(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Winter 1936, Heft 2

Esse mit Blasebalg (nidit mehr in Betrieb) kreis auch geringer wurde, die Trattenbacher Messerer haben sich bescheiden gelernt, die Liebe zu ihrem Handwerk und ihrer Väter Art bringt sie über die schweren Zeiten hinweg. Je~t ist es unser freundlicher Führer selbst, der uns noch einmal in vergangene Jahrhunderte zuriidcblicken läßt. Er zeigt uns die alte Zunft– lade, eine sd1were Holztruhe aus dem t?. Jahr– hundert, mit schmiedeeisernen Bändern und zwei kunstvoll verfertigten Schli.isseln - der dritte ging seinerzeit verloren und ist durch einen Nach– schlüssel erse~t. Er läfü uns Einblick nehmen in die Stiftungsbriefe des Lambergschen Grafen und des glorreichen Habsburgerkaisers, zwei alt– ehrwürdige Pergamente mit auf Wachstellern gegossenen Orig-inalsiegeln, bei deren Anblick uns ehrfürchtige Beklommenheit beschleicht ; war es doch ein Jahr vor dem großen Türken.krieg, da sie entstanden, m1d längst modern die Leiber des geäflichen und kaiserlichen Schreibers in der Mutter Erde. Wir sehen noch der rührigen Innung stolzes Banner, den lnnungsschild, kunstvolle Scluniedearbeit aus der Zeit der Zunftgründm1g, das Messererhanclwerk symbolisch darstellend. Beim Verlassen dieser ehrwürdigen Stätte österreichischen Handwerksgeistes nehmen wir das Bewußtsein mit, es waren Stmiden eindrucks– vollsten Erlebens, die uns gegönnt ge)'Vesen. Nichts aber köm1te den rastlosen Schaffensgeist dieser naturnahen Menschen besser beleucl1ten , Ein Taschenfeitel-Musterkarton als die kleine Episode beim Abschied. - Vater Hadc senior, der nun ?8 jährige, saß sd1on längst wieder beim Hanuner. Der Umwelt nicl1t achtend, hingegeben an sein Tun. Rade juniors Blicke aber überflogen das anheimelnde Bild mit einem Ausdrudc innerer Wärme, und mit bewegter Stimme meinte er: ,,Ja, der Vater, wenn . . . wenn ich auch manchmal keine Aufträge habe, arbeiten muß icl1 ihn doch lassen, .sonst stiebt . " er 1nu . . . Da wir aber heute diese Zeilen scl1reiben, ist er dennoch schon gestorben. Kaum ein halbes Jahr ist es her, da man diesen Nestor der Tratten– bacher Zauckerlschmiede in die Erde gebettet hat. Sein Geist aber lebt fort in seinem Sohne, er wird fortwirken durch künftige Jahrhunderte, so wie er in vergangenen Jahrhunderten rege war, es ist der Geist des an der Scholle haftenden, hein1at– verwurzelten, kerngesunden österreicliischen Menschenscl1lages, der in einemder größten Söhne seiner Heimat, in Anton Bruckners wuchtender Titanenart seinen unvergänglich sichtbaren Aus– druck gefunden hat. Was aus dessen Werken als unerschütterliches Glaubensbekenntnis eines in Gott und der HeimatWurzelnden zu kleinmütigen, zagenden Gemütern spricht, es offenbart sicl1 in ,gleicher Weise in Ludw-ig Hacks des Alteren, des einfachen Handwerkers nunmehr symbolisd1 gewordener Ersd1einung: Non conftmdar in aetenrnm! 51

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