(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Winter 1937, Heft 2

Set gotf J d)c 8lfigclnltnt fn q5nmpctn Von t J o s e f D a n z e r ·wenige Tage vor seinem Ab i.eben be– endete C hefredu_kteur Josef Danzer diese knnstgeschicJitli che Sfod ie. Der Versto rben e fü1llerte se lbst, daß er bei dieser Arbeit förmlich aufl ebte und daß sie ihm grolle Freude bereitet habe. D ie Schrifll eitung verl.iel't an Chel'redaktem Danzer einen li ebevollen Mitarbeiter. Sie will sein Andenken ehren, indem sie die Li ebe und Freud e für unsere heimischen Kunstschätze in weiteste Kreise verbreiten hilft. Zu dem leuchtenden Dreigestirn der sd1önsten erhalten gebliebenen gotischen Flügelaltäre des Landes gehört neben dem von Kefermarkt und St. Wolfgang der Altar von Gampern. Leider ist er viel zu wenig bekannt, obwohl das freund– liche Pfarrdorf, das diesen Scha~ birgt, gar ni cht aus der ·welt liegt, sondern von Vöcklabruck aus in einer Gehstunde zu erreichen ist und von der Bundesstraße außerhalb von T imelkam kaum zwei Kilometer entfernt li egt. Es war e in e der leQten verdienstvollen Arbeiten des allzu früh verstorbenen Sektionsrates Dr. Guby, der Forsdrnng nach der Herkunft dieses Pracht– ,verkes sichere Wege gewiesen zu haben. Sie führen nach Passau. D er Passauer Domherr und spätere Dompropst Wilhehn Notbafft bat für die im Jahrzehnt 1480 bis 1490 fettig gevrnrdene neue gotische Hall e1ilcircbe zu Gampern den Altar gestiftet, für den das nächste Jahrzehnt bi s 1500 als Bauzeit anzunehmen ist. Daß bei diesem Umstande für das Kunstwerk mff eine Passauer Werkstätte in Betracht kommt, ist völlig un– zweifelhaft, dafür stirmnen auch wichtige stil– kritische Uberlegungen, auf die einzugehen hier nicht der Raum ist. Für den Aufbau und die Ausschmüdcung dieser spätgotischen F li:igelaltäre hatte sich im Laufe der Zeit eine feststehende Form heraus– gebildet. Sie glid1en einer gotischen Monstranzc. Den Fuß bildet der festgebaute Opferaltar. Das Blick anf Gampern Lidlibild: A nion Frena Mittelsüick stellt den Schrein dar, der durch be– wegliche Flügel geschlossen werden kann. Dar– über erhebt sich als zierlii her Absd1luß das so- 0·enannte „Gespreng", das sind durch reich es §clrni~we rk mitein ander verbuudene Ti;otische Ti.irmchen, reich belebt mit Statuen, K.rabben und Fial en und geki-önt mit j e einer Kreuz– blume. Den Bildschmuck dieses meist an das gotische Ki.rd1en°·ewölbe reichenden Aufbaues bilden abwechse1nd Vollplastiken, Reliefs und Tafelbilder. Größe des Altarbaues und Rei chtum des Bildschrnuckes richten sich nacl1 den Mitteln, die zm Verfi.igung stand en, und nach der Lei– stungsfähigk eit der Werkstatt, bei der der Altar vom Stifter angedingt wmde. Will man e in en dieser gotischen }'li.igelalfare in seiner sich stei()'ernden Wirkung studieren, muß man ihn zunäclist bei gesd1lossenen Fli.igeln betrachten, wie er sich einst in den geschlos– senen Zeiten des Advents und der Fastenzeit dar bot. Wü· lassen uns also auch den Gamperner Altar vorerst schließen - di e Scharniere sind nod1 völJig intakt - und stehen vor einer herrlichen farbenbunten Bilderwand von acht Bildern, von denen _je zwei die feststehenden Fli.igel des Schre ines und vier die Außenwänd e der zu~·e– klappten Fli.igel bedeck en. Di ese vier bilden das Zentrnm der Schau, vier Darstellu ngen aus der Le idensgeschi chte des Hel'l:n - Christus auf dem Olberg, die Verspottung Clu·isti (Ecce homo), 19

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