begonnen hatte, fand in den Landschaften Ferdinand Georg Waldmüllers aus dem Jahrzwölft von 1831 - 1843 ihren malerischen Höhe– punkt. Vom Jahre 1831 an r•eiste W,alidmüller fast jeden Sommer bis zum Jahre 1844 in das Salzkammergut. Isch~ und seine nächste Umgebung waren das bevorzugte Ziel seiner Entdeckungsfahrten. Der damals zu neuer Bedeutung gelangende Kurort sah Waldmüller in den Jahren 1831, 1832, 1833, 1834, 1835 und 1838 als Gast. Im ersten J,ahre seines Ischler Aufenthaltes malte Waldmüller die Retten– bachwilidnis, Ahornbäume und ein Waldstück mit einer Buche bei Ischl, im folgenden den Hohenzollernwasserfall im Jainzentale und 1833 das Dorf Ahorn mit dem Blick gegen Loser und Sandling. Auch im folgenden Jahre er– scheint .das Dorf Ahorn mit dem Loskogel und dem Retten– kogel im Bilde. Die Rettenbachwildnis malte Waldmüller wieder im Jahre 1835, in dem auch das Gemälde mit dem Dachstein, von Ischl gesehen, und mehrere Ansichten aus dem Trauntale gemalt wurden. Die spätesten Bilder aus der Umgebung Ischls entstanden im Jahre 1838. Es sind die beiden größeren Gemälde mit dem Blick auf Ischl vom Sophienplatze aus und die Hütteneck-Alpe gegen den Hall– stätter See und den Dachstein. Schon im ersten Ischler Sommer drang Waldmüller auch in den Felsengraben des W aldbachstrub im Echerntale hinter dem Hallstätter See ein und kehrte in dieses Tal in den Jahren 1839 und 1840 zurück. Das Bild des Waldbaches im Echerntale aus dem Jahre 1843 ;ist W aldmüillers 1etzte Landschaft a'US dem Salz– kammergut. Am Wolfgangsee malte Waldmüller in den Jahren 1831 und 1835. Die beiden Jahre gehören zu den fruchtbarsten seines Schaffens im Salzkammergut. Gab Waldmüller im Bilde des Jahres 1831 eine Berglandschaft am Wolfgangsee, so erscheint als ungewöhnliche Ausnahme St. Wolfgang selbst mit seinen Gassen in Gemälden des Jahres 1835. Die Sommertage des Jahres 1835 sahen Wald– müller neben Ischl auch in Altauss,ee. Der Dachstein, der Sandiing und die Trisselwand wurden von Bad Aussee oder vom Altausseer See aus gemalt. An den Gosauseen we1ilte Waldmüller im Jahre 1832. Der Zeller See wurde 1837 für Waldmüller zum Stand– ort seines Schaffens. In diesem wie in dem vorhergehenden Jahre malte er auch in der Ramsau bei Berchtesgaden. Die T allandschaft mit dem Hohen Göll und dem Hohen Brett und der Hintersee mit dem Hochkalter, den Waldmüller auch vom WimbergtaJ aus malte, waren die Motive der größten Landschaften dieser Jahre. In mehreren GemäLden stellte Waldmüller Hallstatt und den Hallstätt,er See in den Jahren 1839 und 1840 dar. Auch das nahe gelegene Echerntal und der W aldba.chstrub wurden von Waldmüller in dies·en Jahren gemalt. Das Bild einer Mühle am Ausfluß des Königssees schließt die Bilder– reihe vom Jahre 1840. Es sind fast ein haLbes Hundert Lanci,5chaften, die Waldmüller in dem Jahrzwölft von 1831-1843 ,im Salz– kammergut gemalt hat. Sie machen beinahe die Hälfte aller von ihm geschaffenen Landschaftsbilder aus. In einzdnen Jahren hat Waldmüller, soweit heute Bilder und Nach– richten eine genaue Feststellung erlauben, überhaupt nur im Salzkammergut Landschaften gemalt, wie 1835, 1836, 1837, 1839 und 1843. Dag,egen stammt die Ernte an Land– schaften aus den späteren zwei Jahrzehnten bis 1863 zur Gänze aus Italien und aus der Umgebung Wiens. Waldmüller war nicht ,der erste unter den Wiener Maiern, der das Salzkammergut malerisch eroberte. Nach den deutschen Romantikern begannen qereits um 1820 ein– zelne Künstler wiie Jakob .A,lt und Friedrich Loos ihre Landschaftsmotive aus den Bergen des Salzkammergutes zu holen. Allein auf der Wiener Akademieausstellung des Jahres 1822 waren die Ansichten des . Salzachtales und der StaJdt Salzburg von Peter Fendi, des Watzmanns mit Berch– tesgaden von Franz Steinfeld und Thomas Ender, des Traunsees bei Gmunden von Franz Steinfold und des T raunfalles von Johann Nep. Schödlberger und Ferdinand Runk ausgestellt. In den Akademieausstellungen der fol– genden Jahre erschäe:nen Bii1der des T raunsees von Jakob Gauermann, d es Hallstätter Sees von Franz Steinfeld, Ischls von Thomas Ender und des W olfgangsees von Friedrich Gauermann. So war:en vor dem Jahre 1830 bereits alle Punkte von den verschiedensten Wiener Künstlern gemalt worden, die nach diesem J,ahre WaldmüUer im Salzkam– mergut aufsuchte und für sich malerisch neu eroberte. Schon 1830 wandte sich W:aLdmüller in der Rettenbach– wildnis und am Waldbachstrub ungewöhnlichen Naturaus– schnitten zu: vordergründigen und nahsichtig gesehenen, das ganze Bild ausfüllenden Waldbachgräben mit Felsen, Wald und schäumenden Wassern. Es sind einsame Stücke einer urtümlichen und ungebändigten Natur, ohne alle · Spuren menschlich,en Lebens. Es sind verborgene und ab– gelegene Naturwinkel, nur erfüllt von dem Rauschen und der Kühle des Wassers. Däe Sonne fällt in die Schluchten und läßt Felsen und Blattwerk aufleuchten, das tiefe, von der feuchten und reinen Luft genährte Grün der Bäume, deren W 1 ipfel nur, hoch über den weiß schäumenden Wi1d– wassern, einen schmalen Himmelsausschnitt freigeben. Was Waldmüller in diesen Felsen- und Waldgräben faszinierte, das war die unberührte Natur, das Erlebnis ihrer groß– artigen Daseinskraft und die Fülle ihrer Erscheinungsviel– falt. An ihr erprobte Waldmüller sein malerisches Können, dessen Reife sich an dem schwierigen Darstdlungsthema so glänz,end erwies, daß die Landschaften des Jahres 1831 be– reits vollgültige Zeugnisse der malerischen Kunst Wald– müllers werden, ,die sich in den späteren J a:hren nur in der Problemstellung wandeln, nicht a:ber im künstlerischen Rang steigern. Was Waldmüller in der R:ettenbachwildnis und rim Graben des W aldbachstrub fand, das war die klare Greifbarkeit aller Dinge, aus denen sich die Landschaft aufbaut, und ihre 2ierichnerj:gche und farbige Eiinheü:t. Soga,r da·s weiße, stürzende Wasser wurde unter den Augen Waldmüllers zu einer gleichsam kristallenen Form und glich sich mit seinem Wellengekräusel den Felsen und Bäu– men an, die noch nie so genau und mit einer solchen Fülle ihrer Erscheinungsformen gemalt worden waren, denn die Romantiker hatten das Naturbild vor Waldmüller im . wesentlichen zeichnerisch erobert. Die beiden anderen Ge– mälde des Jahres 1834 ·aus der Umgebung Ischls, die eine Buche und Ahornbäume darstellen, offenbaren diese,1be Wahl des Naturvorwurfs: diie nahe gesehene, das gesamte Bildfeld abschließende Laubwand mit ihrem Arstgewirr. Als wäre Waldmüllers Schauen gerade von der kaum ·erfaß– baren Fülle der Natur ergriffen worden, als hätte er seine maler:ische Darstellungskraft gerade an ihrer leuchtenden Pracht erweisen wollen, so strahlen diese kleinen, fast miniaturhaft gemalten Bilder das Erlebnis des Meisters mit einer unversiegbaren Kraft wider. Zu den vollkommensten Landschaften des Sommers 1833 gehören die beiden Gemälde, die Waldmüller bei dem Dorfe Ahorn mit dem Biick gegen Loser und Sandling gemalt hat. Die eine, von einem · mächtigen Ahornbaum gerahmte Landschaft, auf der über dem besonnten Berg- 1

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