(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Winter 1936, Heft 2
Bei den Zauckerlschmieden in Trattenbach Geschichte eines oberösterreichischen Handwerkes von Dr. Theodor Prock, Steyr (mit Bildern vom Verfasser) Vor kurzem konnte man in den o.-ö. Tages– zeitungen eine Notiz des Inhaltes lesen, die Messerer-Innungen von Steinbad1 a. d. St. und Trattenbach hätten, einen alten Brauch wieder aufgreifend, ihren „J ahrtag" festlich begangen, mit feierlich.em Zug zur Kirche, heiliger Messe, ,,Herbergsversammhmg", Eröffnung der Zunft– lade, Freisprech.en, Aufdingen und absch.heflen– dem Festmahle. Diese Nachricht, vielleich.t nicht allzubeach.tet, sollte an unseren Sinnen dennoch nicht spmlos vorübergegangen sein, weist sie doch auf eine seit Jahrhunderten im Lande be– stehende Handwerkszunft hin, die, einstmals in stolzer Blüte stehend, ihren Namen weit i:iber seine Grenzen hinaus rühmlichst bekannt gemacht hat. Die trefflichen Messerermeister taten recht daran, sich. illl'er Vergangenheit zu e1innern; ist doch. das in den Sitten und Gebräud1en sich widerspiegelnde Volkstum unserer Vorfahren ein mäch.tiger Hort der Wiedererstarkung, ein Rich– tungsweiserin einegli.icklich.e, freie Zukunft. Dieser Gedanke leitet uns auch vornehmlich, wenn wir es in Gottes Nan1en wagen, alte Geister herauf– zubesch.wören und unsere verehrten Leser in ein Gebiet ganz alter Handwerksgesch.ichte Ostei·– reich.s einzufölll'en. Es ist kein Zufall, daf! schon in grauer Vorzeit die Täler der Enns tmd Steyr Hauptsi~e der Eisenverarbeitung waren. Die Vorbedingungen hiezu erscheinen von der Natur freigebig ge– sdrnffen. Aus luftiger Bergeshöhe über schwin– deL1de Felsstufen herabstürzende Wildbäche legten dem Menschen die Ausni:i~ung ihrer Wasserkraft nahe. Die dem Laufe der Enns sich anscluniegende Eisenstraße - sd10n von den Bild oben: Ein der nachma ligen Klinge des Tasdienfeitels entspred1end langes Stück wird vom Bessemerstahlband heruntergesta nzl l!ild Mitte: Die Klinge wird in ihrer rohen Form ausgestanzt l!ild unten: In die - noch unbearbeitete - Klinge wird das „Me ister– ze id1en" eingeprägt
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