(Kulturzeitschrift) Oberdonau, 1. Jahrgang, Dezember 1941 - Februar 1942, Heft 5

D R. CORNELIUS PREISS-LINZ Mozart O GEDENKOTA TTEN IN OBERDONAU Das Jahr 1941 bringt zwei große Gedenktage deutscher Musik: Am 30. September jährte sich zum 150. Male der Geburtstag der Deutschen Nationaloper, An diesem Tage gelangte Mozarts Zauberflöte“ im Theater an der Wien zur Erstaufführung und am 5. Dezember 1791 starb ihr Schöpfer in Wien, arm, einsam und unbekannt in seiner Größe Wolfgang Amadeus Mozart — das Wunderkind unternahm — seit dem sechsten Lebensjahre große Kunstreisen durch ganz Zuropa, teils gemeinsam mit den Eltern und seiner älleren Schwester Marianne, teils allein oder mit der Mutter und später mit seiner Frau Konstanze, geborenen Weber. Auf diesen Reisen berührte er oft Linz und mehrere größere Orte Ober¬ donaus, vor allem Ebelsberg, Eferding, Mauthausen, Lambach, Kremsmünster, Schwanenstadt, Vöcklabruck und Frankenmarkt. Auf seiner zweiten Konzertreise kam der Knabe Mozart am 26. September 1762 zum ersten Male nach Linz. Er zählte damals kaum 7 Jahre. Vater Mozart und seine Familie weilten acht volle Tage in Linz, vornehmlich im Kreise des damaligen Landeshauptmannes Grafen Schlick. Es fand auch ein Konzert statt, das einen schönen und großen künstlerischen Erfolg hatte. Beweis dafür ist die warme Empfehlung der beiden Wunderkinder Wolfgang und Marianne durch den Grafel Palffy — der dem Konzert beiwohnte — an den Hof der Kai¬ serin Maria Theresia nach Wien. Auch dort war die Aufnahme der kleinen Künstler eine überaus herzliche Vater Mozart * * * war in jeder Hinsicht zufrieden. Die Abreise von Wien erfolgt am 30. Dezember des gleichen Jahres. Bereits am 1. Jänner 763 fand sich die Familie Mozart auf ihrer Durchreise wieden in Linz ein, lediglich um hier nur zu nächtigen. Musikalische Darbietungen kamen diesmal nicht in Frage. Zum dritten Male kam Mozart 1767 nach der Gauhauptstadt Im Reisetagebuch des Vaters ist unter dem 12. September 1767 zu lesen: „Abends in Linz, Gasthof „Zum grünen Baum“ (in der Vorstadl).“ Auch dieser Aufenthalt war nur von kurzer Dauer, berichtet doch der Valer, daß er mit seiner Familie am Sonntag, den 13. September, schon in Strengberg angelangt war. ahre gingen dahin, der Wunderknabe war zum Künstler ge reift. Gegen den Wunsch seines Vaters hatte er Konstanze Weber zur Frau genommen. 1782 wurde die Ehe in Wien ge schlossen, Mozart trat aus den Diensten des Salzburger Erz bischofs und machte sich selbständig. Mit seinem Valer wollte er sich wieder aussöhnen, aber auch mit Marianne, seiner ge liebten Schwester, die des Bruders voreilige Heirat nicht be greifen konnte. Nun raffte sich Mozart im nächsten Jahre z1 einer Versöhnungsreise nach Salzburg auf, hoffend bein Grafen Thun in Linz einen warmen Fürsprecher zu finden. So kam Mozart 1783 wiederum in die Gauhauptstadt. Die Reise hatte nicht den gewünschten Erfolg: sowohl der alle Vater als auch die treubesorgte Schwester konnten ein herzliches Verhältnis zu der jungen Frau nicht finden! Mit einem Stache im Herzen trat der gekränkte Künstler die Rückreise nach 24 Wolfgang Amadeus Mozart Unvollendetes Olbild von Josef Lange 1782/83 Wien an. Es ist anzunehmen, daß er dem Grafen Thun über die Salzburger Verhältnisse Bericht erslatten wollte und so kam er neuerdings nach Linz. Am 30. Oktober 1783, morgens 9 Uhr, langte Mozart mit seiner Frau hierorts ein. Beim Stadttor stand ein Bedienter, der den Künstler mit Konslanze zum allen Grafen führte, in dessen geräumigen Hause (Ecke Altstadt 17 ind Klosterstraße 20) das junge Ehepaar eine sehr gute Auf nahme fand. Wolfgang schreibt einen frohen Brief an den Vater, worin es gegen Schluß heißt: „Dienstag als den 4. No ember, werde ich hier im Theater Akademie geben und weil chkeine Symphonie bei mir habe, so schreibe ich über Hal¬ und Kopf an einer neuen, welche bis dahin fertig sein muß. Mit diesen wenigen Worten kündigt Mozart die Entstehung seiner Linzer Symphonie an. Das Original des denk¬ würdigen Briefes befindet sich in der Wiener Staatsbibliothek. Welche Symphonie es war, konnte lange Jahre nicht mit Sicherheit gesagt werden. Heute ist die Sachlage längst ge¬ klärt: Holmes, der in Nr. 425 des Köchel-Verzeichnisses die Linzer Symphonie vermutete, hat Recht behalten. Der Ton¬ lichter kam noch einmal auf sein Werk zu sprechen, und zwar in einem Schreiben an den Vater am 15. Mai 1784. Darin heißt es: „Ich habe heute dem Postwagen die Symphonie, so ich in Linz dem alten Grafen Thun gemacht habe, samt 4 Konzerten mitgegeben; wegen der Symphonie bin ich nicht heiklich allein die 4 Konzerte bitte ich, bei sich im Hause abschreiben zu lassen, denn es ist den Kopisten in Salzburg so wenig zu

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2