(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Winter 1936, Heft 2

FamilieLöschenkohl, die später bei derBesiedlung des Trattenbachtales eine entscheidende Rolle spielen sollte. Von wo er herkam, darüber lassen wir die Chronisten sich ruhig streiten ; die einen behaupten aus Preußen, die anderen ,vieder aus Frankreich und jede Pru.,tei krum für sich eine Tatsache ins Treffen führen: unter den heute noch gangbaren Arten von Taschenfeiteln gibt es sowohl „Preillenmesser" als auch „Franzosen". Mag e:r von woher immer gekonunen sein, nun wru.· der gute Bartei einmal in Steinbach ansässig geworden und gar bald sollten die Mitglieder einer „ehrsambenMeßererhandtwerkhszunffi" ge– nügend Gelegenheit haben, auch sonst über diesen Ankömmling verwundert die Köpfe zusammenzu- tecken. Was der da erzeugte, absonderlich war's, redem Herkommen widersprechend, seltsame Dinger, mit unförmigen Klingen, und - was das Sonderbru.·ste wru.· - die Griffe gerillt und ge– dreht und bunt gefärbt, wie Fastnachtsscherz und Mummensdrnnz. Veräd1tl:id1 taten die guten Meiste1· dieses Zeug ab. ,,Zauckerln" nannten sie es gat' bald, in keines rechtsdrnffenen Mannes Hand taugend. ,,Zauckerl" aber war füt unseren guten Bartei und sein Werk ein betriibsam ab– fälliges Urteil und wenn ich es hier unternehme, diesen Namen nad1 meiner Kenntnis des örtlichen Sprachgebraud1es zu deuten, so geschieht dies in der Erwartung, dafl die verehrten Leserinnen, mit denen ich es mir beileibe nid1t verderben möchte, diese Zeilen hnldvollst ifüersdtlagen werden . Unter „Zauck" versteht man im ober– österreichischen Volksmunde ursprünglich ein weibliches Kleintier, vornehmlich eine Hündin, und so wäre die Sache ja an und fiir sich ganz harmlos, soferne nicht ein weiterer Sprachge– brauch damit aucl1 im allgemeinen eine gewisse Minderwertigkeit des weiblid1en Gesdtlechtes gegenüber dem Manne - bekrumtl:ich der Krone der Schöpfung - auszudrüd<en belieben wollte. Für die Riclitigkeit dieser Annalune besteht aber wohl heute noch als Beweis in der Gegend ein launischer füaud1. Wird einem guten Bekannten ein Mädchen geboren, so sdüdd man ihm ein „Zaud<erl", einen Taschenfeitel ins Haus und man sagt, er sei „bei den Trattenbachern" ge– wesen, womit eben die ZauckerJschmiede gemeint sind. Man darf also ruhig annehmen, der Stein– bacher Volksmund habe mit deni Ausdrud< ,,Zauckerl" die Wru.·e des Bartholomäus Löschen– kohl als etwas Geringwertiges, nicl1t ganz ernst zu Nehmendes bezeichnen ,vollen. Der Bartel aber 44 schmw1zelte bloH - denn sein Geschäft ging gut. Die Ware erwies sich als selu· absa~fähig, waren die kleinen Fremdlinge doch in Haus- 1md Land– wirtschaft gut zu gebrauchen, ihre Anscliaffung verse~te auch dem sclrnrindsi.ichtigsten Geldbeute] nicht den Todesstoß und der damals einfacl1e Süm des Lru1dvolkes fand großen Gefallen an den bunten Dingem. So kam. es, dafl das Handwerk des guten Messerer-Bartel gar bald doppelten Goldboden hatte. Im gleichen Mafle wie sein Wohlstand wuchs auch die Familie; was Wunder also, dafl ihm seine Grenzen zu eng wurden und sein rast– loser Werksfleiß sich nach einem Betätigungsfeld umzusehen begann, wo er Alleinherrscher und unbehelligt von den scheelsiichtigeu Augen der ehrsamen SteiIJ bacher Messerermeister sid1 ganz seiner Arbeit widmen konnte. - Wie war das nur, hatten ihm. nicht oft schon Wildheger und Holzfäller von den wildrauschenden Wassern des Trattenbacl1es erzählt, so jenseits des Hocl1- buchberges über schwincleb1cle Felsstufen der Enns entgegenstürzten, im streng gehiiteten Jagd- . gebiet der steyrischen Lamberge, dessen bis zu Tal reid1ende Urwälder selten eü1es Unberufenen Fuß zu betreten sid1 erkülrnte? Die Wasserkraft des Trattenbaches sich untertänig zu macl1en, der Gedanke ließ den ri.ihrigen Meister nicllt mehr aus seiI1em Bann. Ja, die Lamberge waren ge– strenge Herren, aher sie ließen sid1 auch das Wohl ihrer Untertanen angelegen sein. Und so hatte Bartholomäus Lösche1tlrnltl die Redmung nidlt ohne den Wirt gemaclit, er erlangte die Bewilligung zur Ansiedlw1g jenseits der Berge im Tale seü1er Sehnsucht. Die Jahre eilen dahin . . . Am Ausgange des 16. Jahrhunderts ist das Tal bereits von den Zauckerlsclunieden diclit bevölkert. Im J?. Jalir– hundert sü1d sie bereits so mächtig, dafl sie ernst– lich darangehen, sich von der Stei:nhacher Innung, der sie nocl1. angehören, zu trennen. Der Miß– helligkeiten zwischen ihnen und den Steinbachern hatte es bereits viele gegeben, im Jahre 1679 aber scl1eint es zum offenen Bruch gekommen zu sein, de1m wir lesen im Handwerksbuch der Steinbacher Innung die für damalige Verhält– nisse - wie man nod1 sehen wird - ungeheuer– licl1e Tatsacl1e: ,,Diese benannten Trättenbacher oder gneibsclmüedemeister haben dem Jalirtag· und der Prozession nacl1 unserer lieben Frauen Adlwang (Wallfalirtsort bei Bad Hall, Anm. d. Ver[) schon im zweiten Jahr nie beige,.,volmt'' ,

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