(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Winter 1936, Heft 2
Dec-kelkrng eines Fisd1ers von Andreas Bück in Lin z, w ird Meisier 1725 (daiiert 1727) l.,d,lhild: A. Sd11, urz. L111z ist nicht das einzige gotische Stück in urn;erer Sanuulung, die außerdem ein Deckelkri.iglein und ein Kä1mchen mit dem Wiener Besd1auzeichen enthält, die beide aus der Hafner - Scm1mhmg stammen und noch dem 1.5. Jahrhundert ange– hören. In dem Kännchen haben wir die Vorform der stattli chen „Rats kann e n" des t.6. Jahr– hunderts zu erblick en, ·wie sie sich in Wels und Steyr noch erhalten haben. Ein v iertes spät– gotisches Stück des Museums, ein schlankes Schenkkännchen mit plattkugeligemKörper, trägt k ein Beschauzeichen, stammt aber wahrschei nlich aus Linz. Es ist j ene Form der Sd1enkkannen, wie sie auf den altdeutschen und altnieder– li.indischen Tafeln des ausgebenden 15. Jalu:– hunderts nicht selten dargestellt ist. Während die Zinngeri.ite der Spätgotik meist glatte oder späTlim gravierte Fläd1en zeigen , se-cyt sich im 1.6. Jal1rlnmdert, von Frankreich aus– gehend, ei n üppigerer Scbnrnck durch. Es ist der schöne, aus demhmnanistischen Vorstellungskreis geborene Reliefs c h muck, den der Lothringer Frarn;ois Bri o t, der inMömpelgard um 1570 seine Werkstätte hatte, se inen Schüsseln und Kmmen zu geben pflegie. Bei diesen reichen Exemplaren handelte es sich natiidich nidit um Gebrnuchs– sondern um Prunk- und Sdiaugeräte. Briot ,,vurde vo n Caspar E nd erle in nad1geahmt, einem von Basel nad1 ürnberg verzogenen Zinngießer, dessen Werkstätte dort um J580 blühte. Enderlein begann mit Kopien der französischen Vorbilder und arbeitete sich dann zu freieren Nachbildungen durch . Wie Briot auf der Rückseite seiner Pracht– sdüisseln sein Medaillon-Brustbild a nzubringen 26 pflegte, so schmückte auch Enderlein seine Er– zeugnisse mit seinem Selbstporträt. Man bemerkt auch hi er das selbstbewußte Hervortreten der Kiinstler der Rena issance, das Erwachen der Persönlichkeit, wi.Ü1rend die Kiü1stler der Gotik gerne anonym blieben und besd1eiden hinter il1r Werk zurüddraten. Auch das Landesmuseum besi-cyt eine dieser i.i beraus kostbaren Prunkschi.isseln von Caspar Enderlein, die aus der Sammhmg des G1·afen Emanuel Ludolf · stammt. Der bei aller Uppig-– k eit harmonj~che Reliefschmuck bewegt sid1 in typischen Renaissancemotiven: den erhöhten Nabel ziert eine Darstellung der hl. Jungfrau als Hi1mnelskönigin ; der flache Boden zeigi in Quer– .medaillons, die dm·ch Hermen voneinander ge– trennt sind, Darstellungen der vier Elemente; der :fladie breite .Rand solche der sieben freienKi.inste. gleichfalls in Quermedaillons; auf de1·Riickseite ist das Brustbild des Meisters angebracht. Mit dem gleichen Formensdia-cy der Renaissance (Allegorien, Masken , Hermen , Grotesken und Arabesken), mit antiken und biblischen Gestalten und Szenen arbeitet auch der Reliefschmuck des sächsischen Edelzinn s, das gleichberechtigt neben dem Nürnberger Edelzinn steht und das im oberösterr-eidüschen Landesmuseum durch die beri.ihmte Zittau e r Kan n e vertreten ist. fo r– in acht Reliefzonen sich ausbreitender Schmuck gewi1mt e in besonderes Interesse dadurch, daß sein e Motive nachgewiesenermaßen zum Teil auf den Nürnberger Peter Flötner zurückgehen . Auch dieses in Fachkreise n wohlbekann te Pracht– stüc:k st~mmt aus der Sammlung Az. Nod1 seltener als die Exemplare des relief– geschmi.ickten französisd1en, Nürnberger, säc:h– sisd1en und sd1les ischen „Edelzinns" sind die in „Holzstockmanier" verzierten Zimiarbeiten des Nürnbergers Nilrnlaus Horch a im er, dessen Werkstätte gle ichfalls in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bli.ihte. Seine Schü sseln we isen ein charakteri stisch es Flachrelief auf, das durch den Guß aus geä-cyten Formen (aus Kelheimer Stein, Messing, Kupfer oder Eisen) erzeugt wurde. Die Motive des Zierats sind gleid1falls dem humanistische nVorstellungskreis der Renaissance entnommen und lelmen sidi an die Darstellungen der deutschen Kleinmeister an. Die Hordiaimer– Schi.issel des Landesmuseums stammt aus dem Jahr J56? und ist also ein Jugendvverk desMeisters. l n der Mitte we ist sie eine Darstellung der Fama auf, am Rande Reiterbildnisse Hannibals tmcl
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