(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Winter 1937, Heft 2

FlUgelaltar in Gampern. Madonna mit Jesuskind, links St. Remigius, red1ts St. Pantaleon Liditbild: Josef Vuglma yr eine Szene des Kreuz,veges und Christus am Kreuz mit Maria und Johann es. Wer ein wen ig in der deutsch e n Kunst um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert Bescheid weiß, merkt bald, daß dem Künstler für die Komposition der Bilder damals gerade neu im Umlaufe befindliche Stiche von Schongauer zum Vorbild gedient haben. Es sind meist (mit Ausnahme des Kreuzbildes) sehr figurenreiche Bilder, das Mienenspiel höchst ausdrucksvoll, die Gewandung bis ins kleinste sorgfältig st:!-.1diert. Alles ist voll Bewegung, das Bild will erzählen , es soll ja dem_Beschauer das Buch erse~en, das erst in den Anfängen da ist und das er ffar nicht zu lesen verstände - man hat für so1che Bilderfolgen den Ausdruck Biblia paupenrn1, Armenbibel gefunden, wobei „arm" nicht in allweg Mangel an irdischem Besi~e bedeuten soll. Die Hauptsache ·aber ist dem Künstler die seelische Erschütterung des Beters und Beschauers. Mit diesem Realismus der neuen Kunst von damals hängt noch ein anderes zusammen: der Goldgrund , der noch bis kurz dahin absolut zm Feierlichkeit dieser Tafel– bilder gehört hat, ist versclnvunden, weggezogen wie ein Vorhang und dahinter erschienen lieb– licl1e Landschaften mit Seen und Bergen, Burgen 20 und Städten als neuer Hintergrund und wir können darin so oft Landschaften an der Donau erkennen, dafl wir in diesem Zusammenhang geradezu von einer Donausclrnle sprechen. Auch unsere Garnperner Bilder gehören ihr voll und ganz an . Mit viel Liebe sind diese der Natur abgelauschten Landsclrnftsskizzen mit zartem, spi~em Pinsel gemalt, während in den F iguren des Vordergnllldes die tiefen Farben vorherr– s?1en. So ~egleiten w~ in diesen vier _Fhiß"~l– bildern Chnstus vorn Olberg bis Kalvaria. Em– gesäumt ist di ese Bilderfolge beiderseits von Heiligenbildern. Links (vom Beschauer) oben St. Leonhard, unten Dionys und Sebastian, rechts oben Christophorus, 1rnten Pantaleon und Ursula. Die Verbindung zwischen Altartiscl1 und Schrein, etwa dem Knauf der Monstrnnze ent– sprecl1encl, träg! rechts und links vom Altae– kreuz (einen Tabemalcel hatten diese Altäre ursprü nglich nicht, dazu hatte man das Sakra– mentshäuscl1en an der linken Seitenwand) ein Bild. Diese Peedella-Bilder, wie wir sie nennen , haben den Vorzug, daß der Priester sie immer vor sich sieht, ob der Scl1rein clari.iher offen oder geschlossen ist. Hier in Gampern sehen wir links eine Darstelltrng der Verkündigung

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