(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 1. Jahrgang, 1951 , Heft 2
ARTHUR FIS CH ER-CO LBRIE Bt!t9/aktt AUF DER ~onau Das Urgebirge macht vor dem breiten Band nicht Halt, das die Donau dem Mühlviertel als südliche Grenze zieht: lange Strecken hin greift es, immer wieder seine Granitnatur enthüllend, über den Strom hinüber. Dadurch ergeben sich jene waldfeierlichen Talengen, die zusammen mit den nach großen Horizonten schwingenden Auenweiten des Eferdinger und Linzer Beckens Fahrten auf der oberösterreichischen Donau zu tief nachwirkenden Erlebnissen irdischer Schön– heit gestalten. Zwar ist der Personenschiffsverkehr strom– abwärts von Linz .derzeit noch immer einge– stellt, aber ,den Besucher wie den Gast der Lan– deshauptstadt erwartet ein hoher Genuß, wenn er sich an einem Sonntag- oder auch an einem Mittwochmorgen des Sommerjahres auf das Deck des Ausflugsdampfers begibt, der in geruh– samer Bergfahrt nach Passau führt und sich von dort nach kurzer Rast zur Talfahrt nach Linz zurückwendet. Mit dem Bild von Linz, wie es sich vom noch verankerten Dampfer aus in dem harmoni– schen Rahmen zeigt, den ihm die ruheschöne Welt der nordher ziehenden und dem Bogen des Stromes weithin folgenden Hügel schafft, beginnt das Erlebnis einer Donau-Bergfahrt. Im Anblick des Pöstlingberges, dessen gipfelkrö– nende Wallfahrtskirche mit dem weißen Glanz ihrer Zwillingstürme auf Stadt und Strom her– abgrüßt, fährt das Schiff nach Westen aus. Am Linzer Ufer erhebt sich auf steilem Felsen, der in der Zeit der Römerherrschaft das Kastell Lentia über die Donau spähen ließ, an der Stelle der alten gotischen Kaiserburg der riesige Vier– kantbau des Schlosses, dem am Mariä-Himmel– fahrts-Tage des Jahres 1800 ein verheerender Blick von Schloß Neuhaus auf das Donautal. Sämtliche Aufnahmen von ff~öh.!:' Brand die Turmzier geraubt hat. Aber die geschwungenen Mauerkränze der alten Bastionen, die sich bis gegen die Uferstraße herabziehen, verleihen dem Bild des Linzer Schlosses noch immer malerische Stimmungswerte. Vom westlichen Vorplatz des Schlosses blickt über niedrige, an den Rand_des felsigen Hanges gebaute Häuser der Dach– reiter der Martinskirche ins Tal herab, des ältesten, in sei– ner Frühform wiederhergestellten Linzer Gotteshauses, das als Nischenbau aus der Zeit um das Jahr 800 ein einzig– artiges Denkmal karolingischer Kunst in Osterreich ist. Wie Nester kleben die kleinen Uferhäuser an den Felswänden des zum Freinberg ansteigenden Römerberges, nach ihren Gegenbildern am anderen Ufer spähend, zu dem die auf– gerissenen Steilhänge des Pöstlingberges abstürzen. Aber nicht nur die Häuser an beiden Ufern entsprechen einander, sondern auch zwei, hüben und drüben in die Hänge auf– steigende Wege sind einander so geschwisterlich ähnlich, daß sie sogar ihren Namen miteinander teilen: den stolzen, von majestätischen Tiefblicken ins Durchbruchstal künden– den Namen „Königsweg". Welchem von beiden Königs– wegen aber die wahre Krone gebühre, ist eine kaum zu entscheidende Frage. Auf einem felsigen Vorsprung des Frninberg,es erhebt sich der kleine Zentralbau der Kirche von Sankt Margare– ten, einen alten Kreuzweg krönend, der sich vom Ufer des Stromes aus in den Wald aufstuft. über die Mauern des ihr zu Füßen ruhenden Gottesackers bJickt diese Kalvarien– bergkirche auf die vorüberziehenden Wellen des Stromes herab, ein Bild tiefen Friedens, eine Waldandacht hoch über den Wassern. Und am Rande dieses Bildes zeigt sich als ein Schimmer, der durch die grüne Dämmerung des Waldes bricht, die Wallfahrtskapelle Maria-Tal, die mit einem Deckenfresko aus der Meisterhand des landberühmten Wel– ser Künstlers Wolfgang Andreas Heindl an den alten 21
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