(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Winter 1936, Heft 2

Stegkanne von Jac. Mauß.rieder, Liuz (um 1683) Lid1ibild: A. Sdnrnrz. Linz , un ~!Wt ~- ?rttaeum Von Hofrat Dr. Hern1ann Ube ll Das Zinn ,vai: sc:hon im Altertum bekannt, wo es vorzüglich zm Herstellung der Bwnze ver– wendet ,V1.u·de, konnte sich aber scheinbar neben dieser, nach den unbedeutenden Funden, nicht red1t dmd1seqe11. Das gleiche gilt vom frühen Mittelalter. Erst im 15. Jahrhundert scheint man die Eigensdiafie n, die das Zinn zue Herstellung von ki.iJ1stlerisd1 veredelten Gebraudisgegenstän– den empfehlen, entdeckt zu haben: sein silberi.ihn– liches Aussehen, seineWiderstandsfähigkeit gegen– über den Einflüssen der Atmosphäre 1md seine vielseitige techJiisc-he Zugänglichkeit, da es sich so– wohl gießen als auch treiben und gravieren läßt. Ein Prozentsaq Blei (im Verhältnis 1: 10) wurde dem Zinn von alters her zugeset~t, 1m1 seine Sprödig– keit zu vetTingern und wohl aud1 um es zu verbilligen . Dari.iber, dafl jenes Verhältnis nid1t betri.igerisd1 iiber:;d1ritten wurde, hatten die „ge– schworenen Meister" zu wad1en. In Frankreich, Deutschland und Osterreicb dTingt das Zim1 in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vor allem in die Zunfistuben vor, deren größten Schmuck die aus Hohlformen gegossenen und gravierten sogenmrnten „Schleifkannen" bildeten. (In den beiden leqtgenannten Gebieten hatte die im 13.Jahrhuudert erfolgte Entdeckung der Zinnlager im böhmischen und sächsischen Erzgebirge, die den früheren Import aus England und Spanien iiberflüssig machte, der Herstellung von Zinn– gerät einen starken Impuls gegeben.) Von den spätgotischen mächtigen Zunfikannen, meist ab– geplattet und graviert, sind nur wenige erhalten, infolgedessen sind sie sehr kostbar und bilden den Stolz der Museen. Die Breslauer SchJeifkmme von ca. 1500 zum Beispiel brachte auf der Lanna– Auktion 33.000 Mark (ohne Zusd1läge) ! Sie steht jeqt im Berliner Kunstgewerbemuseum, andere Stüd<:e verwandter Art in den Museen von Leipzig und Dresden. Auch das oberösterreichisd1e Landesmuseum hat ein solches spätgotisd1es Prad1tstück aufzu– weisen , die Kanne der Linz er R i e m erz u n f t vom J a h r e 1 5 1 2, kantig abgeplattet und zum Teil mit spätere n Gravierungen versehen. Sie 25

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