(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 1. Jahrgang, 1951 , Heft 2

gesamte Sacrar{o mit a11en Bögen usw. auszumalen und mit Architektur und Vergoldung auszuschmücken. Außerdem hat Altomonte einen Tabernakelentwurf mit Aufstellung der Steinmetz- und anderen Arbeiten beizustellen. Alto– monte soll für diese Arbeit 3100 fl. auf drei Termine erhal– ten, hat aber Material und Reiseunkosten für sich und sei– nen Kompagnon selbst zu bestreiten. Im Jahre 1740 hat Altomonte bereits den letzten Terminbetrag erhalten, das Gerüst in der Apsis ist abgebrochen, die Arbeit ist voll– endet. Die Bezeichnung des Freskos als „Hochaltar" im Kontrakt und in späteren Quittungen zeigt, daß hier be– wußt und mit bestimmter künstlerischer Absicht an die Stelle des üblichen hohen Altaraufbaues der reine Fresken– schmuck des Chores gesetzt worden ist. In der seichten Chornische führt Altomonte die Architektur des Presbyte– riums mit gleicher Gesimshöhe in eine virtuos gemalte Scheinarchitektur über. Die Marmorsäulen des Vorder– grundes geben den Ausblick in die Tiefe eines monumen– talen Arkadenhofes frei, der zum Rahmen einer szeni– schen Darstellung von ungeheurer Spannweite wird: das Bild der Himmelfahrt Mariä entrollt sich in einer gran– diosen Gesamtkomposition, die aus dem Bereich des irdi– schen Geschehens mit der emporschwebenden Madonna hinaufführt durch die Sphären der jubelnden Engel bis zum Thron der Heiligen Dreifaltigkeit. Bartolomeo Altomonte hat hier eine Assunta von wahrhaft europäischem Format geschaffen, die eine würdige Ergänzung in den Decken– fresken des Chores findet. Da erscheinen über leichter, illusionistischer Architektur die Kardinaltugenden, die Bundeslade und das Buch mit sieben Siegeln, während die vier abendländischen Kirchenväter an den Seitenwänden Aufnahme finden. An -diesen wirkt das Fresko zusammen mit den kunstvollen Gehäusen der Oratorien, mit dem prächtigen Rokokoschnitzwerk der Aufsätze von Türe und Chorgestühl, die der Lambacher Bildhauer Joachim Ertl 1769 geliefert hat. In demselben Jahr werden die Risse für das „Tabernacl" besprochen, wobei sorgfältig darauf geach– tet wird, wie hoch dieses in die Höhe steigen darf, ,,ohne das was merkliches von der fresco Mahlerey verdecket werde ..." 4 ). Der aus weißem Genueser Marmor zierlich gefertigte und von zwei Engeln flankierte Tabernakel stammt ebenso wie die g.leichzeitige Dreifaltigkeitssäule gegenüber der Kirche von dem bekannten Grazer Bild– hauer Veit Königer, der damals auch nach eigenem Entwurf die holzgeschnitzte, fast zur Gänze vergoldete Gruppe ge– schaffen hat, in der die Verklärung des Heiligen Nepomuk plastisch und doch in einem schwerelosen Entschweben, mit einer ungemein flüssigen, fast ornamentalen Komposition vorgetragen wird. Wie in Spital vor dem Mauerpfeiler des Triumphbogens, nur seitenverkehrt, findet sich in der Klagenfurter Domkirche eine ganz verwandte Gegenüber– stellung des Heiligen in der Glorie und einer mit Evangeli– sten besetzten Kanzel, wie sie für Spital der Ausseer Bild– hauer Ignaz Thenny von April 1747 bis Dezember 1748 gearbeitet hat. Kanzel und Gloriengruppe von Spital ver- 4 ) Eine im Pfarrarchiv erhaltene Handschrift befaßt sich mit dea drei Entwürfen, die der k. k. Hofbildhauer Veit Königer aus Graz für den Hochaltar eingeschickt hat. Auf Grund dieser Anmerkungen hat Königer dann einen vierten Riß mit Preisüberschlag eingereicht, worauf der Vertrag abgesdllossen wurde. Vgl. Garzarolli-Thurnlack, Ein Hauptwerk Veit Königers in Ober– österreich, Stiftskirche Spital. Blätter f. Heimatkunde, Jg. 3, Graz 1925, Nr. 3, 4. 18 leihen nicht nur dem Triumphbogen einen repräsentatlveri Anstrich und die Auflockerung ihrer bewegten Kontur, son– dern sie sind zugleich Übergang und Auftakt zu der Sym– phonie des Ghores, in der 1 sich die Themen von Ausstattung und Einrichtung eigenartig verschränken, in ihren Wirkun– gen gegenseitig aufhöben, um ihre letzte Steigerung in dem Hymnus auf die Assunta zu finden. Die künstlerische Ein– heit des Chores war schon ursprünglich eine in s·ich geschlos– sene, wenn auch früher enger als heute mit dem Langhaus verbunden. Die allgemein verbreitete Ansicht, es sei auch das Langhaus mit Fresken geschmückt gewesen, -dürfte auf einem Irrtum beruhen. Die Deckengewölbe des Langhauses sind 1724 von „Dominicus Anton Carlone" ebenso wie Vorhalle, Kapellen und Emporen mit einigen großen geo– metrisierenden Feldern stukkiert worden, die der architek– tonischen Gliederung der Langhauswände linear entspre– chen und mit dieser ungestört zusammenwirken sollen. Es ist daher anzunehmen, daß das Langhaus keine Fresken besessen, sondern nur in seiner Färbelung auf den Chor abgestimmt war. Dies wird uns durch einen Vertrag aus dem Jahre 1773 bestätigt, in dem wir von roten und gel– ben Tönen sowie von ,der Vergoldung (der Kapitelle) er– fahren5). Erst nach dem Brand von 1841 erhielt das Lang– haus seine weiße Tünche, die hoffentlich wieder einmal durch die dem Chor entsprechende Färbelung ersetzt wer– den kann. Bei der Heftigkeit des 1841 wütenden Brandes, dem die Kirchtürme, Dach, Orgel und Kirchenstühle zum Opfer fielen, muß es als Glücksfall bezeichnet werden, ,daß uns das Werk Altomontes erhalten geblieben ist und außer diesem noch die prächtigen Deckenfresken, mit denen der Welser Maler Wolfgang Andreas Heindl 1734 die zwei– jochigen Räume von Sakristei und Schutzengel-Kapelle bei– derseits des Chores geschmückt hat. Sie würden ebenso eine eigene Würdigung verdienen wie die wunderbaren Ge– mälde, die das Stift von 1765 an bis in die späten Acht– zigerjahre von Johann Martin Schmidt geliefert erhalten hat, und von denen die Kirche heute noch vier große Altar– blätter und vier weitere Bilder besitzt. Die restlichen Krem– ser Schmidt-Bilder, darunter die besonders schönen Blätter aus dem Refektorium, befinden sich heute in St. Paul im Lavanttal, wohin sie mit anderen Sammlungsbeständen des Stiftes am 1. Mai 1809 durch Benedi~tiner aus St. Blasien im Schwarzwald verbracht wurden. Dieses Geschick mutet deshalb tragisch an, weil das Stift Spital eben zugunsten dieser aus Vorder-Osterreich eingewanderten Bendiktiner am 11. August 1807 aufgehoben worden war, um zwei Jahre später verlassen und damit dem allgemeinen Verfall preisgegeben zu werden. Von der Geschichte des einstigen Stiftes erzählt heute noch die stolze Reihe der aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammenden Epitaphien von De– chanten und Pröpsten in der Schutzengel-Kapelle. Da:s da– mals Geschaffene zu erhalten ist eine Aufgaibe, der sich die Gegenwart bereits mit der Neudeckung der Turmhelme angenommen hat. 5 ) Am 8. September 1773 schließt Propst Josef Xaver Grundtner einen Vertrag mit dem Stukkateur Josef Ch. Kellner, in dem sich die– ser verpflichtet, ,,anfangs die ganz obere Kuppel und Kirchengewölbe außer dem Presbyterio, was dermalen roch und gelb gefärbt sowohl, als die übrige, was an diese Kirchengewölbe befindlich, durchgehends 1:-is auf die Gesimser und Capitelen sauber und fein ohne mindesten Schaden und Befleckung der Vergoldung, der Mahlerei, deren Alcären und Kird1enstühle mit all möglichster Behutsamkeit demnächst abzu– butzen."

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