(Kulturzeitschrift) Oberdonau, 1. Jahrgang, Dezember 1941 - Februar 1942, Heft 5

LNNUIS KETEA Hölderlin: Eines nur gilt für den Tag: das Vaterland - und des Opfers festlicher Flamme wirft jeder sein Eigenes zu. S4 Cehr als einmal kam die Aufforderung der Heimat zu mir, in diesen ihren Blättern über mich und meine Arbeit zu schreiben. ich tat es nicht. Und ich kann es auch heute nicht tun. Aus zwei Gründen nicht. Einmal, weil es nichts zu schreiben gibt. Meine Arbeit ist jetzt die gleiche wie die von Millionen anderen Soldaten auch. Sie ist der wortlose Dienst, den das Vaterland fordert und den im Grunde ihrer Seele alle mit heiligem Ernst und schweigendet Hingabe verrichten, wie es der Größe der Stunde gebührt. Alles andere ruht. Nur das Herz lebt gewaltiger und die Tat und die Sehnsucht nach dem Unnennbaren. Unwichtig ist mehr denn je, was von der Person und von dem Wollen des Schaffenden berichtet werden könnte. Und was soll über das Geschaffene, das Bild oder das Gedicht oder was immer es ist, über das Werk allo, geredet werden, das da gemacht ist, um selbst zu sprechen, selbst zu leuchten, zu tönen? Und ist das Werk in Wahrheit nicht das, wofür es gehalten wird, ist es ohne Wesen, dann ist um jede Zeile darüber schade. ist es aber Kunst, ist es Dichtung, dann bedarf es keiner Worte, wie die Größe der Welt, wie das Licht der Sterne, wie die Tiefe des Meeres, die Stille des Waldes, das Lied des Vogels und die Schönheit der Blume keiner Worte bedürfen, um größer, heller, tiefer, stiller, schöner und wahrer und wirklicher zu sein, wie auch die tiefsten Gefühle der Liebe und der Freundschaft keiner bedürfen, um die Herzen mit mehr Macht zu verwandeln. Franz Stelzhamer, der große Sohn dieses Landes, hat ausgesprochen, was die Betriebsamkeit dieses Jahrhunderts niemals vergessen dürfte: „Künktler, warum sprichst du viel über dein Kunstwerk und über dich selbst? Bist du nicht ein Licht, ein Urlicht, und dein Werk die Ausstrahlung? Wer wird denn das Licht noch einmal beleuchten! Leuchte nur, das Sehen ist Sache der anderen!“ So bleibt nur, die Heimat und die Freunde mit dem geraden Sinn und dem tapferen Herzen eines Menschen, die geliebten, zu grüßen. 22

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