(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Sommer 1937, Heft 1
sehen: Zum Beispiel bei Hoc:hzeiten, beim Georgi– ritt in Micheldorf, heim Leonhal'diritt im Almtal , zu welchem die Bauern auch gerne hohe Röhren– stiefel anzi ehen , ehe ebenfalls fri.iber zu dieser Tracht getragen ,vurden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ,var in füirger– kreisen für Frauen allgemein die Haubenmode, in Oberösterreich w ie in v ielen Gegenden Süd– deutschlands die Goldhaube b ehebt. S ie wmde zur k ennzeichn end en bäuerlichen Trad1t in Ober– österreich etwa um die Mitte des vorigen Jabr– hm1derts. Sie wurde der Ausdruck für boden– ständige WohUrnbenheit und gibt heute nod1 der oberösterreidiisd1en Festtrad1t i.tn bunten Kranze östeneid1isd1er Ttaditen das k ennzeidmende Gepräge, stempe lt sie zu einer der prunk– vollsten Osterreichs. Dod1 nid1t nur die Gold– haube wurde in die bi.iuedid1e Tracht i.iber– nornmen , aud1 das entsprechende, dazupassende weite Seidenkl eid, anfangs i.t1 hell en bunten Farben, späterhin meist dunkel, auch schwarz 14 .ßauerntrncl1( im T raunkreis (aus einem Hod1zeitszug). Deut– li ch erkenn en wir Trachten und Trad1tenstücke verschiedenen Alters: Da d.ie langen Röcke a us der Wende des 18. zum 19. Jahrhund ert, dazu di e unter den Knien zusammengebun– denen Lederhosen, zum Tei l aus der Tracht des 1.7. Jahr– hunderts, dann wieder die knie– freien Leder-undlangenschwar– zen Stoffhosen des 19. und 20. Jahrhunderts, dazu die ent– sp rechenden kurzen Rüdce. Ebenso versd1ieden alt die J-lüte Lidllbild: Dr. Hans 1-lanna u. Sleyr gehalten, wodi'1rd1 noch mehr der vornehme Cha– rakter b etont wurde. In den reichen Gebieten Ober– österreichs mn Li.t1z, Sankt Florian , Kronstorf, Steyr, Gmunden , im Kremstal und Innkreis herrscht die Goldhaubentracht derBäu– erinnen b ei hervorragend f e ierlid1en Anlässen, be– sond ers bei Hochzeiten , allenthalben vor. Im lnn– viertel und Kremstal trägt man auch gerne die schwarze Ped- oder Drahtlhaube, die in der Form ganz der Goldhaube gleicht. Für den sonntäglichen Kirchgang, für Prozessionen, Besuche, ist das schwere, sclnvarzseidene Kopftuch mit im Rücken we it auslaufenden Zipfeln im ganzen Land Leute beliebt. Dazu werden weite, schwarze oder dunkelfarbige Kleider getragen, reich bese~t, etwa noch mit ein er kurzen Atlasjadce. - ln der Männertracht sind die langsd1össigen Röcke ver– schW1mden , kmze Röcke sind wieder b eli ebt, dazu das runde, kleine Hi.itel, das der Innviertler etwas schief, k eck aufse~t, in der Gegend um Steyr, besonders Maria Neustift zu, ist der grüne Filzhut mit aufgebogener Krempe b evorzugt, im Mi.ihlviertel aber ist die sd1warze Zipfelhaube bis heute b eliebt geblieben. Lange Lederhosen zur: .Festtracht sind selten geworden. Gern w:iTcl die lange, schwarze Stoffhose ZULTl kurzen, schwarzen Rock getragei1, über welche unten di e weißen Wollsocken 1·agen. Die sogenannte Lm1- destracht, ein grnues Lodengewand mit grünen
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