(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Winter 1936, Heft 2
Sd1 enkkaun e der Ledere r von Wels. von dem -Weise r Zinnmeister Tgnaz l lnemer, dati ert 1850 lid,ibild : A. Sd11,-arz. Li11 ,. urn 1?00 Landmeistel' der Linzel' Ladewmde und im Gnmdbuch von 1?35 al s Bes i-cyer des Hauses Stadtpla~ Nr. 26 erwähnt wird. Von jbm bes i-cyt da s Landesmuselml untei- ande1·em e in en sehr inte1·essanten, dreite iligen Ge,vürznapf von besonders sdmittiget Foi-111 , die e igentli ch noch den Charakter der Renai ssance hat. lm t 9. Jahrhund ert i_iben in Steyr Tt ali e n er das Zinngi eß e1·– gewerbe aus, und zwm in der Biedermeierze it F1·anz Xave t B o lzan i und Arnbrosi Z am p o n i d. A. (d er bemerkenswertei-– we ise auch Kaffeesieder war) ; in den le~ten Jahrzehnten des vorigen Jalwhunderts sein Sohn Ambrosi Z am p o 11 i d. J. Zu den bemerkenswertesten Stück en der Sammlung gehört di e mächt ige Schenkkanne des Gmund e n e r Me i s t ers L. S., dessen Signatur aufzulösen aus den oben angegebenen Gründen bislang ni cht möglich Wc:U'. Es ist e in merkwürdiges Ubergangs– sfück. etwa aus der Mitte des 16. Jahrhunderts: der auffallende Henkel, de1· au s v ierkantigen, gedrehten Stäbchen ri emenartig geflochten ist. wirkt noch dnrchaus gotisch , während die Fm-rn det Kann e die typi sche trompetenförmige der Renaissan ce ist. Die (wie häufig) später hinzugekommen e Rankengravi erung, di e den ganzen Mantel der Kanne, in der wir wohl den „Will– konun" e in er Zunft zu e1-blicken haben, bedeckt, stammt laut Datienrng aus dem Jahr· 1. 562. Zünftigen Charakte1: we ist auc:b die baroc-ke Schnabelkanne des Gmundener Meistets Caspat Joseph Rött e r auf, der J?J l Meiste r wurde. Sie enthält nämlich am inne ren Boden in Reliefg11fl das Handwerkszeich en det Hafner , die schlanke, doppelhenkelige Bhunenvase. Da gerade um di e angegebene Zeit di e Alt-Gmundener Hafnet ei ilu·c höchste Hllite hatte, ist dieses Sti:ick von doppeltem lntei-esse. Aus Enn s bewaJn-t das Museum einen schöDen Ttinkkrug von C hr istoph Pfann e nstill d. A. (der 1631 Landmeister dci– Lin zer Lade wui-d e), von reinstei- Renaissanceform. Efe rding ist durch e in c gewaltige barocl,e Zunftkan n e d e r S t e inme -cy e und M: au,.e t (datiert 1?28) vertreten. Gan z singuliu- wirken an ihr di e hobelspi:in eförmig aufgerollten Deck eldr ücker und Henkelattae:he. Sich e1· o b er öst e n e i c hi sc h e n Ur sp r ungs ist auch das rnannigfache, figural e z i_i nf tig e Zinn ge 1· ü t, das di e Samm– lung beh erbe rgt. ] n der Barocke blühte die S itte, di e Herberg– ze ichen de1· Handwerk e als zünftige Trinkgeföß e zu gestalten. indem man die Formen hohl goß und mit e in em Schrauben– ve1·schluß ve rsah. Die Osen, die bei k einern dieser anziehend en Geräte fehlen, klincligen an, dafl di ese bei besonderen AnHisse n auch als Trinkgefoß e verwendet en Handwerk szeichen LibeTdem Tisch det Herbei-ge hingen, an dem sich die betreffende Zunft versammelte. So besicyt das Landesmusemn aufl er deDbeiden schon angeführten Sc hläg e ln d e r Linz e r Faßbind e r aus den Jahren 1688 und J??0noch einendritten, nicbtlokalisier– baren aus dem Jalu· 1698. Ferner einen üirkischen Pantoffel, der einer obei-österreiclüsch en S c huh m a c h e r g i l d e zum zünftigen T,·inkgeüit diente, aus dem Jahr 1692, wo die Befreiung Wiens von den Türken noch in frischester Erinnenmg stand. Dann einen ba– r:ocke n Halbschuh als Zunftzeichen d e1· S e h u s t e r v o n B ad I s c h 1 aus dem Jaln· 1?25 m1d ein Weber– schiffchen, dessen sid1 die L e ine n– -w e b e r und Z e ugma c h e r v on Sc hö r fling bedienten, aus dem Jahr 1? J 6. Encllich als höd1st origi– nelles Zunftzeich en einer oberöster– r eiclu schen F l e i schhau e r gil d e di e vollrunde Figm eines Stieres, dessen Kopf in Scharnieren beweg– lich ist, so daß er gleichfa1ls alsTrink– gefoß gebraucht werden konnte. Wie n1c111 sieht. sind die lnn– v i ert l e r Zinngi eß er bis j e-cyt in der Sammlung nicht vertreten, was damit zusammenhängt, dafl ihre Arbeiten merkwürdigerweise nur sehr sporadisch sich erhalten haben. Die Nae:hriditen übee die Ri e de r Zinngi eß e r hat Franz Berger im ersten und fünften Heft der „ H.ieder Heimatkunde" ve1·öffentlicht ; in den oben erwähnten Protokollen der Linzer Lade schein en sie selbstver– ständlich ebensowenig auf, wie di e Me ister von Braunau und Sdüirchng. _))
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