(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Sommer 1937, Heft 1

sd1aftsgebundenhe it der Menschen dem Fremden im Alpente il entgegen. Alpen– landschaft ford ert e in freies, frohe s Volkstum und sfäb lt den Sinn fLir boden– stä ndige Volksüberlieferung. Darum ist Brauchtum lebendig, das VolksLed hat .-eü1 e besondere Pflege, die Tracht hat sich nicht uur erhalten, sondern ·weiterentwickelt. Das Bergland hat alte, nach ihrem ganzen Wesen bodenver– bundene Berufe; neben dem Bauern den Jäger und den Holzlrnecht. Der }i.iger ist nicht denkbar ohne seine alpenländische Lodenfrac-ht, die sich der Landschaft und der en Bedürfnissen so getreu anschli efü: Der feste Laden– sto ff, Bergschuhe und tut}en, sowie die bequeme kurze Hose, die sich aus der langen ledern en entwickelt bat. Nicht minder he imatverbunden ist der knorrige Holzknecht, den der harte Beruf zu einem Eigenleben im Berg– wald Z\vingt, aus dem er nur zu Wochenende in s Tal ni edersteigt. Man begreift, dafi Ji.iger und Holzknechte an Sagen und Bräuchen. an Liedern und pielen einen eigenen urwi.i ch sigen Sch af} von Volksgut sich in die Gegen– wart herein bewalH·t haben. Es ist cm schollentreues Volksleben von Kindesbe in en bis .in s Gre ise nalter. Es gibt die alte Frau aus Gosau den Männern an Heimatart nichts nach. Zeit und Leben haben iJ1r tiefe Runzeln in s Gesid1t gezeichnet, sie läfü sid1 aber sid1 erli ch durch alJes Schwere des Lebens nicht beugen. Die Traditen werden reid1er, das Leben bunter, wenn wir in die Täler ni edersteigen und in das Seengebi et. Zu St. Wolfgai1g geht eben die Bäuerin mit ibeer Tod1ter ZUL' Kirche. Das Kinderantlit wi e das im e rn sten Leben geprüfte der Frau, tragen den Alpentypus. Die Sarntjacke der Frau ist bäuerliche Festkleid , bode nstä ndige Tracht ist das ktwstvoll gebundene Kopftuch, ein e Besonder– he it Oberösterreichs. Ursprü nglich trug e auch Stickere i oder eingewebte Borten und Muster, ,vm·de unter dem Hute getragen, beute i t es al s großes schwarzes Seidentuch alleinige Kopf- ßuucr aus dem Mondseelanu Lichtbild: Dr. llans Hun11u11. Stey r bedeckung und wird nach Landschaften versd1ieden gebunden. Während di e von der Stadt der Ebene her in den Alpenmarkt cingeckunge 11 e Goldhaube durchaus bürgerliche Kl eidung ist, ist das Kopftuch eine bäuerli che Eigenart, di e sicher fi.ir _j eden fremden Beobaditer un seres Volkslebens eine bleibend e Erinnernng sein wird. Landsc:haft und Beruf klingen überhaupt vi elleicht arn stärksten ineinander in der bäuerlichen Welt. Zwei Typen si nd der Ennstaler Bauer aus Neustift und der Bauer aus dem Mondseeland. Tief drinn en in den Alpen i ·t der Bergbauer dah e im , der Viehwirtschaft betreibt, der in Ausni.iQung der landschafrlid1en Vorausset}unge n an die Almwirtschaft gebunden i ·t. Nordwärts werden clie Alpentäler breiter, der Boden gibt dem Gedeihen des Getr<'idcs Raum, an di e Stell e des Hörndlbauern tritt der Körndlbauer. Das Ennstal ist a usgesprochenes 25

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