(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Winter 1936, Heft 2

leitet iln·e Form aus der Schweiz her, wo sie die Berner Zinngiefler eingefünrt hatten. Mauflrieders Wihve heiratete den Zinngießer Andreas Bö ck, der 1725 Meis±er wurde. Er ist in der Sam.n1lung mit einem sd1önen Sdmauzkrug aus dem Jahr 1727 vertreten, dessen Deckelgravienmg auf einen Fischer als Besi~er hinweist. Johann Franz R ö tt er (wird Meister 1707) ist dmch eine Schüssel mit breitem, flad1em Rand, Johann Adam Aichmayr (wird Meister 1716) durch eine kräftig profilierte Sdmabelkanne repräsentiert. überall tritt durch die Nebeneinanderstellung die Wudit des Barocks neben der Eleganz der Renaissance deutlich hervor. Von Franz Josef Marsch a uer, der im Jalll' 1751 Meister wurde. r-iihrt der schöne zweite Zunfthumpen der Linze1· R i em er, den laut Inschrift die „Meister, Gesellen1mdJünger" im Jahr 1757 stifteten, her. Er zeigt sd1on die zylindrische Form des „Walzenkruges", die damals besonders bei den l• ayencekrügen herrschend war. Der Deckelknauf ist von einem Adler gekrönt, der ausladende Fufl ruht auf drei Löwenpranken. Auf der Vorderseite sind das Zunftwappen und die Namen der Stifter eingraviert. Es ist nod1 ein dritter zinnerner „Willkomm" der Linz er Riemer im Landesmuseum, ein eleganter, schlan– ker Deckelpokal aus dem Jaln· 1640, also noch der Spät– renaissance angehörend; er ist mit silbernen Zieraten , Sd1ild– d1en und Münzen aller Art reich verziert und behangen. Diese Li:nzer Innung hat also das Glück, mit nicht wenigei– als drei zünftigen Tri.:nkgefäflen, und zwar der Gotik, der Renaissance und der Barocke im Landesmuse1m1 vertreten zu sein. Der let~tgenannte Pokal trägi kein Meisterzeichen. Als le~ter der in der Sa1mnhmg aufscheinenden Linzer Zinngiefler ist Jakob Ni ckmüller zu nennen, der erst 1790 Meister wurde, ihm gehört eine doppelhenkelige tiefe Sd1üssel, noch in Rokokoform, an. Die schlägelförm ige Zm1ftflasche der Linz er F afi bin cl e e vom Jahr 1688, die reich gravierte Zunftkanne der Linzet Sch lo ss er, die 1751 der Zechmeister Florian Rammsaier stiftete, und eine zweite gleichfalls in der Form eines Bindet– sc:hlägels gegossene zünftige Flasche der Linzer Faßbinder, auf allen vier Seiten reich graviert, aus dem Jahr 1770, die bis 1919 im Gasthof „zur Krone" am Hofberg hing, tragen sämtlich keine Meisterzeichen , sind aber zvveifellos EL'zeug– n isse von Linzer Zinngießern. Aud1 die Weber ZinngiefierznnH ist im Linzer Landes– museum gar stattlich vertreten . Zwar fehlt der Renaissance– meister Jakob Ru e p p, von dem die chei Ratskannen aus dem Jahr J.5?? (heute im Welser Musemn) stammen; 1m1 so reidier tritt der wichtigste Zinngiefler dieser Stadt, der H.enaissancekünstler Hieronymus Lederm a y r auf, del' t 628 Meister wurde. Er besaH in Wels das Haus am Stadt– plat Nr. 14 und starb hod1betagt im Jahr 1.646 an Wasser– sucM. Wie haben ihn mit Bewußtsein einen Künstler genannt, Bindersd1lägel, Herbergszeid1en und Trink– gefäf!. rei ch graviert. datiert 1689 Lid1lhi ld : /1. ~d,"arz. Linz weil ehe von ihm g.ravieden Sti..icke weitaus die sd1öosten sind, die bisher aus Oberösterreich bekannt wurden. Dies bezeugt schon der für sein e Frau bestimmte Brautkrug (heute in der Sammlung Hans Hatschek) mit eine1· derb erotischen, aber ungewöhnlich feinen Gravierung am Boden des Ge– fäßes. Nicht weniger stilvoll sind die von ibm herriünenden Gravierungen der beidenPrachtstiicke des Schwanen– städter Fundes, eines Deckelkruges und einer sechsseitigen Flasche. Die Darstellung eines schmausenden und zed1enden vornehmen Liebespaares in barocker Tracht kennzeidmet aud1 diesen Krug als Brautkrng. Seine Form ist nod1 die typisd1e Renaissanceform:

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