(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Sommer 1937, Heft 1
liches Brot abgewinnen. Hier reichverzierte Gewan– dung in leuchtenden Farben aus kostbaren Stoffen, die an alte höfische Festkleidung erinnert (daß solche Zusammenhänge vorhanden, werden wir noch später hören), dort zweckrnäfüge, da:fiir um so persönlicher gestaltete Kleidungsstücke, aus festen, oft selbsther– gestellten Stoffen. Innig verbunden mit dem Althergebrachten in Sitte und Lebensart, ist vor allem das Bauerntum in Ober– österreich der treue Erhalter und Träger der Volks– trachten. Wohl hat auch hier der Einfluß der Städte dem international Modischen vielfach Eingang gewährt, tro~dem aber ist besonders für festliche Anlässe wie Kirchgang, Prozession, Hochzeit, die altererbte Volks– tracht beli ebt geblieben. Nur manchenorts wird auch in Bürgerkreisen bei ganz besonders feierlichen An– lässen, etwa bei goldenen Hochzeiteu, von den Frauen Bäuerliche Tradit in der Gegend von Steyr Lid1f bild: Dr. Hans Hunnau, Steyr die Goldhaube zum festlichen Seiden- oder Taftkleid getragen. Die gerngetragene, nnter dem Namen Landestrad1t geschaffene neue Kleidung gibt dem Oberösteneicher aller Stände eine gewisse bodenständige Note. Die Bedeutung der Tracht kommt uns erst so ganz zum Bewußtsein, wenn wir ihre gesclüchiliche Entwicldung verfolgen. Einst hatte sie viel größere Bedeutung als heute, untersclüed sie dod1 den Adeligen vom Bürger tmd diesen vom Bauern, den Freien vom Unfreien; Beruf und Geltung wurden in der Kleidung zum Ausdrud<: gebraclit, die Landestrachten waren wesentlicl1 ver– sdlieden; es gab staatlid1e Kleiderverord– mmgen, welche die Kleidw1g genau re– gelten. All dies änderte sid1 besonders in den Städten und ihrem Umkreis, als mit internationalen Beziehungen auch eine in– ternationale Mode Pla~ griff, die alle Be– sonderheiten derVolkstrachtenunterdrückte. Nur in den bäuerlichen .Kreisen abseits der Stadt haben sich alte Trachten erhalten. Wenn auch ausgesprochen heimischer Geschmack in den Trachten zum Ausdrud<: kommt, läfü sich dod1 oft fremder Ein– fluH feststellen. Gewisse Modeeinflüsse machten sich seit jeher bei den Bauern– tracl1ten geltend: Die alte gerrnaiüsd1e Tracht war einheitlich und zeigte kaum Unterschiede in den Ständen und Gegen– den. Aber als im Mittelalter die prächtigen Kleider bei Edelmann und Bürger aufka– men, suchte auch der Bauer es ihnen gleicl1- zutun und bald war die schlichte germa– nische Tracht ganz verschwunden. Noch deutlicher zeigi sid1 dies im l6. und 17.Jahr– hundert, als spanisd1e und französische Mode bei Hof und in den Städten beliebt wurde. Im Nu drangen ihi·e Einflüsse aud1 hinaus, wohl durch die Kaufleute schon, in die bäuerlichen Kreise und die Trad1- ten erfuhren einen vollständigen Wandel. - Aus dieser Zeitspanne sind tms nod1 viele Teile in der heute getragenen oberöster– reidüschen Tracht erhalten. Der Bauerbe– wahrte sid1 solch eine erworbene gediegene Festkleidung,dieernuranFeiertagen anzog, 5
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