(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Sommer 1936, Heft 1
Das Brautpaar Llchlbild: Dr. Hans 1-lannau, Steyr seine Einladung vor, recht feierlid1 und doch mit Humor, um. so ordentlich Lust zu machen, an der Hochzeit teilzunehmen und erwartete Geschenke mitzubringen. Das muß ein rechter Hochzeitlader verstehen. Sd10n am Tag vor der Hochzeit geht's mand1- mal, besonders im Inn- und Mühlviertel, hoch her; da findet das „Primiß-" oder „Brautgüter– fi.ihren" statt, wenn das Mädd1en aus dem Hause heimtet. Auf festlich mit Laub und Blumen ge– schmückten Wagen werden die Brautgiiter auf– geladen, je mehr Wagen dazu nötig, desto größer das Ansehen und damit die Teilnahme im Dorfe. Kunstvoll lrnd vorsichtig werden Betten und Kasten aufgetürmt, daß man ja gut die sd1öne Malerei und SdmiQarbeit sehen kann, Spinnrad und Wiege müssen nach altem Brauch unbedingt dabei sein. Ist es eine große Hochzeit, werden im Innviertel vor jeden Wagen vier stattliche Pferde gespannt. lhre Mähnen sind kunstvoll in Zöpf– chen geflochten und mit Blumen und Bändern geziert. So geht's dahin dmch den Ort zum künftigen Wohnhaus des jungen Paares. Hinter dem Wagen darf im Zug, der überall mit Jauch– zen und fröhlichen Zmufen begri.ifü wird, die „Brautkuh" nicht fehlen, die mit zur Aussteuer 50 Der Herr Trauzeuge Lichtbild: Dr. Hans Hannau, Steyr gehört. Aud1 sie ist festlich mit Blumen und Bändern geziert. Daim folgt ain Schluß die Braut, am Arm ein Körbchen, in dem sie :ihrem Bräuti– gam ein selbstgemachtesHemd, seinen Hausgenos– sen allerlei kleine Gaben bringt; denn „was man imBrautstand schenkt, ,-vird siebenfach vergolten". Oft wir d der Zug zum Spaß der Zuschauer auf– gehalten durch Spannen eines Str(d(es über den Weg oder ein anderes Hindernis. Jedesmal muß dann die Braut „Schnurgeld zahlen", um weiter– fahren zu können. Dafür steht ihr und im:en Leuten im Mühlviertel das Recht zu, alles zu behalten, was sie vom Zug aus erhaschen können. Besonders auf Geflügel haben sie es abgesehen , das dann, in einen bereitgehaltenen Sack gestedd, im Zuge mitgetragen wird. Am Ziel endlich wird alles ins Haus gesd1afft, ein Mahl eingenommen und bald findet sich der nächste Freundeskreis zusammen, der mit Lied und Tanz bis spät in die Nacht hinein das be– vorstehende Ereignis der Eheschliefümg vorfeiert. Böller und Freudensalven künden schon in aller Früh den Hochzeitstag. Im Mühlviertel ver– stehen sie es, mit langen, dicken Peitschen schuß– artige Geräusd1e zu erzeugen. Beim Friihstiid( sammeln sich die Hochzeitsgäste im Wirtshaus.
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