(Kulturzeitschrift) Oberdonau, 1. Jahrgang, Dezember 1941 - Februar 1942, Heft 5

Bishobel geglättet. Zwei „Fuaßn“ näm¬ lich kleine Vertiefungen im Bis, sind in ooder zo Meter Abstand ausgehauen, um dem rechten Fuß der Schützen Zalt zu geben und im übrigen die eigentlich Schußbahn zu begrenzen. Etwa einen U7e ter hinter jeder „Fuaßn“ liegt die „Taube“, ein viereckiges Zolzstück in der Größe einer richtigen Bauernwuchtel. Sie st der Anziehungspunkt aller Stöcke. Und nun geht es los. Die Parteienbildung geschieht — im Gegensatz zu den früheren politischen Dorkommnissen dieses Namens nach dem Leistungsprinzip. Wer nam lich seinen Bisstock in die engste Nachbar schaft der Taube zu schießen versteht, ge¬ hört zur Gruppe der „Engen“ die der Vorteil des Nachschusses hat. Wer mit seinem Stock weiter von der Taube weg bleibt oder verdrängt wird, ist ein „Wei ter“ Bei sechs Spielern gibt es drei Enge“ und drei „Weite“ die sich als Gegner gegenüberstehen. Bei fünf Spie lern schießen zwei „Enge“ und drei „Weite“ gegeneinander, wobei die Engen einen „Moar“ haben, der doppeltes Schuß recht besitzt und damit den zahlenmäßigen Ausgleich schafft. Bei vier Schützen wir auf beiden Seiten ein „Moar“ zugelassen. Die „Weiten“ machen den Anschuß. Biner aus ihrer Gruppe versucht, eine „recht chwarze Maß“ hinzulegen, indem er seinen Bisstock haargenau vor die Taube bringt, o daß ihm die Taubennähe so leicht nicht streitig gemacht werden kann. Dann folg ein „Enger“ der dem Weiten den Rang an der Taube streitig zu machen versucht Bei ungleicher Schützenzahl schießt alt erster Enger der „Engmoar“ Gelingt es einer Gruppe, einen ihrer Stöcke am näch ten an der Taube zu placieren, so zählt das für diese Gruppe „Sechse“. Das ist die erste Stufe zum Gewinn. Jählen zwe Stöcke, so macht das „Neune“ bringt eine Gruppe aber gleich drei Stöcke ins Tref en, so heißt das „Aus“ und diese Parte hat gewonnen. Der Gewinn wird stets so¬ ort den Siegern auf die Zand bezahlt Das sieht nun recht einfach aus. Aber das Eisschießen bietet ungeahnte Möglich keiten, weil jeder Nachschütze die ganze Siruation immer wieder grundlegend indern kann. Da ist einer dabei, der als Taubnjager“ gefürchtet ist und mit der Taube „verduftet“, so daß die wenigen kräftigen Schützen sie mit ihren Stöcken Lichtbild Heinz Bitzan nicht mehr zu erreichen vermögen. Das gibt ebenso viel Gelächter wie Geschimpfe unter den Spielern. Überhaupt gehören Lob und Tadel zum Hauptgesprach der Bisschützen. Nicht minder wichtig ist der Streit um die Entfernungen zwischen den Stöcken und der Taube, der meist mit un bestechlichen Maßbändern oder weniger zu¬ verlässigen Holzstangen usw. geschlichtet wird. Wer noch nicht „eisg'schossn“ hat der hat gar keine Vorstellung, wie warm einem dabei wird und sich die Gemüter harmlos=eifrig erhitzen können, wenn Fehl¬ chüsse zu glossieren, Treffer zu loben und Meinungsverschiedenheiten auszuräumen ind. Das ist auch das Geheimnis, warun die Bisschützen selbst bei dreißig Grat Frost die Flinte nicht ins Korn werfen ondern unermüdlich ausharren. Ja, si haben sich bei einbrechender Dunkelhei oftmals Laternen auf die Bisbahn bringen lassen, weil sie einfach nicht „auslassen“ konnten. Und wenn etwa zum Winterende der Föhn die Bisdecke zernagte, ließen die eifrigsten Schützen auch dann noch nich locker, bis der eine oder andere durchbrack und waschlnaß herausgezogen und heim befördert werden mußte 20

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