(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Winter 1936, Heft 2
Dad1steineishöhle Licl1tbi ld : Speläologisches .Institut, Wien Die Schauhöhlen Oberösterreichs In den Schatkammern des Dachsteins und der schlafenden Griechin Von Regierungsrat Dr. Friedrich Morton, Hallstatt Am Ostende des Hallstätter Sees liegt angeschmiegt an dem sonnigen Nordfuß des Hohen Sarsteins der Ort Obertraun. Dmch duftenden Bergwald steigen wir am Nordhang des Dachsteinmassivs an. Fichten und Tannen rauschen, Spechte hämmern, Eichkä~d1en treiben ihr munteres Spiel, neugierig sichtet uns ein schlankes Reh. Nach zweistündiger Wanderung stehen wir plö~lid1 vor einem Märcbenbilde ! Der Wald weid1i zurück, ein freundlich-grüner Almboden nimmt uns auf. Rauch wirbelt aus dem Unter– kunftshause der Schönbergalpe. Berge und Wände umsdtließen einen welt– fernen und doch im Mittelpunkte des Fremdenstromes stehenden Kessel. Durch duftende Latschen und glühende Almrosen, dmch Purpmenzian und Ver– gillmeinnid1t sdtlängeH sich ein Pfad bergru1. Nach wenigen Minuten stehen ·wir vor dem Ein– gange zur UnterweH. Einen Blick noch werfen wir zurück auf Lid1i und Sonne. Tief u.nter uns li egt de i· Spiegel des Hallstätter Sees. Driiben im Schofle des gewaltigen Plassen das Salzbergwerk, die Stätte ältester europäisd1er Bergwerkskultur, der Si~ unerhörter Pracht, feinsten Kunstsinnes und fabelhaften Reichtums. Doch die Unterwelt lockt: ,,Einmal alle sieben Jahr' wil'd der Zauber offenbar ,, Die Bergesnacht hat uns aufgenommen . Die Uhr der Berggeister beginnt zu ticken, Tropfen auf Tropfen fällt. Ein un sid1tbares Wasser rausd1t, eine kühn angelegte Galerie führt uns e ine Fels– wand entlang über den großen Eisabgrund, und wie wil' so dastehen und dem seltsamen Orgeln tmd Brausen der Unterwelt lauschen, flammt es auf. Geister der Berge haben ihre Lämplein entzü ndet. 20
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