(Kulturzeitschrift) Oberdonau, 1. Jahrgang, Dezember 1941 - Februar 1942, Heft 5
St. Florian, um 1370. Starke, gesunde Mütterlichkeit spricht uns aus diesem Bildwerk an, es ist die Gesundheit des bäuerlichen Menschen unserer Heimal Aufnahme Otto Kaiser Erhart. Die Mutter grüßt uns lächelnd unter ihrer Krone, alles, was wir an deutscher Frauenhaftigkeit je erträumten, wird in ihr Erfüllung. Der pausbäckige Junge hält uns „von Rosen ein Kran¬ zelein“ entgegen. Müssen wir nicht, da wir das lächelnde Kind auf dem Schoß der Mutter vor Leben strahlend sehen, an jene Stelle denken, in der das letzte Geheimnis aller Mutter= und Elternschaft ausgesprochen ist: An jene echt germanische Dision, in der der Dich¬ ter das neue, junge Leben, des einzelnen wie des Volkes Erfüllung, das Kind, als Ticht sieht: „Das ewig Ticht geht da herein gibt der Welt ein neuen Schein, es leucht wohl mitten in der Nacht, und uns des Tichtes Kinder macht ...“ Kann man über ein Kind mehr aussagen: Bei abschließender Zusammenschau wird ein ungeheurer Wandel offenbar. Die Aristokratie ist dem Bürgertum gewichen, alte Ideale sind versunken, neue aufgekommen, früh Größe wurde endlich zu gewinnender Lieblichkeit. Die Verarbeitung der bibli¬ schen Stoffe, wie sie das christliche Mit telalter aufwarf, durch das blutliche ger manische Erbe ist gelungen. Anbetung des Kindes und germanischer Tichtglaube sind zu einem Hpmnus an das lebendige Leben zusammengeflossen. Grenzenlos und un¬ vergleichlich ist diese schöpferische Tat. Zu ihrer realen Erfüllung braucht sie die politische Tat — wie diese sie. Sie ist um so grandioser, weil sie vermochte, nock jahrhundertelang ferneren Geschlechtern Gleichnis und Bild zu sein. Wir be¬ greifen nun vom Biologischen her, daß wir nur ruhig auf die Stimme unseres Blutes zu horchen brauchen, weil das Leben selbst wieder etwas Göttliches ge¬ worden ist. Buch aber, meine Kameraden, die ihr se oft das Zerrbild der ihre Haarsträhne kauenden Flintenweiber mitansehen müßt sei dies Bild der Mütter aus unserer abendländischen Zeimat als ein Weih nachtsgruß zugedacht. Otfried Rastner, Oblt. d. R Südliche Heiterkeit und Musikalität des Donau landes 1 Pesenbuch bei Feldkirchen u. D., um 1440 Aufnahme Dr. Gustav Gugenbauer
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