(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 3. Jahrgang, Sommer 1936, Heft 1

Micl1ael Pachers Altar in St. Wolfgang Von Dr. Gustav Gugenbauer Mit einem Riesenschl'itt se~t um 1480 Italiens erwachender Geist über die Alpen und hat in unseremLande in MichaelPad1ers AltarinSanktWolfgangden ersten Meilenstein römischer Größe im noch so ganz gotischen Norden ehern errichtet; vor seinem si:id– lid1en Glanz ziehen die heimi– schen Heiligen sich zmück in die böhmischen Wälder und dort ge– lobt ihnen der Ritter Christoph von Zelking, ·Herr auf Weinberg, eine neue Heimstatt, die sie um 1500 hermn beziehen, die heute so berühmte Kirche zu Kefer– markt. Steht der Altar zu St. Wolf– gang in goldener Prad1t, so der jüngere winterlich herb und zm Not nur vollendet, eisige Kühle unnveht seine nordische Strenge. Der Altar mit p;eöffnete11 F liige lfüren St. Wolfgangs uraltes I- :leibgttun, Ziel sehnsi.ich– tiger Pilger aus allen deutschen Gauen , trägt diese Altersspm deutlich und voll Würde; schöne geschrnüdde Pforten nehmen un s auf und ge– ballte Massen strenger und doch wiede1· hei– meliger, schü~ender Mauern tmd Gewölbe ; und dann öffnet sich der Bogen des Chors w-ie zum Blid< auf die Wunder des Himmels, und was sonst im Ramn seitlicher Pfeiler und Schiffe noch Pla~ bot, füllt das dunkle Glühen tmd der heilige Atem späten Barod<s mit gedämpfter Pracht. Das Gotteshaus selbst aber steht still ·wi.e geduckt im Winkel des Sees, nicht verwoben in den Mythos der Landsd1aft, die nach Süden zn ihre Rätsel spinnt; ei n tausendjähriges Ganzes hat hier eine tiefe Furche in s Antli~ der Heimat gegraben; wenn einst w ieder der Wald über die heilige Stelle wud1ei·n wied, dann kündet 11id1ts mehr von dem Wunder, das hier einmal stand, von dem Traum, den der gotische Mensch dem Holze vermählte; und das Wunder der Welt, das imWei-ke sid1 spiegelt, wer weiß noch wie lang, 29

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