(Kulturzeitschrift) Oberdonau, 1. Jahrgang, Dezember 1941 - Februar 1942, Heft 5
schloß Neuwartenburg zu sichern und wieder instand zu setzen, da waren die ieun Tafeln des Hohenfurther Meisters, mit die ältesten Zeugen deutscher Tafelmalerei und ein ganz besonderer Schatz des deut schen Volkes, in dem Gau zurückzugewin¬ nen. Was gab es nicht zu reden, zu raten und zu helfen, wenn an schönen Bürger¬ häusern oder an langen Platzfronten wie in Braunau, Freistadt, Steyr spätere stö¬ rende Zutaten entfernt werden sollten, wenn mißverstandener Geschäftsgeist neue Verschandelungen an solchen beachtens werten Bauten plante oder wenn hervor¬ ragende Gebäude wie Schloß Würthing oder Stift Wilhering ihre frühere Bestimmung verloren und nun die Frage zu entschei¬ den war, was geschieht mit diesen Kunst¬ werken, damit sie wieder für das Le¬ ben gewonnen sind Der Grundsatz war stets der gleiche: Was wir an Volksgut und Kunst um uns er¬ halten haben, soll als reife Frucht so klar Josef Reiter herausgehoben werden, daß wir uns, die¬ cs Ahnenerbes voll bewußt, mit ihm zu leben nicht elwa zwingen müssen, son¬ nicht nur die künstlerischen, sondern un¬ dern daß es ganz selbstverständlich auch die geschäftlichen Vorbereitungen, sere Luft isl, unser Lebensraum, ein un für die ihm allerdings der Rat und die verlorener Teil des machtvollen Aufbaus Hilfe kundiger und verläßlicher Freunde zur Verfügung standen; das Endergebnis Dr. Franz von Juraschel war trotzdem ein Fehlbetrag, durch den — so hieß der Ton Josef Reiter lichter — in jahrelange Schulden geriet. über auch künstlerisch konnte man kaum MUSIK von einem Siege sprechen: das sehr feine und eigenartige Werk hätte nur in einer weit sorgfältigeren Wiedergabe sogleich allgemein verstanden werden können; Sum Gedächtnisse Josej OLeiters trotz der ausgesprochenen Dirigenten¬ begabung Reiters und trotz dem ernsten Zu Plingsten 1894 war Linz an der Donau Bemühen und dem beachtlichen Können — Festspielstadt! Ein noch junger und der Mitwirkenden, von denen sich nicht ge noch wenig bekannter Tondichter, wenige ohne jedes Entgelt, aber auch boren in Braunau am Inn, aufgewachsen ohne jede Vertrautheit mit der bühnen in Linz selbst, damals Volksschullehrer mäßigen Darstellung bereit gefunden hat¬ in Wien, hatte es unternommen, seinem en, stand die Gesamtleistung nicht Einakter ersten Bühnenwerke, dem entfernt auf der Höhe, die die kindlich „Klopstock in Zürich“, abseits vom her vermessene Ankündigung wirklicher Fest¬ kömmlichen und gedankenlosen Bühnen¬ piele auch nur einigermaßen gerecht¬ betriebe und seiner modischen Entartung fertigt haben würde. Die Zurückhaltung, ganz aus eigenem, mit der unzureichen mit der die Bewohner der Stadt dem den Unterstützung einiger wohlmeinender seltsamen Wagnis ihres Landsmannes Gönner, aber unter werktätiger Teilnahme ntgegengesehen hatten, verwandelle sich tüchtiger Künstler und begabter Liebhaber zum Teil in entrüstete Ablehnung, als aus Wien und Linz, zum „Siege“ zu ver¬ der namhafteste Gönner Reiters, der helfen. Zu diesem Zwecke hatte er für Reichsratsabgeordnete Georg Ritter von mehrere Tage das Linzer Landestheater Schönerer, mit einer Schar deutschnatio gemietet, das erforderliche Bühnenbild naler Wiener Studenten in Farben zur bei einem Wiener Theatermaler bestellt ersten Aufführung kam: die k. k. Behör¬ und betrieb nun mit unbegrenztem Eifer In Bad Aussee wurde ein Heimathaus geschaffen, dessen Bestände einen Überblick über Lichtbild Hens Wöhrl das reiche Volkstum des Ausseer Lundes geben BUCHER DIE UNS ANGEHEN Am 17. Oktober 1941 hielt unser Landsmann Univer sitätsprofessor Dr. Franz Koch im Festsaale des Linzer Rathauses einen viel beachteten Vortrag über „Seelische Spannungskräfte in deutscher Dichtung Einige grundlegende Gedankengänge dieses ganz hei vorragenden Vortrages, der das tiefste Wesen deut¬ scher Art in das Licht wissenschaftlicher Betrach tung gerückt hat, kann man in der Schrift „Dich tung und Glaube“ nachlesen, die Professor Koch in der vom Zentralverlag der NSDAP. heraus¬ gegebenen Schriftenreihe „Volkheit und Glaube“ er¬ scheinen ließ. Auch hier ist die Rede von jener Spannung, die sich, rassisches Erbe unseres Volks tums, aus dem In- und Gegeneinander heldischer und bäuerlicher Züge deutschen Wesens ergibt. Aus dieser arteigenen Spannung erklärt der Verfasse der kleinen, aber die Seelenwelt eines ganzen Volkes umspannenden Schrift auch das Wesen deutschen Glaubens, der heroischer Schicksalsglaube und dlaube an das „sanfte“ Welt und Leben durch¬ wallende Gesetz zugleich ist. Unter zahlreichen Bei spielen, die vom Hildebrandslied bis zu Weinheber reichen, weist Koch die gemeinsame Wurzel dieses deutschen Glaubens auch an dem bekannten Gegen ol Hebbel-Stifter nach. Wir heben dieses Beispiel hervor, weil die Betrachtung, die Koch dem Werk Stifters widmel, zu dem Schönsten und Aufschlu߬ reichsten gehört, was je über diesen Dichter gesagt wurde. Neben Franz Koch ist heute Josef Nadler einer der bekanntesten Vertreter der Literaturwissen¬ schaft. Was uns im 4. Bande seiner „Literatur geschichte des deutschen Volkes“ der die Jahre 1914 bis 1940 umfaßt und so mitten hinein in die leben dige Gegenwart führt, zunächst ganz besonders interessiert, das sind seine Urteile über die heute schaffenden Dichter unseres Gaues. Und da können wir nur sagen: Oberdonau darf darauf stolz sein seine gegenwärlige Dichtung so reich und schön ge¬ würdigt zu sehen, wenn auch eine spätere Auflage des Werkes gewisser Ergänzungen bedürfen wird, die sich schon daraus ergeben, daß seit Abschluß des Manuskriptes mancher junge Dichtername an Klang gewonnen hat. Aus der Bilderfülle des um fangreichen Bandes, der kürzlich im Propyläen-Ver¬ lag, Berlin, erschienen ist, seien Szenenbilder aus Werken Billingers und Ortners und das Faksimile zweier Handschriftseiten von Billingers „Melusine hervorgehoben. Wer eine volle Uberschau über das Schaffen der Dichter unseres Gaues gewinnen und sich an neuen. auserlesenen Proben dieses reichen Schaffens er freuen will, der greife zum zweiten Bande des vom Oberbürgermeister Dr. Leo Sturma herausgegebenen Dichterjahrbuches „Stillere Heimat“, das so eben im Rudolf-M.-Rohrer-Verlag Brünn- Wien Leipzig erschienen ist. Elwas von den Werten. zu deren Feststellung die dem Buche vorangestellte Be trachtung Dr. Fritz Höcks über „Dichtung in un serer Zeit“ führt, nämlich das Erfreuende, das Bil dende und das Erleuchtende der Dichtung finden wvir fast in allen Schaffensproben, die im Rahmen dieses Buches von nicht weniger als 27 Dichtern und Schriftstellern geboten werden. Es ist nicht möglich. alle diese Proben, in denen sich ein vielfältiger Reichtum an lvrischen, epischen und dramatischen Begabungen offenbart, einzeln zu würdigen. Es kann hier nur dem ganzen Chor der Stimmen, der sich seit dem Vorjahre um manche neue Kraft verstärkt hat, der Dank der Heimat für hohen Dienst an ihrem Leben gesagt sein. Solcher Dank gilt aber nicht nur unseren Dichtern, sondern auch den bil denden Künstlern des Gaues, deren ausgewählte Werke, zum Teil farbig wiedergegeben, den Wert des Buches erhöhen und mit dazu beitragen, der „Stilleren Heimat“ den Glanz einer Weihnachtsgabe zu verleihen, wie er schöner kaum zu denken ist Als prächtiges Werk für den Gabentisch des kunst¬ liebenden Oberösterreichers darf auch die neue Albrecht Altdorfer-Monographie gelten, die Ludwig von Baldaß im Gallus-Verlag, Wien herausgebracht hat. Das Buch, das Albrecht Alt¬ dorfer, den Meister der Florianer Tafeln, als den größten Maler des bayrischen Stammes und als glänzendste Verkörperung des „Donaustils“ erkennen läßt, ist mit hervorragend ausgeführten Tafeln und bbildungen im Textteil reichlich ausgestattet 4. Fischer-Colbrie
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