(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Sommer 1937, Heft 1

St. Ch ristophorus SL Georg Ein Meisterstück ohnegleichen ist der gotische ITodrnltar in Ha ll statt der KnHst. Prunkvolles Zinngeschirr, wertvolle Keramik, kostbare Uhren m it kunstvoll gearbei– teten Brücken, große Gemiild e der stolzen Familien , kunstvolles Mobiliar, Uhren mit Glocken spielen und Orgelklang zeugen fiir die damalige Zeit. Aber auch der einfache Mann , der arme Ar– be iter sd1loß sich von der Kun st ni ch t ab. Er bastelte und sdrnii}te wie heute oft sein ganzes Leben lang a n seiner Kr ippe, er sdmii}te für den zu erwartenden Stammhalter e in e pracht– voll e Wiege aus Zu„benholz, er sdmii}te und b e– malte schön e Holzlöffel und stellte sie in farben– bunte, ungemein wirkungsvoll e „Liiffelrearn's", er , vurcle kunstvoller Mechaniker und zwang das Fiolz seines Heimatwaldes zum Stundenschlag, spannte es in das Rad der Zeit, sei}te Rädchen an Rädchen, er erinn erte sich der Hirsche und Gemsen im Bergrevier und verewigte sie auf dem Schaft der Armbrust. er verschönte di e heute ganz in Vergessenheit geratenen Flamm– leistenhobel rnit uralten Kerbrnotiven , er schnitt aus de n Flächen se iner Zimmermannskraxe Sonnenriider und iiberlieferte Ziermuster, er gra– vierte seinen Stundenmesser, den Sonnenring, ei· trug Kunst auch in das Alltäglichste. Die Salzkam1nergut-Salzberge und Salinen sd1lossen sich nicht aus. Was wurde da nicht alles an Schönem geschaffen! Bergmänner mit Schlegel und Eisen bilden den Zeitweiser ein er alten Sonnenuhr. In unseren Kammergutrnuseen liegen praditvolle „Hängezeuge" (Grubenkom– passe) aus eingrav iertem Bein. Die„Bergstabeln ", die ä1·, r:ischen Maßstäbe des Kammergutes voe E infüh rung des Meters, tragen ein en Griff aus Bein , der reich verziert ist. Alte Grubenkarten si nd oft Me isterwerke der handschr iftlichen Kunst. Kaum ein Werkzeug, ein Geriit, das nur ni.iditern dem Zwed, e di ent. So flutet durchs ganze Kammergut eine Welle des Sd1önen, die emporbrandct zu den schön– heitstrunkenen , ewigen Bergen. Ihre Kraft und Eigenart wurzelt in urältester Vergangenh eit. E ine Hallstattzeit, di e die prachtvolle Fibel mit dem golclleuchtenden Bronzebrustschmuck und den lustigen Kettchen und Klapperblechen schuf, die 49

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2