(Kulturzeitschrift) Oberdonau, 1. Jahrgang, Feber-März 1941, Heft 1

5 SS SS G Die schöne inzerin Von Dr. Justus Schmidt J Im ganzen Deutschen Reich kann sich wohl keine Stadt Geschmack zu urteilen, muß man in das eine halbe Meile eines so herzerfreuenden Ehrentitels rühmen, wie Linz, vor Linz liegende Frauenzimmerkloster gehen. Zier be¬ ändet sich das Bild einer Oberösterreicherin in Lebens¬ das nun fast ein halbes Jahrtausend lang durch die größe. Nichts Vollkommeneres hat man in der weib¬ Schönheit seiner Frauen bekannt ist. Schwarz auf weiß läßt es sich belegen, denn bis zu den Chronisten ist der lichen Schönheit, in der Grazie des Wuchses und der Auf der schönen Linzerin schon in alten Zeiten gedrungen Bildung eines Frauenzimmerkörpers, nichts Prächti¬ daß sich selbst diese bemüßigt fühlten, ein so laute¬ geres in der Kleidung gesehen. und allgemeines Gerücht in ihre Aufzeichnungen einzu¬ Im Jahre 178) kam der gefürchtete Berliner Kritiker Thristoph Friedrich Ficolai nach Linz, aber auch tragen. Es ist erstaunlich, wie unentwegt und immer wieder diese Männer der Feder das Lob der Linzerinnen seine Pedantenseele zerschmolz vor dem Tiebreiz der Linzerinnen, den er mit aller Gründlichkeit untersuchte: angestimmt haben, vielleicht eingedenk jenes alten „Ich hatte viel von den schönen Linzerinnen gehört. Ich Philosophen, der seine Bewunderung schöner Weiblich. habe bei meiner zweimaligen Anwesenheit genau darauf keit mit den Worten verteidigte: „Ja, glaubt man denn, daß die hübschen Frauen nur für die Dummköpfe achtgegeben und den Ruf bestätigt gefunden. Es fällt gemacht sind!“ einem aufmerksamen Beobachter sehr in die Augen, daß beide Geschlechter hier schön sind, besonders aber das Der Geschichtsforscher, der das Wagnis unternimmt, weibliche. Ich habe fast nirgends, so wie hier, lauter die Schönheit der Linzerin gleichsam historisch zu unter mauern und urkundlich zu belegen, stößt in seinem Vor¬ chön gewachsene Frauenzimmer, ohne Ausnahme, ge¬ sehen. Die meisten haben eine blendend weiße Zaut dringen durch die Jahrhunderte bis zum Jahre 1*1#8 vor, zu welcher Zeit Kardinal Lang die Donau herab¬ und schmachtende Augen. Das griechische Profil der Stirne und Base ist hier mit einer geringen Abände¬ fuhr. Sein ehrwürdiger Hofkaplan Bartholinus stand rung nicht selten. Die Form österreichischer Physio¬ nicht an, in seinen gelehrten Reiseanmerkungen auf gnomien, die man in Linz unvermischter antrifft als in Latein zu verzeichnen, daß von den Frauen an der oberen Wien, hat allemal etwas Zartes, etwas Feines, etwas Donau eine schöner sei als die andere, und daß ihre Sanftes. Den großen Wuchs und die Schönheit beider Schönheit noch durch die Tracht gesteigert werde. Se Beschlechter habe ich auf meiner Jurückreise zu Lande kann es auch nicht verwundern, daß man in alter Zeit auch in der Gegend um Linz getroffen, wo sie nach die Kleidung der Linzerinnen gar für den Namen der Stadt verantwortlich machte, indem behauptet wurde einigen Meilen merklich abnimmt. im zwölften Jahrhundert hätte der Schleier, mit dem Gegen diese letzte Bemerkung Nicolais hat Zeinrich sich die Linzerinnen verhüllten, Linteum genannt, der Georg Hoff lebhaft Einspruch erhoben, „denn man Stadt den Namen gegeben. findet in der Tat wenig Frauenzimmergesichter in der In allen Tönen wird dann im frauenverehrenden acht¬ Welt, die an guter Gesichtsproportion, die von Köte zehnten Jahrhundert die Linzerin gefeiert, der erste und Gesundheit gleichsam strotzen, denen hierländigen Lobsänger ist Peter Willebrand jres, doch ihn über¬ Bäuerinnen gleichkämen. Das Land ist sozusagen die trifft zwanzig Jahre später der weitbekannte Schrift¬ Oflanzschule zu den sogenannten schönen Tinzerinnen. steller Friedrich Ludwig weckherlin, der, in Linz ange¬ Auch der Sachse F. X. Dreißig, der im Jahre 1778 langt, in die Worte ausbricht: „Dieser glückliche Zim nach Linz kam, ist von den Linzerinnen entzückt: „Es mel ist's, unter dem die schönen Linzerinnen wachsen ist doch bei Gott wahr! österreich hat vortreffliche Ihre Bildung ist von griechischem Profil und ihre Mädchen und die Linzerinnen machen den sächsischen Erz¬ Kleidertracht ist sehr interessant. Um hievon mit gebirgerinnen bei weitem den Rang streitig. Der Umriß 15

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