(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Winter 1936, Heft 2

Bilder der Eisdome in der Dachstein-Rieseneishöhle Licl1tbilcl : Lanclesverbancl für Fremdenverkehr in Oberösterrcicl1 Prachtvoll leuchtet es auf, das Licht der mächtigen elektrischen Lampen , die in mühevoller, hmstver– ständiger Arbeit unsichtbar im Eise verborgen wurden, durchstrahlt die Tiirrne und Zacken, die Schlote und Kamine einer zauberhaften Eiswelt, leuchtet in weiß und grün, schimmert bläulich und milchig wie Opal, offenbart geheimnisvollstes Heiligtum der Dachstein– berge . .. . Eine Stiege führt zwischen Eiswänden hinab zur Eiskapelle und wir betreten diese durch ein von der Natur meisterhaft geformtes Eisportal. Auch hier waren die Berggeister eifrig am Werke, auch hier in dieser ins Zwergenhafte verwandelte Polarlandschaft flammt und gliQert es, auch hier stehen wir stumm, fassungslos vor so viel Pracht und bewundern _die weit hereinhängende Eisdecke mit ihren zarten SpiQen tmd Girlanden und die schimmernden Bodenfiguren. Der Wunder ist aber noch lange kein Ende. Eine ungeheure Halle nimmt uns auf, spiegelglatt ist die weite Fläche des Tristan-Domes. Wie die Gletscher des hohen Nordens scheint das Eis im langsarn.en Flusse dahinzugle iten, Schlünde und Abgriinde zu füllen , ehe es sich in der Gralsburg zu himmel– stürmenden, in Licht und Farben jubelnden Zinnen und Söllern, Erkern und Bastionen aufbaut und wie ein Gebilde ferner Wolken vor uns ersteht. Uber den Cristallo-Gletscher in den Parsival-Dom, aus Sonnenlicht in Bergesnacht, aus Bergesnacht ins strahlende, sieghafte Licht der unterirdischen Gletscher– welt, vom Eisstrom zu den Türmen der Gralsburg, in der Riesenhalle des Parsival-Doms, die sich über den phantastischen Eisbildern des Löwen und Elefanten in ungeheurer Weite spannt! Noch einmal trinkt unser Auge die Welt des unterirdischen Eises! Vorhänge und SpiQen hängen herab, Kaskaden sind plöQlich erstarrt, Perlen und Opale glicyern, schimmern, locken, Zapfen stehen auf leuchtenden Sockeln, Wasser bildet Miniaturteiche, rinnt durch flimmerndes Eis, Bögen spannen sich, gewähren Durchblicke auf unbeschreibliche Märchen! Unsere Höhlenfahrten sind nicht zu Ende. Wieder winkt der Tag, aber lockt uns nicht! Wir eilen zur Schönbergalm zur-iiclc schlagen einen stimmungsvollen Pfad ein, der uns in entgegengeseQter Richtung; zu der schwindelnd hohen Ostwand des Mittagskogels führt, entzünden unsere Grubenlampen und fal.iren nodunals ein . Die Riesenwelt der Mammuthöble hat uns aufgenommen. Eine Welt für sid1, so dämonisch, so groß und wild, daß sie uns sofort in ihren Bam1 sclllägt. Wie muH das Wasser im Stromlauf der Paläotraun gebraust und gedonnert haben, ehe der „Schmetterlingsgang" u nd „Dorn ohne Namen", ehe der „große Dom" und das „Labyrinth" entstanden, ehe der Berg bewältigt war und ein verwi.J.·rendes NeQ von Gängen und HaUen die stürmende Kalkwand überWlmden hatte! Heute wandern wir auf gepflegienPfaden im verlassenenWasserreid1e durch den Berg, heute klopfen wir 21

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