(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Sommer 1936, Heft 1

Von Sepp Wallner. Linz Von den Sportarten, die uns in Ausübung mit der Natur in Verbindung bringen, gilt neben dem Schilauf als eine der sd1önsten das Wasser– wandern im Faltboot oder Kajak. Alljährlich wenn der Fri.ihling in die Berge steigt, wird es auf unseren Flüssen lebendig. Das nmntere, immer frohe Volk der Paddler, das den Winter über fleißig Sdülaufen war, zieht zu den ersten Fahrten aus. Weitab von den belebten Autostraßen, vom Stadtlärm, geht die Fahrt auf Flüssen und über Seen . Dunkle Wälder, Berge und grüne Matten begleiten den Flufl . Herrhd1 ist der Morgen am Flufi und See, v;renn die ersten Vogelstimmd1en ertönen und die Sonne über die Waldberge ins Tal niederklettert, oder im Flachlande den weiten Flufl als Silberband erglänzen läflt. Einen langen Tag begleitet dann die Sonne den Paddler. An Bergen, Wäldern und Burgen vorbei, durch Auen und Städte oder über F loflgassen, Sehwälle und durch Felsengen geht die Fahrt. Am Abend steht das Zelt am Ufer, umrauscht von Wald und Wasser. Feuerlein flad<ern und Lieder klingen in die sternenvolle Nacht, von jungen, frohen Menschen gesungen. Wie beim Bergsteigen das Klettern, so ist beim Paddeln das Befahren der Wildflüsse das größte Erlebnis und die Endsteigerung dieses Sportes. Viel Mut, Kenntnis und Geschicklichkeit ist not– wendig, um die Wildflüsse unserer Alpen be– fahren zu können . In herrlichen Tälern geht es in sdrneller, sprii}ender Fahrt durdi Sehwälle und Widerwellen, Felssdiluchten und Floflgassen bergaus ins Flad1land. Das Wildwasserfahren entspridit dem sportlid1en Kampfgeist und ist im Sinn und Wesen dem Klettern ganz nahe verwandt. Die Kleidung usw. komrn.t in wasserdichte Säcke. Die Spritzdecke schließt, um die Brust befestigt, das Boot nach auflen ab, dieselbe ist aher im Bedarfsfalle sofort tmd leimt zu lösen. So kann man durd1 die schwersten Sd1wälle und „Bred1er" , die von den Felsufern zuri.ick– sd1lagen, durchfahren. Genau müssen die Sehwälle und Widerwellen abgesdiäi}t tmd im riditigen Winkel „geschnitten" werden. Wer etwas über– sieht, liegt sdion im nassen Bett. Nun heißt es aus dem Hexenkessel rausschwimmen und an ruhiger, sicherer Stelle kommen Boot und Falner wieder gli.icklid1 zusammen . Nadidem Boot und Inhalt „entwässert" sind, geht es weiter in eiliger Falu·t durch sonniges Land. Wenn es einmal anders ausgeht, dafl etwa das Boot irgendwo in den Felsen hängen bleibt, sind die Kameraden da, die helfend beispringen. Den Anfang machte man seinerzeit mit den, den Eskimos abgeschauten Kajaks, denen dann die zusammenlegbaren Faltboote folgten. Beide Arten genossen damals in bezug auf Sicherheit wenig Vertrauen; dies mag auch, da ja die ganze Sache nod1 in den Kinderschuhen steckte, be– gründet gewesen sein. Heute bringen leistungs– fälüge , moderne FaltbootwerftenBoote in höd1ster Vollendung, Qualität und auch Stabilität heraus. Daneben hat der Osterreichische Kajal(.verband (Oberer Donaukreis) durd1 Miüubeit an der Flußfülll'erliteratur, Veranstaltung von Führungs– fahrten usw. in unserem Lande viel zum Volks– tiimlid1werden des Paddelns be igetragen. Will man die Länder in Verbindung der Mög– lichkeit desWasserwanderns eüneihen, so kommt Osterreich an eü1e der ersten Stellen; Vorarlberg hat den Rhein , Tirol den Inn, Kärnten die Drau, Salzburg die Salzach und Steiermark die Mur neben anderen kleü1eren Möglid1keiten zum vVas:;erwandern. An erster Stelle von den Btrnde:;– ländern kommt aber Oberösterreid1 mit seinen vielen Gewässern. Da haben wir neben der Donau einmal den Inn, die Traun, die Enns, die Ager und nod1 mehrere kleinere Gewässer w ie die Aschach usw. So . ist Oberösterreich auch bezüglid1 des Wasserwanderns als ein erst– rangiges Fremdenverkehrsland anzusprechen. Mit den Weilen unserer berggrünen Fli.isse ziehen frohe Mensd1en dahin und erzählen uns leuchtenden Auges vom sdiönen, unvergefllichen Erleben des Wasserwanderns. 41

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