(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Winter 1936, Heft 2

Linz a. d. D. Linz, eine keltisd1e Gründung und ein römisches Kastell , war im Mittelalter einer der bedeutendsten Umschlugpläcye an der Donau. Im Salztransport vom Salzkammergut nad1 dem Norden spielte es eine sold1 wichtige RoJle, daß. von hier aus die erste Schienenbahn des Kontinents (Gmunden-Linz-Budweis) gelegt wurde. Dieser Jalutausende alteu Tradition, Knotenpunkt und Umsdilagpla1} zu sein, ist Linz auch im modernen Verkehr getreu geblieben. Hier kreuzen sidi die transkontinentalen Linien Ostende-Paris-Wien-Konstantinopel und Prag-Rom mit dem sdiöusten Reisewe~ Europas, der Donau. Aud1 das groHe Straflenpro_iekt Westeuropa-Asien, der sogenannte „Landweg nach Indien", soll iiber Linz geführt werden. Im Donauverkehr ist die Stadt Ausgangspunkt für die Dampferreise clurdi die Wadiau nach Wien , sowie für Schiffsfaluten auJ der oberen Donau nach Passau. Das Ausflugs- und Rundfahrtwesen ist mit Rücksidit auf die gLinstige Verkehrslage bestens ausgebaut. Gesellschaftsfahrten gehen von Linz nidit nur in das Salzkammergut, sondern auch in_ die Sommerfrischengebiete um das Tote Gebirge (Alm- und Stodertal) sowie in den Böhmer Wa ld, nach Salzburg, auf die GloclrnerstraHe usw. In seiner Ktmst wird Linz zwar von mand1 anderen östeneidiischen Städten übertroffen. Aber dennodi haben die groHen Bauepodien aud1 ilu-e Schöpfungen in Linz zuüickgelassen. Aus der Zeit der Gotik sind allerdings die Uberreste etwas spärlidi, nur das Friedrichstor in der Sd1lol1kaserne ist noch ein größerer Baurest aus dem Mittelalter. (Viele gotisd1e Kunstsd1äqe sind im o.-ö. Landesmuseum, das aud1 interessante prähistorisd1e und römisd1e Funde besiL}t, auf– bewahrt). Größer ist sd10n der Reiditum an den Sdiüpfungen der Renaissance, die insbesonde re viele sehenswerte Höfe zurückgelassen hat. Der gröfüe ist der Landhaushof, der lieblid1ste der Feiditingerhof am Franz-Josef-Plal} ; das sd1önste Renaissanceportal befindet sidi auf der Nol'dseite des Landhauses, die den Eingang zul' Altstadt darstellt. Die kleinen, sdunalen Gäßchen dieses Stadtteiles werden durchwegs von Häusern gesäumt, deren Alter auf 300 bis 500 Jahre zurückreicht. (Die Fassaden sind allerdings jüngeren Datums.) Wesentliche und für die Stadt charakteristisd1e Bauformen stammen aus der Zeit des Barock. Der Fremde sieht wohl zumeist die Barock)ürdien in der Landstrafle (Ursulinen- und Karmelitenkird1e) und ferner die sd1önste Kirdie vo n Linz, die Wirkungsstätte Anton Bruckners, den Alten Dom. Barocken Charakter trägt aud1 die mäd1tige Plalia.n lage des gröRten Freiraumes in österreid1isd1en Landeshaupt– städten, der Franz-Josef-Plaq. Der große Meiste!'. des österreid1ischen Barocks, Lukas von Hildebrandt, hat die zwar kleine, doch auHerordentlid1 reizvolle Seminarku:d1e in der HarradistraHe geschaffen. Der Bisdiofhof ist eine Sd1öpfung Jakob Prandauers. Im Rokokostil sind die Kil'd1en der Barmherzigen Brüder und der Elisabethinen erbaut. Unter den modernen Bauten ist vor allem der Neue Dom mit eiern zweithöd1sten Turm Osterreidis das dominierend iiber die Stadt ragende neugotisdie Bauwerk. Einige moderne Neubauten können würdig Bausd1öpfo11gen von Welt– städten an die Seite gestellt werden ; z. B. die Tabakfabrik, die DollfuHschuJe usw. Auch das Parkbad ist eine der best– eingerichteten Anstalten ihrer Art in Osterreid1. Linz' .ber'Liluntester Ausflugspunkt ist der Pöstliugberg, dessen 300 Kilometer langes Alpenpanorama nahezu 20.000 krn 2 üsterreichisd1es Land übersdiauen läRt. All_jäbrlid1 im Juli finden an den Bruckner-Gedenksüitten in Linz sowie in der benad1ba1'ten einz ig,u-tip;en Barock– abtei St. F lorian und in der altertiimlichen Stadt Steyr Festaufführungen von Werken des Musikanten Gottes statt.

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