(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 1. Jahrgang, 1951 , Heft 2

rene mag träumen, dort erst könne er sich nach Herzens– lust ergehen. Dem stehen allein schon stoffliche Schwierig– keiten entgegen. Das Fresko erfordert eine Technik, deren Rezepte auf Überlieferung beruhen. Die höhere Kunst folgt ~trengeren Gesetzen. Einen Rahmen, der es gegen seine Umgebung abgrenzt, kennt das Wandbild nicht, es ist viel– mehr ein integrer Teil der Architektur. Der Bau muß durch das Gemälde als Bau gewinnen, etwa wie ein Gedicht im Verein mit der Weise gesteig•erte Dichtung ist. Doch auch dies trifft noch nicht da·s Wesen der Gattung. Entscheidend ist wohl, daß sich die Form notwendig ergibt. Wie in der Literatur ein bestimmt•er Gegenstand nach einer bestimm– ten Darstellung verlangt, so daß von einem Romanstoff oder einem Dramenstoff gesprochen werden kann, so stehen auch in der Malerei Thematik und Darstellungsweise in genauem Bez,ug. Tiefer als der sachliche Zusammenhang geht noch die Affinität von Person und Kunst. Das Drama wird immer nur dem Dramatiker gelingen, und so verlangt auch das Fresko seinen Mann. Das Wandbild ist nicht bloß eine Malweis,e, sondern ein Stil, nicht der einer Zeit, aber der einer Gattung, und auch die g•emäße Form wirkt noch akac;lemisch oder ·konventionell, wenn sie nicht überdies ein persönlicher Stil ist. Es hat einmal eine hohe Zeit des Fresko ~egeben, heute sieht es nicht darnach aus. Der Blick schweift zurück nach einem Pierro della Francesca, nicht zunächst um zu lernen, wie man ein Fresko macht, sondern um überhaupt zu erkennen, was ein Fresko ist. Stoßen wir dagegen heute auf Fresken, die nur irgendwie geschmackvoll oder geistreid1, dekorativ oder illustrativ wirken, so bedeu – tet dies, daß der Weg zum Wandgemälde als Großform kaum mehr völlig durchmessen wird, weder tätig noch geistig. Von Steinbüchler aber muß ma_n wohl s,agen, daß er un– ter den Freskomalern nicht allein, aber sehr vereinzelt steht. Er geht noch mit Besonnenheit zu Werke, er läßc sich nicht von der Zeit gebieten, er gönnt dem Werk jede Zeit zur Reife. Was er aber bewußt und willentlich tun kann, das tut er, er lernt und übt, bis er wirklich gerüstet ist. Wenn heute und hierzulande ein Arbeitsethos von hohem Niveau beobachtet wird, dann bei ihm. Die Technik des Fresko hat Steinbüchler s,einerzeit in München studiert 1 ). Wir müßten ihn auf das Gerüst vor der Wand begleiten, wenn wir seinen Fieiß und seine Um– sicht, seine Handwerklichkeit in ihrer letzten Steig,erung erleben wollten. Die Art dieser Technik bringt es mit sich, daß sich das Malen selber auf wenige Tage verdichtet. Um so mehr muß vorgearbeitet sein, und zwar vermag sich ein Künstler der Form nicht anders zu vergewis·sern als durch die Zeichnung. Zu sehen, wie dies geschieht, sind wir in seinem Atelier auf dem rechten Platze. Das Ateliier auf dem Hagen ist die Werkstatt eines Zeichners, und zwar eines Zeichners von größtem Format. Wenn uns das Olbild in eine sehr bestimmte und sehr ge– sammelte Empfindung vers·etzt hat, so haben wir nun Mühe, die Einzelheiten zu überblicken, die uns auf .den 1 ) Er war Schüler in der Klasse für Monumentalmalerei bei Prof. Franz Klemmer; gerade damals wurden von der Akademie für bil– dende Künste in Gemeinschaft mit der Technischen Hochsd1ule For– sdrnngen über versd1iedene Fresko-Mörtel angestellt. Steiribüchler hat an den Proben maßgebend mitgearbeitet. Entwürfe zii Türen im Sitzungssaal der Landwirtschaftskammer Linz. Bild links oben: Florian mit Mühlstein und Genius. Bild links unten: Rasenst.ück und stöbernder Hund.

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