(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Sommer 1937, Heft 1

Jodler und Volksweisen oder Schwegel– pfeifentöne über die mondbeglänzte Fläche; schallt vom bretterfesten Tanz– boden vom Wirtshaus her das „Paschn" und „Gstanzln" der Schuhplattler, rührt zarter Zitherklang oder die siille „Stei– rerweis" der Bratlgeiger. Noch leben in den kleinen, ungemein sauberen Bauern– gehöften vo n Rinnbach, Roith und Lang– wies die alten Rauhnachtsbräuche, be– ginnt an fri.ihen Wintertagen der Haus– vater oder „Ahnl" mit der Aufstellung der groflen , meist selbstgeschnit}ten Haus– hippe, die mit ihrer „Halt" und den vielen. überlieferungstreu geformten, ganz dem Heimatboden entwachsenen Figuren oft die ganze Stube ausfüllt, so dafl di e Kinder darunter schlafen müssen; er– klingen noch heute in Kirche und Haus– stube die uralten, gemütstiefen „Eben– seer Hirtenlieder", die Ferdinand Sehallee verd ienstvoll gesammelt und deren ste– hend e Figmen (Vada, laU mi a rnitgehn , Urbal mit der Leinwand, Jodl , dei· ran– dige Bua) Karl Reisenbichler meisterhaft in seinen deei Riescn(al fresco-)gemälden in der Pfarrkirche verewigt hat. In echtem Gemeinschaftsgefühl kommen noch Ver– wandte und Bekannte „öns Kripperl– schaun", ist am Weihnachtsabend der sd1öne Alpenfri edhof ein leuchtender Christtannenwald. Sternsinger und Neu– jahrsansager gehen von Haus zu Haus ; am Vorabend des m. Dreikönigtages aber laufen di e „Glöddetpassn" mit kunstvollen, kerzenbeleuchteten Kappen und brummenden Kuhglocken zu Ehren der Göttin Per<l1ta dmch den dämmer– dunklen Ort. Einen Höhepunkt im bunten Reigen des Jahresbrauchtums bildet der ,,Langbather Fasching", der u. a. den un– nadrnhmlichenEbenseer „Fetn" bringt und für die Einheimischen ein e noch fast kulti– sche Angelegenheit bedeutet. Noch ziehen in der Karwod1e die „Ratsd1erbuam" mit heillosem Getöse genau zu ihren „Zeitn" umher, sind auch die sinnigen Palm- und Osterbräuche nicht ausgestorben. Im Spät- Aller TracMenhuf (Gegen<l von Ebensee), E nd e des JS. Jahrhun– d erts a llgemein in Oberösterreid1 verbreitet gewesen Lidll bild: Dr. Hans Ha unau. Steyr herbst - bis Kathrein - steigen die „Vogelfänger" trot} ermüdender Tagesarbeit nachts mit ihren Laternen in den Hochwald, um den Kreuzschnabel, der vor Gimt schi:iten soll, oder den beliebten Gimpel (Dompfaff) und Stieglit in ehe „Klöbeln" zu bannen. damit sie - als stolze Stuben- oder Fensterzier - den strengen Bergwinter durch ihren si.ißen Gesang leichter mad1 cn. Dem Alten treu, dem Neuen 11id1t vcn;chlossen , so lebt das Volk noch nahe der Natur. Das ist Ebensee . . . Wer nach der eindruc:ksvolleu Se ilbahnfalu·t auf den Feuerkogel, wo sich ibm ein e , vundervolle Sicht auf das Alpenvorland , Tote Gebirge und Dachsteinmassiv bietet, vom vornehm-genüitlichen Berghotel auf dieses Juwel am Traunsee herabschaut, wird dem Ebenseer red1t geben , der da singt: ,,l kann ma nid helfn , ös kann ma's neamd wehrn, i han halt mei Lamba so gern ...", und er wird, wenn er drunten im Tal oder droben in den Almhi.itten das lustig·e Völklein kennen gelernt hat, gern in den schallend en Heimatchor ein stimmen: ,,0 da Lamba, da is's gschmab ... " 19

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