(Kulturzeitschrift) Oberdonau, 1. Jahrgang, Feber-März 1941, Heft 1

arbeitslos. Ein drittes Mädchen kommt noch öfters ins Zaus, mit den andern zu spielen. Es heißt Bendricka Klinkhammer, es wird Zennp gerufen und ist bei den Krämer Neuburger im Ort zur Pflege. Ihr Dater ist Major und ist zur Zeit in Viederländisch=Indien. Als ich Zennp fragte: in Sumatra? lachte sie. Sumatra, agte sie und sprach ein breites, dumpfes a aus mit dem Zauptton. Dann aber sagte sie mir, daß sie ihren Dater chon sehr lange nicht gesehen habe, und dann, was mich überraschte, daß er doch in München=Gladbach geboren ei, und noch der Großvater sei als Deutscher dort ge torben. Ich schwieg. Da wußte Treesje Bierman auch etwas zu sagen: Unsere Mutter, sagte sie, meine und Lenis Mutter, ist auch deutsch. Sie ist im Rheinland zu Zause, in der Stadt Trier. Die Knaben, die in der Gegend sind, wohnen nicht im Dorf, sondern eine halbe Stunde von uns fort im Markt Pregarten. Da ist: Dirk van der Gope, Man¬ red, Jan und noch einige, deren Namen ich noch nicht weiß. Seit mein kleiner Bruder von zehn Jahren auf Ferien bei uns ist, lerne ich sie langsam kennen. Er redet von ihnen, und während wir bei Tisch sitzen, geschieht Zum Wettbewerb um die Kunstpreise des Gaues Oberdonau Veranstaltet von Gauleiter und Reichsstatthalter Eigruber zu Förderung heimischen Kunstschaffens. Blick in die Ausstellung. * Bild links: Plastiken (Fahnenträger von Friederike Stolz Speerträger von Ludwig Kasper) Bild oben: Detail. Kopf des Fahnenträgers es immer öfter, daß durch die offenen Fenster von unten herauf ein Pfiff ertönt. Dann tritt drunten vor die Bäume Dirk oder Manfred oder Jan, und mein Bruder ängt dann an, eiliger die Suppe auszulöffeln. Am Abend wenn er heimkommt, erzählt er, was es gegeben hat: ein Krebs ist zu fangen gewesen mit Zändegreifen unterm Uferrand, oder ein Fuchsloch auszumachen, oder die Schotterinsel England, die in dem Flusse Aist liegt, nur durch Schwimmen zu erreichen, mußte erobert werden. Dirk van der Gope aber schiebt auch oft den Kinderwagen, in dem unser kleiner Sohn Tilman sitzt durch den Park. Er hält dann die Griffstange fest in fäusten und beugt sein sommersprossiges Gesicht vor und ruft: mijn broertje, mijn broertje! das heißt: mein Brüderchen, mein Brüderchen!, uns aber erklärt er Ich habe auch einen solchen kleinen Bruder zu Haus, und muß ihn oft fortfahren aus der Stadt, dann schiebe ich ihn die Straße hinunter. Ich schäme mich aber nicht, das zu tun. 51

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