(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Sommer 1937, Heft 1

Bei Anordnung der SammJungen im Vöckla– brucker Heimathaus wmd en diese Gnrndsätze musealerAufstelhrng strenge befolgt. An Obj ekten konnte es in dem Bezirke, der beispielsweise in Stei nbach am Attersee di e älteste KiTc hen– glocke Osterre ichs hat und den Gampe1·ce Flügelaltar birgt, nicht fehlen ; es bestand eher di e Gefahr, zuviel anzuhäufen. Doch ist auch diese Klippe gliicklich umschifft und ein Musemn geschaffen worden, das den Vergleich mit kei– ner anderen in- oder aushndischen lokal begrenzten Sammlung zu scheuen braucht. ln der „Bezirksstube" w ird di e Gesch ichte unseres Verwaltungsbezirkes lebendig. Eine Vitrine birgt 600 Funde aus den weltberi.ihmten Pfahlbaustationen des Attersees, in das Noricum der Römer führen die Rekon struktion en der Mosaiks von Weyregg nnd der Ausgrabungen von Timelkam. Den Römern folgten di e Ger– manen ; die Wege deutscher Siedlungen findet man auf der Karte, welche die Ortsnamen auf -ing und -ham hervortreten läßt. Andere Schau– räume bergen Andenken an das Hochmittelalter, in dem Vöcklabruck ein e erste Bli.ite erlebte, und an die f-r:·i.ihe Neuzeit; man sieht di e Symbole der Das Heimathaus in Vöck labruck Ziinfte und Waffen des Kr iegshandwerkes, kirchliche und feudale Kun st. Prachtvoll hat das tiefgläubige Volk in glühender Phantasie di e biblische We ihnachtsgesch ichte nacherl cbt und unzählige F igure n der Hirtenkrippe und Königskrippe geschaffen. Nicht minder anziehend ist di e Baue rn stube mit allen Einrichtungen von einst, die echte Kunst aus dem Volke schuf; vom Zi nngeschirr und Webstuhl bis zum Tabaksbeutel fehlt nichts. Die Rauchküche ist in bewundernswerter Nafürlichkeit nachgebild et. Das Kabinettsti.ick des ganzen Hauses ist das Himme lbett mit bemalter Holzdecke und Drehkasten in der bäuerlichen Schlafkammer, in der Wiege, Truhe und Spinnrad ni cht fehlen . Man we iß nicht ,vori.iber man mehr staun en soll, i.iber das ki.inst– lerische Empfinden eines namenlosen Hm1d– werkers, der kaum eine Fachschule besucht hatte, oder über den Wohlstand längst versun– kener Zeit. So sprechen denn imVöcldabrncker Heimat– haus vergangene Geschlechter in ihren Zeug– ni sse n zu lms und schlingen ein unsichtbmes Baod vom fri.iberen Ahn zwn späten Enkel. Lid1!bilcl: Dr. l lans l la1111a11. Steyr 45

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