(Kulturzeitschrift) Oberdonau, 1. Jahrgang, Dezember 1941 - Februar 1942, Heft 5
Plastik „Widder“ von Hedwig Schraml, der preisgekrönten Linzer Bildhauerin, in Berlir aufgestell den und viele regierungstreue Linzer erklär ten sofort, mit dieser offenbar nur politischer Sache nichts zu tun haben zu wollen, und das Haus wurde an jedem Abend leerer. Er wiesen war nur dreierlei: der Idealismus und der Wagemut Reiters und die Tatsache, da er schon eine treue Gemeinde um sich scharte die allein ihm einen solchen Gedanken ein geben konnte, die aber freilich noch nich zahlreich und vor allem nicht geldkräfti, genug war, um auch das Gelingen zu ver¬ bürgen Die folgenden Jahrzehnte im Leben Reiter waren von älinlichen Kämpfen ausgefüllt, abe auch von immer größeren Erfolgen begleitet Seine Gemeinde wuchs, seine Kühnheit, sich auch ohne die Juden und gegen die Juder behaupten zu wollen, hat sich nie verringert. und trotz seiner alldeutschen Gesinnung und seiner persönlichen Unfähigkeit, sich je auf albheiten und Zugeständnisse einzulassen war er schon um die Jahrhundertwende ein anerkannter Künstler, dessen zweites Bühnen werk, der Einakter „Der Bundschuh, in di Wiener Hofoper Eingang fand und dessen Männerchöre, ebenso kunstvolle als unmittel bar wirkende Schöpfungen, die nichts mit de gangbaren Liedertafel gemein hatten, sich vor Wien her ganz Deutschland eroberten. Juder und Klerikale und die liberalen Leisetretei und Angstmeier machten ihm das Leben zeit weilig schwer genug; aber die Stadt Wier und das österreichische Unterrichtsministe rium verkannten nie ihre Pflicht, seine unge wöhnliche Begabung zu fördern. 1908—191 war Reiter Direktor des Mozarteums in Salz¬ burg, 1917/1918 Kapellmeister im Wiener Burgtheater. An beiden Stellen hat er Maß gebendes und Grundlegendes für die weiter Entwicklung dieser Anstalten geleistet. In¬ zwischen hatte er in den fernsten deutschei Gauen Fuß gefaßt, und sein Name stand be reits in hohen Ehren. Dann kam die bös Zeit, in der die Besten von den Machthaberi des „Bundesstaates“ Österreich rücksichtslo verfolgt wurden, wenn sie sich den Absichter der Regierung widersetzten und wenn ih Jerz für das Großdeutsche Reich schlug Reiter mußte ins Reich fliehen und verlor da durch sein städtisches Ruhegehalt und seine staatliche Ehrengabe. Aber der Führer be lohnte ihn für seinen zähen und un erschrockenen Kampf wider alle Volksfeind und bereitete ihm einen sorgenfreien Lebens abend. Wenige Jahre vorher hatte er mit sei nem letzten und größten Werke, der Goethe Symphonie, ein hinreißendes Bekenntnis zum deutschen Geiste und zu den deutschen Hoch zielen abgelegt. In Wien und Berlin, in Mün chen und in Frankfurt am Main war die Symphonie erklungen, während aus der Füll seiner übrigen Werke, seiner gedruckten und ungedruckten Lieder und Balladen, Kammer musikwerke und Klavierstücke, Chorschöf fungen und symphonischen Dichtungen, Operi usw. für jede Art festlicher und völkische Musikübung in kleinen und in großen For men eine beglückende Auswahl vorliegt. Al¬ er im Frühsommer 1939 starb, da hatte er auch noch die Heimkehr der Ostmark in Reich jubelnden Herzens miterlebt, der Traun seines Lebens war in Erfüllung gegange und er durfte sich sagen, daß er vielel Ahnungen und Hoffnungen seines Volkes ein ergreifende Stimme geliehen habe Wie bei Bruckner, so finden wir auch bei ihn ausgeprägt männliche und heldische Züge Wucht und Trotz, Vorwärtsstürmen, Siege willen, glorreiche Erfüllung; doch nicht min der die innigsten, zärtlichsten, holdseligster Weisen, urdeutsche Melodien, die an da Volkslied gemahnen, kernig und frisch, aber lief gemütvoll, mit einer Erfindungsgabe und einer Natürlichkeit der Gestaltung, die weni¬ gen seiner Zeitgenossen verliehen waren. Hier sind noch viele Schätze zu heben, und die 80. Wiederkehr seines Geburtstages an 19. Jänner 1942 böte dafür den nächsten und ich möchte sagen: einen zwingenden Anlaß Reiter hat sich längst einen Ehrenplatz in de deutschen Tonkunst erworben. Der Gau Ober denau aber wird besonders dazu berufen sein sein Andenken zu pflegen, seinen Ruhm zu mehren und sein Schaffen zum Volksgut z nachen War von Millenkonich-Morolo Künstteratetiers in Tinz Kunstausstellungen gibt es noch gar nicht s lange. Sie sind zuerst an den neuen Kunst akademien der Barockzeit aufgekommen mi dem Zweck, die Arbeiten der noch unbekanr ten Schüler der Offentlichkeit bekannt z machen. Wer früher ein Gemälde oder Bile werk kaufen wollte, mußte sich zu dem Meister selbst bequemen. Er begab sich in die Werkstatt, die damals noch nicht den Namer Atelier führte, und mußte mit dem Künstle selber verhandeln. Dadurch lernte er diesen nicht nur persönlich kennen, er konnte ihr mitten in seinem Arbeitsbetrieb beobachten seine angefangenen und unvollendeten Werke seine Entwürfe, Skizzen und Handzeichnun¬ gen studieren und dadurch ganz nebenbei ei klares Bild von der Bedeutung des künstle rischen Schaffens gewinnen. Auch der Küns ler hatte hievon seinen Nutzen und wertvolle Inregung für sein Schaffen, denn er bekam Urteile und Ansichten von Leuten zu hören die bares Geld hinlegen wollten und dahe orsichtig in ihren Außerungen waren. Wei kauft, spart zunächst mit dem Lob, doch anderseits sagen sich wohl die Künstler fre ach Lessing: Wir wollen weniger gelobt, och fleißiger erworben sein Zur Zeit, als man in Wien die Ringstraße baute und Makart gefeiert wurde, standen di Künstlerateliers beim Publikum im höchsten Ansehen. Noch heute blieb aus dieser Zei am Begriff des Ateliers etwas Romantisches Schwüles und Geheimnisvolles haffen. Mai stellt sich rauschende Feste in Ateliers vor Ströme von Alkohol, die da fließen, nackt Frauenkörper, die in allen Ecken maleriseh gelagert sind. Vielleicht war es einmal wirk lich so, aber heute sind die Ateliers stille Stätten ernster und verantwortungsbewußtel Arbeit. Sie entbehren darum nicht der Ro mantik und jenes Geheimnisvollen, das alles künstlerische Schaffen umgibt. Ein Besuch in diesem oder jenem Linzer Künstlerateliel wird darum gewiß lohnend sein und in jeden Fall die Bekanntschaft mit einer interessanter Persönlichkeit vermitteln. Die Künstler selber werden bestimmt jeden kunstfreudigen Be¬ ucher gern bei sich seher Maler Steinbüchler arbeitet in einem Atelie um nur einige der Linzer Kunststätter im Schloß Hagen am Pöstling zu nennen — berg, das ganz in die Ritterromantik des alten Schlosses eingesponnen ist. Die Wände de hohen Saales sind mit seinen Freskoentwürfel für den Ennser Stadtturm bedeckt. Am Ful des Pöstlingberges hat sich Maler Lutz ein stimmungsvolles Heim in der Hagenstraße 1“ eschaffen, das nicht nur mit seinen farben¬ frohen eigenen Bildern geschmückt ist, son ern auch eine erlesene Sammlung von alter Bauernmöbeln und volkstümlicher Kunst ent hält. Maler Hazod hat ein poetisches Häus chen am Ufer des Haselbaches bei der Wink lerbrücke in Magdalena am Eingang de Haselgrabens. Die winzigen Zimmerchen sinc voll von prächtigen Entwürfen und Bleistift zeichnungen für seine großen Wandmalereien die originalgroßen Kartons dazu führt er im Stadel eines freundlichen Nachbarn aus. De Maler Glaubacker hat das prächtige Atelier von Albert Ritzberger, dem unvergessenei Darsteller der schönen Linzerinnen, in der Scharitzerstraße 9 inne. Maler Pollak hat vor seinem Atelierfenster auf der Gugl, Stock bauernstraße 12, den herrlichsten Blick in die Landschaft um Linz und auf seine geliebter Mühlviertler Berge. Besonders „romantisch“ ist das winzige Atelier von Hirschenauer, der sich neben seinem Kollegen Weidinger in Haus der städtischen Gaswerke, Kaplanhof straße 1, etabliert hat. Schöne Frauen blicken einen von Wänden und Staffeleien an, in dicken Mappen kann man in Pastell und Bleistift weibliche Schönheit recht eingehenc studieren. Darunter mischen sich ernste gotische Holzfiguren in den Ecken. Es is richtige Atelierluft, Jeder echte Kunstfreune hält etwas auf seine „Nase“ es kann ihm nur empfohlen werden, sie hie und da einma telierluft schnuppern zu lassen Munstaussteltunger In Wels wurde eine von der KdF veran¬ staltete Wanderkunstausstellung eröffnet, die alle Kreisstädte bereisen wird. Der Künstler bund Oberdonau hat unter dem Motto „Das kleine Bild“ eine intime Ausstellung im nei gestalteten Ausstellungsraum des Volksgarter gebäudes in Linz als vorweihnachtliche Schar geboten Der OOiderkace Der Dichter Robert Hohlbaum über „Oberdonau Für die Zeitschrift „Oberdonau“, deren erste Hefte Sie mir freundlichst zusandten, sag ich Ihnen herzlichsten Dank. Ich bin erstaunt über den Reichtum, den diese Hefte entha en. Alle Kulturgebiete werden hier beachte und gestallet, und wenn selbstverständlich auch die Heimat der Orgelpunkt ist, auf den alles aufgebaut ist, so wachsen doch di Melodien so hoch und so weit über alles Lokalhistorische hinaus, daß diese Zeitschrift das wohl bisher nicht übertroffene Muslei einer Heimatzeitschrift, mit vollem Recht all gemein deutsche Geltung beanspruchen kann ich beglückwünsche Sie zu dieser Gründung auf das herzlichste. Alle, die daran teilge nommen haben, können auf dieses Werk stol: sein VORSCHAU Linz: 27. Jänner 1942 Landestheater 21. Februar 1942: „De „Siegfried. Bauernhauptmann“ von H. H. Ortner (Ur März 1942: „Die Nacht aufführung der großen Liebe“ Operette von Bernhar Conz (Uraufführung), „Wallenstein“ (Aus stattung von Reichsbühnenbildner Benno von Arent) Symphoniekonzerte der Gauhauptstad Linz — Erstaufführungen: 6. Jänner 1942 Casimir v. Paszthory, „Das Jahr“ (nach 10. Februar 1942: Cesal — Weinheber) Franck, „Psyche“. — 3. März 1942: Otto 31. März Jochum, „Goethe-Symphonie“. — 1942: Joh. Nep. David, „Kume, kum, ge selle min“
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