(Kulturzeitschrift) Oberdonau, 1. Jahrgang, Dezember 1941 - Februar 1942, Heft 5

zurücken. Die Fahrbahnbreite der Brücke konnte als Gebäudeabstand gewählt werden, wenn die Gehsteige inner¬ halb der Bauten unter Arkaden angeordnet wurden Es ist bekannt, daß Schaufenster an Arkaden oder in Passagen besonders günstig liegen und es ist hier noch da¬ für gesorgt, daß die in den östlichen und westlichen Kopf auten liegenden Geschäfte immer unter Arkaden durch die der Offentlichkeit zugänglichen Arkadenhöfe erreicht werden können. So können Fußgänger vom Ende der Badgasse bis zur Adlergasse, geschützt vor Wetter und Fahrverkehr unterbrochen lediglich von der 22 m breiten Brückenrampe durchwandern. Die beiden großen Architekturhöfe sind auf drei Seiten vor den Neubauten des Oberfinanzpräsidiums umschlossen und grenzen südlich an die Häuser Pruscha & Reder und Ehrent letzberger. Das Haus Pruscha & Reder hat an Stelle der früheren Brandmauer eine neue Fassade nach Norden zu dem einen Arkadenhof bekommen Beim Hause Ehrentletzberger konnte die alte, sehr gute Nordfassade erhalten und in den Arkadenhof einbezoger werden. Zur Beruhigung des Hofraumes und zur Uber¬ leitung von den hohen Neubauten zu den niederen Alt bauten muß das obere Abschlußgesims des Hauses Ehrent letzberger mit einer aufgesetzten Attika erhöht werden. Die Erhöhung gerade dieser Fassade ist auch deshalb notwen dig, weil ihr früheres Erdgeschoß mit der Erhöhung des ganzen Gebäudes zur Einfüllung gelangte. So entstehen mit den Arkadenhöfen zwei in sich geschlossene städtebauliche Räume. Bei Gelegenheit des nun vor sich gehenden Totalumbaues des Stadtteiles am Brückenkopf ist daran gedacht, auch einen der schönsten und charakteristischen Linzer Höfe im Hause Ehrentletzberger der Allgemeinheit dadurch zugäng¬ lich zu machen, daß von ihm aus ein Durchgang für Fu߬ gänger zur Adlergasse geöffnet wird. Außer den Läden erhält das Erdgeschoß des Oberfinanzpräsidiums die beiden Eingangshallen. Diese können sowohl von der Stromseite her durch die Hauptportale und die Windfänge als auch von Süden aus den Arkadenhöfen direkt erreicht werden. Die Amtsräume befinden sich ausschließlich in den Ober¬ geschossen. Das Innenmodell 1:20 einer Eingangshalle is in der Abbildung, Seite 11, gezeigt. Die Böden und Tür¬ umrahmungen sollen in einem heimischen Marmor, der bei Losenstein im Ennstal gebrochen wird, ausgeführt werden. Alle äußeren Steinteile sind dem Material der Brückenpfeiler und Brückenwiderlager entsprechend aus Granit hergestellt der im Protektorat in Mähren gebrochen wird Beide Gebäude sind trotz der Trennung durch die Brücken¬ rampe unter derselben durch einen Gang verbunden, die Stockwerke unter sich wiederum durch Paternosteraufzüge 14 so daß alle Gebäudeteile eine bequeme innere Verbindung haben. Außer den eigentlichen Amtsräumen enthält der westliche Bauteil, an einem weiteren kleinen Hof gelegen einen Festsaal für Gemeinschaftsveranstaltungen und im Kellergeschoß eine Kantine mit den notwendigen Neben räumen. Alle drei Höfe sind mit bombensicheren öffent lichen Luftschutzkellern versehen Nun wäre aber die Einordnung dieser eigentlichen Brücken kopfbauten in die gegebene Situation, so wie sie der gegen¬ Anschließenc wärtige Bauzustand zeigt, unvollständig. stromaufwärts klafft noch eine Wunde am Körper der mittelalterlichen Stadt, die in der richtigen Weise geschlossen werden muß. Die Uberleitung von den monumentalen Brückenkopfbauten zum ältesten Stadtteil und der Schloßkaserne muß durch einen geeigneten Neubau erfolgen, der in seiner Lage und Größe sowohl den Maßstab der Brückenkopfbauten selber als den der Schloßkaserne nicht irgendwie beeinträchtigt, sondern steigert. Die städtebaulich notwendigen Abmes¬ sungen eines solchen Gebäudes wurden in Zeichnungen und Modellen ermittelt und unter den vielen in Aussicht ge¬ nommenen Bauvorhaben ein solches herausgesucht, das mit seinem eigenen Raumprogramm das hier mögliche und not wendige Gebäude gerade anfüllen würde. Ein privater Bau¬ herr kam hier kaum in Frage, sondern irgend ein ent sprechend großes Amtsgebäude, und da bot sich in dem Raumprogramm des neuen Wasserstraßenamtes eine be sonders gute Möglichkeit. Gerade das Wasserstraßenam liegt an dieser Stelle zweckmäßig und hat von seinen Amts räumen einen ausgezeichneten Uberblick über den Fluß unc die Schifflände. Dieses Amt gehört auch stimmungsmäßig an die große Wasserstraße selbst. Nach Osten, strom abwärts, liegt gegenwärtig noch die Schifflände für der gesamten Warenumschlag in Linz. Der Führer will hie eine grundlegende Umänderung des ganzen Stadtbildes vor¬ nehmen. Die mögliche Einbeziehung der großen, feierlich dahingleitenden Wasserfläche der Donau in einen neuen städtebaulichen Raum mit einer monumentalen Ufer¬ bebauung ist hier vorgesehen. Der Warenumschlag wird in den neuen, im Bau befindlichen Hafen verlegt und lediglich eine Lände für den Personendampferverkehr verbleibt an em bisherigen Platz. Der erste und bedeutendste Bau anschließend an die Gruppe der Brückenkopfbauten wird in einem großen repräsen tativen Hotel die Reihe der großen Uferbauten eröffnen und die Gesamtsituation des Brückenkopfes stromabwärts schließen. Hier gilt es nicht, an eine städtebauliche Gegebenheit einer früheren Zeit anzulehnen, sondern hier wird ein ganz neues Stadtbild unserer Zeit seinen eigenen Maßstab erhalten müssen.

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