(Kulturzeitschrift) Oberdonau, 1. Jahrgang, Feber-März 1941, Heft 1

6 Winter in Ooerdonau VERSE VON K. E. BAUMGARTEL Kalte Frühe Im Teiche klirrt der Frost. Kristallen blitzt Tal im Schnee Auf Erlenbüschen Rauhreif in den IlTorgen. Blauschatten legt sich hin, wo ganz verborgen In wirren Wirbeln wälzt sich Schneegestöber Ein Wasserlauf die weiße Decke schlitzt. Von Höhen her ins nebelige Tal. Der Sturmwind brauste in der Nracht noch töber Ein Vogel plustert sich, fliegt auf und flirrt. Die Bergeshäupter sind am Morgen kahl. Ein Tännling schürtelt seine Polsterhände, Und diamanten strahlt es ohne Ende. Der Bach ist zu. Die Straßen sind verschwunden, Du stehst gebannt und bist zutiefst verwirrt. In eins mit Feld und Wiesenland verweht, Das Dorf versank in buckeligen runden Schneewächten ganz. Nur noch der Kirchturm stehr Die Bäume sind wie große weiße Tiere Korgen im Schnee Und ziehn durchs Tal im blauen Jondenlicht, Der Vorwelt Mammut, Bär und Urenstiere. Der Schnee hat alle Wege zugemacht. Sie stehen still, wenn nun der Tag anbricht. Im kalten Licht der Frühe schimmern Wälder. Iroch flockt es leicht. Ein weißer Hügel flacht Sich wellig ab in die verschneiten Felder. Aus dickem Busch läuft eine Hasenspur So kreuz und quer, bis sie dem Ang entglitten. Es ist ganz still. Von ferne läutet nur Mit leisem Schellenton ein Bauernschlitten. Föhrenhain Im weiten Schneefeld liegt der Föhrenschachen Eisblumen Wie Säulen eines Tempels, Gold in Blau, Das Fenster ist mit Zeichen zart bereift. Den weißgewölbte Kuppeln überdachen Aus weißen Moosen wachsen Blätterstiele, Steht seiner Stämme feierlicher Bau. Ein Palmzweig schimmert rosenhold gestreift Und Federbüschel krönen schlanke Kiele Bereifte Büsche tragen an den Zweigen Ein Diadem von Perlen aufgereiht, Silberne Dolden legen sich als Kranz Die schlanken Gerten an den Steigen neigen Um eine wundersame Runenblume. Wie Pilger sich. Ein Strauch steht weiß geweiht. Ein Traum von Sternen überhellt sie ganz Als blühre sie in Gottes Heiligtume Kein Menschenfuß betritt die blassen Fluren, Die still und leise wellen wie ein See. Jrur Tiere gehen lautlos und die Spuren Von dunklen Vögeln zeichnen sich im Schnee.

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