(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Sommer 1936, Heft 1
S ie h-agen alle ihre beste Tracht, die F1·aue n ze ige n sich mit pnmkvollen Goldhauben in sdrnrere n Seidenkle id ei-n und tragen Schmuck, w ie sonst bei k e in em Anlaß. Nach ein em re ich– lichen Imbiß fonniei-t sich der Hochzeitszug mit mögli chstem Gepüi.nge : an de1· Spi~e Musikanten mit Blasin strumenten. die weitere Reihenfolge ist ni cht gle id1 in den ve1·sc-hiedenen Gegenden. Me ist geht ein Trauzeuge als Bi-autfiihrer mit dei– Braut, die im Haai· einen Myi·te nkranz trägt. Dei– Bräutigam hat auf ei ern Hut, oft auch am Arm ein Rosmai·in sträufllein. Unte1·demKlang derKirchen– glocken und Jauchzen der Gäste und zahlre icher Zuschauer geht's zm Ki.t·d1 e, te ils zu Fuß, teils in festlich geschrniickten Wage n. dere n Pferde von „Fußkn echten" ge fiiln·t werden. Zur Trau– ung erklingen alte Hochzeitsli eder, nachh er wii-cl e in Amt gehalten, bei dem die Hochzeitsgi.i ste opfe rn gehen. Und dann zieht der festliche Zug voi-bei an den sich clri.inge nden Dorfbewohnern zum Wirtshaus. Die junge Frau aber streut Hi.i nde voll Geld stii c-ke in die Leute, die sic-h dai'urn balgen. lm Wirtshaus geht\; bald hoch he1: : ein „1.ic -ht" köstlicher Speisen folgt dem anderen, di e Musi– kanten blasen und die Stinmrnng wird irnme1· Fröhli cher. Da se~t der Tanz ein, den me ist de1· Brautführer mit der jungen Frau eröffn et, um sie dann ihrem Gatten zuzufi.ihren . Nlin tanzen alle. Um die Braut ist e in arges Geriß und ehe sich's de rBräutigamversieht, ist sie verschwunden. Sie ist „gestohlen" und si~t mm mit ihren Ent– fii hrern in irgend e inem anderen Wirtshaus, wo sie lustig weitei-zechen, bis sie der Ubeelistete e ndlich findet m1d durch Bezahlen der Zeche auslöst. Auch di e Mus ikanten haben ihTe Bräuche. Auf einmal sp ielen sie ganz falsch m1d machen das Tanzen unmöglich, bis der Brautfi.ibrer die i-i chtige „Salbe" findet und e inige größere Geld– süicke unter sie verteilt, da nn geht's ·wieder in fl ottem Tald und bestem Wohlklang. Gegen Abend wird wieder mehr gegesse n und getrnnken. Bei aller Reichhaltigkeit des MahJes werden aber doch Fisch und Wildbret vermi eden, welche nach altem Braud1 für des E:delmmrnes T isch bestimmt sind , hingegen darf die Gerstensuppe nicht fehlen , weld1e an den bäuerlichen Stand er innel't. Uberreste aus einer Zeit , di e den Unterschi ed der Sfa nde noch deutlich zur Geltung brachte. Wesentl ich untersche idet sich der Begriff Gast bei solc-h ei ne1: BaueJ:nhochzeit von unse l'en l l.od1zei1bitter Lichtbild: Dr. Uans Hannau, Steyr stadtischen Begriffen, denn hier muR sich der Gela– dene meist sein Essen selber zahlen. D er Preis hi efi.i r wird ibm schon vom „Bittlmann" genannt. Aus diesem Grunde kann oft nicht die ganze geladene Fainilie daran te ilnehmen , sond ern es ge ht lllff „eins" hin , der Mann , ehe Frau, '..velche fiir die Dal1eimgebliebenen Kostproben•der mehr ti-oc-kenen Speisen beiseite legen , das sogenan nte Bsd1oadessen. das sie dann in ein Tuch schlagen und als „Bschoadpakel" heimnehmen. Dies ist so sehr üblich , daß de1· Wirt meist schon ein en zwe ite n Teller dafür zu j edem Pla~e stellt. Spi:it nachts wircl"s, bis der Hochzeitlader mit einer Dankrede das frohe Fest beendet. Jeder packt noch .sein Bschoadpakel zusmrnnen , dann w ird das junge Paar von der Musik heimgeblasen; voran trägt der Hod1zeitmadier spriogend und sdi erze nd ei ne Laterne. Er kairn auch lustig sein , denn ist solch eine Hochzeit gelungen, wird sei n Verdienst darum stets re ichlid1 mit klingender Miinze an erkannt. 5]
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