(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Sommer 1937, Heft 1

Neu-Gmunclner Keramik (Werkstatt Sdileif1) Lidilbild: Dr. Hans Hunnau. Sleyr den Farben, sind sie im Empire, zur Biedermeierzeit schon viel feiner; den Details wird mehr Aufmerksamkeit zugewendet, ehe Farben werden zarter, nur di e Bilder heimischer Landscl1aft, di e volkstümlichen Sprücl1e hal– ten noch Tradition. Wohl ist auch sonst manche Anderung festzustellen: b evorzugte man im l?. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts mehr religiöse Darstellungen , ,ver– den nun lieblicl1e Bilder vom Traunsee, Schloß Ort, von Gmunden und Almliches sehr beliebt. Hirten , Fischer, Kah1Jfahrer werden auf den zylü1drischenHumpen abge– bildet, w-elche die Leber– krüge langsam verdrängen. Eines Mannes sei hi er ge– dacht, der zu dieser Zeit den Gmundner Erzeugnissen ein kennzei chn endes Gepräge gab: Josef Tri es b er g e r. Als begabter Malergeselle hunderts bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts ,vohl als Hochbli.ite der Alt-Gmundner Keramik bezeichnen. Di e vier Scharffeuerfarb en Grün, Blau, Manganviolett und Gelb k ennzeichnen das damalige Gmunclner Erzeugnis, das sich wesent– li ch von anderrn deutschen Werkstätten unter– sche id et, die den Farbenreichtum nicht kannten. die kein e Bilder, sondern nur di e altüberlieferten Ornamente zur Verzierung ihrer Fayencen ver– ,vend eten. Neben Krügen und Sclüi sseln , un te r welch lei}teren b esonclers di e Godenschal en wegen iJ1rer prächtigen Ausfühnmg und ihren urwüchsigen Sprüchen auffall en, neben Vasen, Kelchen , Körben wurde auch mancl1 Figurales herges tellt, das in seiner Art ecllt gmundnerisch ist. Solche Süicke finden wir leicht zugänglich in Wiener Samm– lungen, so den „kropfigen Gescbinkrämer" im Osterreichischen Museum nnd . den „Hall sfütter Trottel" im Volkskundemuseum, finden wir in Graz im Johann eum (Alpenjäge1·). Waren di e Gnnmdner Ar be iten des Barocks klobig, großzügig in der Ausfi.ihrung, kräftig in schuf er jene Bilder aus dem Leben Gmundens in der Mitte des 19. Jahr– hunderts für Krüge und Schüsseln , die heute wieder so beliebt sind. Auf einem Krug zeigt er seine Meisterin Franziska Scl1lei IJ beim Transport ihrer vVare mit nvei gekuppelten Zill en auf der Traun , e in Zeugnis, in ,veld1en Mengen damals Gmundner .Keramik versendet wmdc. Mit Triesbergers Tod verliert sich in den Neun zige1:jahren des vorigen Jahrhunderts ganz di e bodenständige Note; die Grnundner Erzeu– gung verflachte immer mehr, es mangelte an einer ausgeprägten Geschmacksrichtung, die bäuerliche Ausführung wurde aufgegeben, man versuchte. mit porzellanälrnlichen Modellen und bi zarren Formen Erfolge zu erzielen, Gebrauchskeramik wurde fabrikmäfüg zum Teil in Gußformen er– zeugt, ein e billige Schablonenarbeit verdrängte allenthalben das keramische Kunsthancl,verk. So wäre wohl zu Beginn un seres Jahrhunderts die Eigenart der malten Grnundner Werkstätte ganz verschwunden, hätte nicht Franz Schleiß (rrus einer alten Grnrn1dner Keramikerfarnilie stainrn end) entscheidend eingegriffen . Er schloß

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