(Kulturzeitschrift) Oberdonau, 1. Jahrgang, Feber-März 1941, Heft 1
II. B. WENGLER des Körpers ist durchgehend so voll und sanft ineinan¬ derfließend, Fuß und Hand so völlig proportioniert mit dem üorigen Körper, daß ich mir zu behaupten getraue manche Aspasia an Körper unter ihnen zu finden. Seit ich die Linzerinnen gesehen habe, finde ich in meinem Vaterlande wenig mehr, die ich schön nennen könnte. 794 läßt der Schriftsteller Joachim Schulz sein Lob erklingen: „Das Linzer Blut ist berühmt und nicht ohne Gruno. Es ist in der Tat schön; man findet häufig ganz griechische Umrisse, große, schwarze Augen, vortreffliche Zähne und die frischeste Farbe. Doch sind es besonders die mittleren und unteren Stände, die solche Bilder darbieten. Die schönste Form des Busens, die mit dem unden Hals in eines zu verfließen strebt, scheint hier zu Zause zu sein.“ In den gleichen Tönen schwärmt auch ein Geringerer als der große Freiheitsänger Ernst Moritz Arndt, der ja auch blutmäßig mit Ober donau eng verbunden ist. Im Jahre 1708 sah er, ver¬ mutlich von der Galerie des Redoutensaales, „im deut chen Dreher unten im Saal die schönen Tinzerinnen einige Stunden lang walzen. Fast alle sind wohlgestaltet und wohlgebaut und haben die frische und rosenstäubig farbe der Weinländer.“ Von den Linzerinnen beim Tanz weiß auch Johann Friedrich Reichardt ein Tied zu singen, der bekannte Komponist vieler Goethescher Bauernmädchen aus Oberdonau Gedichte, schreibt 18os: „Ich habe die letzte Nacht mit den schönen, allerliebsten Linzerinnen unermüdet durch¬ walzt und habe mich von mehr als einer der reizenden Bestalten im engen Mieder um den vollen Hals und Busen dergestalt anziehen lassen, daß ich sie gern mit mir aufs Schiff genommen hatte, um so ein liebliches, blühendes Wesen des Weges lang zu genießen. Das schönste Preislied auf die Linzerin hat jedoch der Dichter Johann Stephan Schütze aus Weimar 18); angestimmt. „Noch nie, nie hatte ich so reizend schlanke, o zauberisch schöne, so königlich aufstrebende und doch im sanftesten Ebenmaß schwebende, zwischen Kraft und Kuhe in sich vollendete, in der füßesten Anmut regsame Bestalten gesehen und hätte sie mit keiner Phantasie mit keinem Traume erschwingen, ja vielleicht auch durch kein Bild erlangen können. Zier hat die Natur sich in der weiblichen Gestalt selbst idealisiert. Zier erscheint eder Teil frei und doch eines dem andern dienend zur Verherrlichung des Ganzen. Vorzüglich geben die Schul¬ tern, die auf dem schlanken Leibe ruhen, die die Schlank¬ heit beherrschen und in anspruchsloser Sicherheit den Wuchs vollenden, den schönen Linzerinnen eine so eigen¬ tümliche, unbeschreibliche Anmut, die sich dem Gange und allen ihren Bewegungen mitteilt. Ich habe solche überall, in den Straßen, im Theater, in den Gasthöfen gesehen, 17
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